Klima-Kleber in München: Chronik einer Eskalation
München - Manche Dinge werden im Rückblick schnell klarer. So auch die Entwicklung der Umweltproteste in München, die Aktionen der "Klima-Kleber" der "Letzten Generation" und von Gruppen wie "Extinction Rebellion" und "Scientist Rebellion".
Das AZ-Archiv verzeichnet die erste Klebe-Aktion am 31. Januar in Berlin, Hamburg und Stuttgart. In München ist die erste Aktion am Mittwoch, 23. Februar: Eine Gruppe von Aktivisten klebt sich am Flughafen auf eine Zufahrtsstraße. Der Verkehr wird kaum behindert, Feuerwehr und Sanitäter lösen sie von der Straße. Damaliger Fokus des Protests: Das Retten von Lebensmitteln.
Flughafen München: Aktivisten kleben sich an Zufahrt fest

Die Situation spitzt sich ein erstes Mal Ende Mai zu, als Klima-Aktivisten sich auf eine Autobahnabfahrt der A95 kleben. Wütende Autofahrer werden zum Teil handgreiflich gegenüber den Protestierenden.
Autofahrer stinksauer: Klimaaktivisten kleben sich auf A95 fest

Weitere Blockade-Aktionen ähnlicher Art folgen in den kommenden Wochen, wobei einige auch misslingen. Dann folgen einige ruhigere Wochen, bis dann im August ein nächster großer Aufschlag folgt: Die "Letzte Generation" hat sich in München neue Ziele gesucht, kleben sich in der Alten Pinakothek an ein Gemälde und in der Allianz Arena ketten sie sich ans Tor.
Museum: Aktivisten beschädigten Rahmen von Rubens-Gemälde

Bei Bayern-Spiel: Aktivisten wollen sich an Torpfosten festketten

Im September dann sind die ersten Klima-Kleber vor Gericht: die Staatsanwaltschaft wirft zwei Frauen und einem Mann Nötigung vor, weil sie sich auf die Straße geklebt haben. Das Urteil:
Prozess in München: Klebe-Aktivisten kommen mit Verwarnung davon

Die Debatte nimmt derweil deutschlandweit an Fahrt auf, als die Aktivisten Ende Oktober erklären, vermehrt Autobahnen blockieren zu wollen. Bei einer Blockade in Berlin am 31. Oktober bleibt ein Rettungswagen im Stau stecken (ob und wie die Klimaaktivisten daran eine Mitschuld tragen, ist umstritten). Eine Radfahrerin, die von einem Betonmischer überfahren wird, stirbt später im Krankenhaus.
Viele Politiker fordern eine härtere Vorgehensweise gegenüber den Klima-Klebern. Die wird in Bayern aber schon vorher angeschlagen: Aktivisten der Gruppe "Scientist Rebellion" kleben sich am Samstag, 29. Oktober, in der BMW Welt an ein Auto und betätigen den Feueralarm.
Drei von ihnen kommen für einen Monat in Präventivhaft – es ist das erste Mal, dass dieses Mittel seit der IAA-Proteste im Herbst 2021 angewandt wird.
Nach BMW-Klebe-Aktion: Klimaaktivisten in Präventivhaft

Seither haben sich diese Abläufe eingeschliffen: Klima-Aktivisten kleben sich fest (aktuell besonders gerne am Stachus), die Polizei verhaftet sie und steckt sie in Präventivhaft. Mal kürzer, mal länger.
Bei den Klima-Klebern im Knast: Die AZ besucht inhaftierte Aktivisten

Anfang Dezember versucht die Stadt, die Klima-Kleber mittels einer sogenannten "Allgemeinverfügung" zum Aufhören zu bringen: Von Samstag, 10. Dezember um 0 Uhr bis 8. Januar verbietet sie diese Protestform.
München verbietet Klima-Kleber-Proteste bis 8. Januar – Aktivisten am Hauptbahnhof auf Straße geklebt

Aber: Auch das hält die "Letzte Generation" nicht davon ab, weiter zu protestieren, sich weiter auf Straßen festzukleben und für Aufregung zu sorgen. Einige von ihnen nehmen dafür auch in Kauf, Weihnachten und Silvester in Präventivgewahrsam zu verbringen.
Aktivisten der "Letzten Generation": Weihnachten im Gefängnis

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