Klima-Outlaws im Nikotin-Biotop
Die Klima-Outlaws begeben sich klaglos ins Nikotin-Biotop vor den Kneipen um dort Schicksalsgemeinschaften zu bilden. Das verbindet und hat so manche Vorteile.
Langsam gewöhnen wir uns an das Bild. Zum Beispiel abends um halb elf in der Leopoldstraße: Da stehen sie in Grüppchen vor gastronomischen Betrieben und nehmen eine Auszeit von der rauchfreien Zone. Ziehen genüsslich am Glimmstängel, inhalieren andächtig und lassen den Restrauch sacht entweichen.
Nein, diese Frauen und Männer machen keinen aggressiven Eindruck. Sie haben sich abgefunden mit ihrer Rolle als Klima-Outlaws und begeben sich klaglos ins Nikotin-Biotop.
In Wellen brandet der Verkehr über die Leopold. Ansonsten ist es angenehm ruhig. Keiner muss plärren, die Menschen unterhalten sich in Zimmerlautstärke. Da entstehen oft intensivere Gespräche als drinnen, wo der Geräuschpegel oft die Dezibelzahl in der Allianz Arena erreicht.
Man kommt sich doch recht schnell nah in so einem ausgelagerten Raucher-Rudel. Geteilte Isolation eint.
Auch das Benutzen eines Handys macht in der Zigarettenpause Sinn. Der Empfang ist prima, und während des Telefonierens kann sich der Mensch schön die Beine vertreten. Dann wird ihm nicht so kalt.
Und so hat das Verbot auch seinen Sinn. Draußen-Rauchen verbindet und ist gesund – schließlich ist man an der frischen Luft. Und man lernt eventuell nette Leute kennen.
Nur die Wirte – so ist zu hören – sind gar nicht glücklich. Gäste vor der Tür konsumieren nicht, das ist schlecht. Und bei den Gastronomen geht ein ganz ungutes Gefühl um: Dass der eine oder andere seine Rechnung in der Wirtschaft vergisst und einfach geht. Zum Zigaretten-Holen. Und wie sowas ausgeht, wissen wir ja.
Detlef Vetten
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