Klima-Camp auf der Theresienwiese: Ein Stachel im Fleisch sein

Gegen den Klimawandel: Bis einschließlich Sonntag will das Klima-Camp mitten auf der Theresienwiese das Bewusstsein für Umweltfragen stärken und gleichgesinnte Umweltschützer zum Ideenaustausch zusammenbringen.
Daniel von Loeper
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Sie wollen die bessere Vernetzung Gleichgesinnter erreichen: die Organisatoren Hagen Pfaff und Eva Winker.
Sie wollen die bessere Vernetzung Gleichgesinnter erreichen: die Organisatoren Hagen Pfaff und Eva Winker. © Daniel von Loeper

München - Es ist windig auf der Theresienwiese, sehr windig. Die Skateboard-Fahrer mit ihren großen Segeln freut das. Ein wenig wärmer könnte es aber schon gerne sein. Vielleicht haben sich deshalb am ersten Tag des Klima-Camps erst wenige Teilnehmer eingefunden. "Um die 50", schätzt Mitorganisator Hagen Pfaff (59). 300 sollen es mit dem schöneren Wetter am Wochenende schon noch werden, hoffen er und seine Mitstreiterin Eva Winker (29).

Zirkuszelt auf der Theresienwiese

Am Standort kann es jedenfalls nicht liegen. Zentraler geht's nimmer. Wer am Fuße der Bavaria auf das Festgelände schaut, entdeckt sofort das große blaue Zirkuszelt mit den gelben Sternen in der Mitte des Platzes und die kleineren weißen Zelte auf der umzäunten Fläche drumherum.

Hier gibt's Infos für Teilnehmer und Besucher

Zentrale Anlaufstelle für Teilnehmer und Besucher ist das Info-Zelt. Hier kann man sich als Helfer eintragen lassen oder das Programm sondieren, um an einer der Diskussionsrunden oder Workshops teilzunehmen (Programm und mehr auf klimacamp-muenchen.org).

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Updates vom Weltklimarat

Den Anfang macht am Donnerstag unter anderem Ingenieur Michael Jäger. Der berichtet seinen Zuhörern im Zelt, was im IPCC Report (Intergovernmental Panel on Climate Change, auch als Weltklimarat bekannt) steht. Nicht viel Gutes jedenfalls. Das 1,5 Grad-Ziel ist kaum noch zu erreichen und der Klimawandel trifft arme Länder im globalen Süden am härtesten.

Die jungen Aktivisten fürchten Umweltkatastrophen

"Wenn wir nicht handeln, dann müssen Menschen aus ihren Heimatländern fliehen und wir werden von Umweltkatastrophen geplagt", sagt auch Alisa. Die 17-Jährige ist "gerne auf dem Klima-Camp, um ein paar Tage bewusst dort zu leben." Das gilt auch für Johanna (16), ihre Freundin. "Es ist "sehr cool, auf dem Klima-Camp dabei zu sein." Die beiden zelten auch auf dem Areal. Johannas Motivation: "Ich bin da, um neue Leute und neue Dinge kennenzulernen."

"Sehr cool dabei zu sein": Alisa (17) und Johanna (16) zelten beim Klima-Camp auf der Theresienwiese. Die beiden Freundinnen wollen in den Tagen bis Sonntag vor allem neue Leute und neue Dinge kennenlernen.
"Sehr cool dabei zu sein": Alisa (17) und Johanna (16) zelten beim Klima-Camp auf der Theresienwiese. Die beiden Freundinnen wollen in den Tagen bis Sonntag vor allem neue Leute und neue Dinge kennenlernen. © Daniel von Loeper

Gleichgesinnte kommen ein paar Tage lang zusammen

Das gilt auch für die Doktorandin Annika Mayer (28): "Ich möchte mich auf dem Klimacamp mit Menschen verbinden, die gleich denken", sagt die Veganaktivistin. Und liegt damit auf einer Linie mit den Organisatoren. Die setzen vornehmlich darauf, Gleichgesinnte für ein paar Tage zusammenzubringen.

Alternativen zum aktuellen Kurs

Eva Winker hofft auf viele verschiedene Menschen, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen. "Die Vernetzung ist wichtig", formulieren die Organisatoren ihren Anspruch. Die Politik stelle sich oft als alternativlos dar. Das Klima-Camp will dagegen Alternativen zum derzeitigen Kurs aufzeigen. "Wir wollen ein Stachel im Fleisch sein", sagt Hagen Pfaff. Deswegen sei es auch wichtig, für Öffentlichkeit zu sorgen.

