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Klimakleber: Geldstrafe nach Festklebeaktion am Stachus

Klebeaktion am Stachus: Drei Aktivisten werden vom Amtsgericht wegen Nötigung zu Geldstrafen verurteilt. Doch das Trio will weiter protestieren.
von  John Schneider
Klimaaktivisten haben sich am 3. November am Stachus auf der Straße festgeklebt. (Archivbild)
Klimaaktivisten haben sich am 3. November am Stachus auf der Straße festgeklebt. (Archivbild) © hub

München - In seinem letzten Wort fordert Klimaaktivist Jakob Beyer die Amtsrichterin auf, klar Stellung zu beziehen. Ihm sei eine harte Strafe lieber als eine Geldstrafe am unteren Rand. Der 30-Jährige will Klarheit bekommen, ob die Justiz Sitzblockaden als legitimes Mittel des Protestes anerkennt.

Seine Mitstreiterin Miriam Meyer schlägt in dieselbe Kerbe. Auch die 29-Jährige fordert von Richterin Melanie Martinez Esturo eine harte Strafe – oder Freispruch. "Was mir lieber wäre", fügt sie hinzu. Aber falls das Amtsgericht sie schuldig spricht, fordert die junge Frau, dass man sie dann doch bitte wegsperren solle.

Klimakleber kamen nach Stadelheim

Die beiden waren gemeinsam mit der 42-jährigen Judith Beadle – die am Dienstag ebenfalls auf der Anklagebank Platz nehmen musste – am 3. November des vergangenen Jahres an zwei Blockadeaktionen am Stachus beteiligt, bei der sich Teilnehmer mit den Händen an der Fahrbahn festklebten.

Viele Münchner Autofahrer standen aufgrund der Aktion über Stunden im Stau. Die Staatsanwaltschaft geht deshalb von Nötigung aus.
Da sie nach ihrer zweiten Festnahme an diesem Tag der Polizei angekündigt hatten, weiter zu machen, musste das Trio einige Wochen in Stadelheim verbringen, um dies zu verhindern.

Klimakleber wollen weitermachen

An ihrer Haltung änderte das offenbar nichts. Sie wollen weitermachen, erachten ihre Protestaktionen als legitim. Auch bei der Verhandlung am Dienstag bekräftigt Beyer, dass man weiter groß stören wolle, um nicht ignoriert zu werden. So soll die Aufmerksamkeit auf den Klimaschutz und das Versagen der Politik gelenkt werden. Und auf die Ungerechtigkeit, dass diejenigen, die am meisten leiden, am wenigsten für den Klimawandel können.

In einem flammenden Appell zu Prozessbeginn, erklärt der 30-Jährige unter Tränen, dass wir zwar im Dachgeschoss des Hauses Erde leben, dass das Erdgeschoss aber schon brenne: "Milliarden Menschen leiden." Die Kipppunkte der Entwicklung rücken rasch heran. Bald schon könne man der Klimakatastrophe nur noch zuschauen, aber nicht mehr handeln.

Applaus von Zuhörern

Als der Appell endet, brandet Applaus von den Zuhörerbänken auf, der aber schnell von der Richterin unterbunden wird. Sie urteilt am Ende, dass alle drei der Nötigung in zwei Fällen schuldig sind. Es wird dann aber nicht das harte Urteil, dass sich die Angeklagten wünschten: Die Richterin bleibt beim Strafmaß (30 mal 15 Euro, also 450 Euro Geldstrafe) sogar noch ein gutes Stück unter der Forderung des Staatsanwalts (50 Tagessätze).

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