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Klima-Aktivisten blockieren BlackRock-Zentrale am Lenbachplatz

Die "Scientist Rebellion" haben am Dienstagmittag die Münchner Zentrale des Vermögensverwalters BlackRock blockiert und beschmiert. Die Klimaschützer behaupten, dass die Firma in dreckige Energie investiere und so für Ungleichheit sorge.
von  Hüseyin Ince
28 Mitglieder von "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" blockierten am Dienstag das BlackRock-Gebäude am Lenbachplatz.
28 Mitglieder von "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" blockierten am Dienstag das BlackRock-Gebäude am Lenbachplatz. © Daniel von Loeper

München - Kurz nach zwölf Uhr mittags sind Männer und Frauen in weißen Kitteln von den Organisationen „Scientist Rebellion“ und „Debt for Climate“ ins Haus an der Ottostraße 1 eingedrungen. Bei der Polizei ging ein Notruf ein.

Festgeklebt am Büroeingang

Bis zu 30 Klimaaktivisten hatten sich gezielt an den Haus- sowie an den Büroeingang von Blackrock geklebt, wie so häufig mit ihren Händen. Die Polizei wartete zunächst ab. Es musste laut Polizeisprecher Werner Kraus erst geklärt werden, ob es sich um einen Hausfriedensbruch handelt. Gegen 13.30 Uhr stand fest: Es ist einer.

28 Mitglieder von "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" blockierten am Dienstag das BlackRock-Gebäude am Lenbachplatz.
28 Mitglieder von "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" blockierten am Dienstag das BlackRock-Gebäude am Lenbachplatz. © Daniel von Loeper

Kunstaktion mit Wissenschaftlern

Inzwischen hatten die Aktivisten eine Kunstaktion vor dem Büroeingang von Blackrock vollführt, gefilmt und auf Twitter veröffentlicht. Dabei kniete sich eine der Wissenschaftlerinnen, die an dem Protest mitwirkte, vor den Büroeingang, öffnete den Mund und ließ sich mit Kunstöl überschütten. Dabei schrien die Mitstreiter der Frau auf Englisch: „Was wollen wir? Klimagerechtigkeit! Wann wollen wir sie? Jetzt!“

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Polizei mit 20 Einsatzfahrzeugen vor Ort

Die Münchner Polizisten holten Lösungsmittel aus dem Kofferraum, lösten bei den Aktivisten den Klebstoff von den Händen und führten sie zu den etwa 20 Einsatzfahrzeugen, die an der Ottostraße parkten. Die Personalien der internationalen, gewaltfreien Gruppe wurden festgestellt. Die Aktivisten mussten den Personalienbogen, den Beamte anhand der Ausweise ausgefüllt hatten, unterschreiben. Einige fragten, was passieren würde, wenn sie es nicht täten. „Dann werden Sie festgenommen“, sagten die Beamten auf Englisch.

Mit dabei: ein Münchner Chemiewissenschaftler 

Ein Aktivist, der sich nicht festgeklebt, aber die Gruppe unterstützt hat, ist der Münchner Chemiewissenschaftler Mark Viebrock. Der 29-Jährige erklärte, warum Blackrock ins Visier der Umweltschützer geraten ist: „Blackrock investiert massiv in fossile Energieträger“, so Viebrock. Das Unternehmen trage zur Klimaerwärmung bei und investiere in die Ausbeutung der Ressourcen der Länder im globalen Süden. „Die haben weltweit maximalen Einfluss“, sagte Viebrock.

So manch einem kommt der Name des Unternehmens bestimmt bekannt vor. Der CDU-Bundesparteichef Friedrich Merz war vor seiner aktuellen politischen Karriere lange Jahre für Blackrock aktiv, was immer wieder Thema in den Medien gewesen ist.

Radikaler Protest als letzter Ausweg

Klimaaktivist Viebrock forscht regelmäßig zum Thema zivile Sicherheit. Für Feuerwehr und Polizei erstellt er Sicherheitsprogramme. Er habe keinen anderen Weg mehr gesehen als den radikalen Protest. „Ich habe Angst vor parallelen Umweltkatastrophen, die uns völlig überfordern werden“, sagte er. Da seien große Unglücke wie im Ahrtal gar kein Vergleich dazu.

FDP/Bayernpartei fordert härteres Durchgreifen

Die Protestphase der Aktivisten soll bis zum 4. November andauern. Diese Ankündigung hat die Stadtratsfraktion der FDP/Bayernpartei dazu bewogen, einen Dringlichkeitsantrag für die Stadtrats-Vollversammlung von Mittwoch einzureichen. Sie wünscht sich ein härteres Durchgreifen gegen Klima-Aktivisten und fordert mit Blick auf angekündigte Aktionen konkrete Schritte der Stadt.

28 Mitglieder von "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" blockierten am Dienstag das BlackRock-Gebäude am Lenbachplatz.
28 Mitglieder von "Scientist Rebellion" und "Debt for Climate" blockierten am Dienstag das BlackRock-Gebäude am Lenbachplatz. © Daniel von Loeper

Dem Stadtrat möge dargestellt werden, "welche Maßnahmen zum Schutz von Kulturgütern, öffentlichen Einrichtungen, des Straßenraums und der Infrastruktur" die Stadt ergreifen wolle, "um Schaden von der Stadt abzuwenden", heißt es in einer Mitteilung der Fraktion.

So seien weitere "Stör-Aktionen" von Gruppierungen wie "Scientist Rebellion" für München angekündigt worden. Die Forderung der FDP/Bayernpartei: "Der Stadtrat erhält einen Bericht der zuständigen Sicherheitsbehörden über deren Einschätzung der Lage und welche Maßnahmen gegebenenfalls erforderlich sind."

Richard Progl: "Das sind keine Aktivisten, das sind Verbrecher"

Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei) plädiert für ein "rigoroseres Durchgreifen" der Polizei: "Es kann doch nicht sein, dass sich Leute auf die Straße kleben und das Ganze dann in der Breite auch noch verharmlost wird. Das sind keine Aktivisten, das sind Verbrecher", sagte er der AZ.

Richard Progl sitzt für die Fraktion FDP/Bayernpartei im Stadtrat. (Archivbild)
Richard Progl sitzt für die Fraktion FDP/Bayernpartei im Stadtrat. (Archivbild) © Nagy/Presseamt

Man spreche da von Delikten wie Nötigung und von gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr. Konkret für die angekündigten und teils schon laufenden Aktionen in München setzt sich die FDP/Bayernpartei-Fraktion laut Progl zum Beispiel für umfangreiche Einlasskontrollen in den Museen ein.

Zuletzt waren Kulturgüter, wie zum Beispiel ein Monet-Gemälde in Potsdam, beschädigt worden. "Die Gruppierungen schrecken bei ihren Aktionen nicht vor Straftaten zurück und auch nicht davor, potenziell Menschenleben zu gefährden", heißt es im Antrag.

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