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"Wir wollen den Platz zurückerobern"

Der prominente Standort an dem im September ein großes Volksfest gefeiert wird, sollte helfen, diesen Öffentlichkeitseffekt herzustellen, hoffen die Organisatoren. Eintritt muss der Besucher nicht zahlen, man habe auch versucht, so barrierefrei wie möglich zu sein. "Wir wollen den Platz zurückerobern", erklärt Hagen Pfaff und setzt auf die Wirkung des "mythischen Ortes".

Gratis Kaffee in der Küäfa-Schänke

Auch die "Küäfa-Schänke" ist eine augenzwinkernde Anspielung auf das Festzelt eines Münchner Großgastronomen. Klar, dass es den Kaffee hier nur mit Hafermilch gibt. Zahlen muss man nichts, Spenden sind aber willkommen. "Es braucht besseres Bewusstsein, wie man in dieser Welt miteinander umgeht. Ich möchte mich auf dem Klimacamp mit Menschen verbinden die gleich denken", erklärt Annika Meyer ihr Interesse am Klima-Camp.

Das findet zum vierten Mal im Münchner Raum statt. 2018 machte das Camp in Vaterstetten den Anfang. In den Jahren 2020 und 2021 organisierte sich das Klima-Camp im Kreativquartier am Leonrodplatz. Im Norden der Republik gab es solche Camps bereits früher.

Annika Meyer (l.) und Helena Detsch hoffen auf spannende Vorträge beim Klima-Camp auf der Theresienwiese.
Annika Meyer (l.) und Helena Detsch hoffen auf spannende Vorträge beim Klima-Camp auf der Theresienwiese. © Daniel von Loeper

"Spannende Vorträge zu zukunftsgerichteten Themen"

Warum ist Künstlerin Helena Detsch (30) heuer dabei? "Ich bin auf dem Klima-Camp wegen der spannenden Vorträge zu zukunftsgerichtete Themen." Die engagierte Tier- und Umweltschützerin findet, dass "zu wenig passiert". "Seit Jahrzehnten wird geredet, aber es tut sich wenig." Die Crux: "Vieles ist auf Wachstum getrimmt.

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26 Kommentare
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  • Bayern69 am 22.05.2023 11:20 Uhr / Bewertung:

    Klima hin, Klima her. Die Menschen haben es satt, sich von einer ideologschen Sekte vorschreiben zu lassen, wie sie zu leben haben. Es hat den Staat nicht zu interessieren, welches Auto ich fahren und womit es angetrieben wird. Das ist alleine meine Entscheidung. Klimawandel hat es schon immer gegeben. Einen weiteren werden wir paar Hansel in Deutschland nicht aufhalten können. Noch dazu die AKWs abzuschalten ... Hier wird mit Argumenten der 80iger gegen die Kernkraft gearbeitet. Die Technik ist doch heute viel, viel weiter als damals. Diese Tagediebe sollen doch die Welt bekehren, aber uns doch bitte in Ruhe lassen mit ihrem Geschwätz.

  • Scholli am 21.05.2023 22:53 Uhr / Bewertung:

    Solange die Wiesn nicht anderweitig gebraucht wird, können die sich da ganzjährig ankleben. Um Nahrung, AA und Pipi müssen sie sich aber selbst kümmern: Verantwortung für das übernehmen, was man tut.

  • kritischer Leser am 21.05.2023 09:57 Uhr / Bewertung:

    "Das 1,5 Grad-Ziel ist kaum noch zu erreichen..." Woran werden diese ominösen "1,5 Grad (Celsius, oder was?) eigentlich fest gemacht? Gefühlt ist es um 10C zu kalt, und nicht zu warm. Ich, Baujahr '60, kann mich noch gut daran erinnern, daß wir früher Mitte April im See geschwommen sind, das Wasser war zwar noch frisch, aber die Luft war warm. Heuer hatte ich noch gar keine Lust zum baden gehen.
    Sollen diese Klima-Chaoten doch nach China, Indien, Asien, etc zum demonstrieren gehen, dort sind Kohlekraftwerke in Planung und im Bau, nicht zu Dutzenden, sondern zu Hunderten. Zeitgleich werden reihenweise Kohlebergwerke aufgefahren, klar, die Kraftwerke brauchen Brennstoff. Aber dazu fehlt diesen wohlstandsverzogenen Gören (um nicht zu sagen Rotzlöffel) einfach alles: das Hirn, die Courage, und das Geld. Da demonstrieren wir schon lieber in unserem muckeligen D-Schland, wo wir nix zu befürchten haben, weder von der Judikative, noch von der Exekutive, gell?

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