Kleine Münchner Friedhöfe: Die letzte Ruhe der Promis

Nymphenburg, Neuhausen, Perlach, Maxvorstadt oder Solln: Auf Münchens kleinen Friedhöfen ruhen viele Prominente und Persönlichkeiten
von  Myriam Siegert

MÜNCHEN 40 Friedhöfe gibt es in München. Einige sind groß und bekannt, andere sind klein und versteckt. Jetzt zu Allerheiligen werden sie alle gut besucht sein. Traditionell besuchen die Katholiken an diesem Feiertag die Gräber und gedenken der Verstorbenen. Die Ursprünge des Festes reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück. Es entstand aus der Verehrung der christlichen Märtyrer.

Doch auch wer kein Grab von Angehörigen besucht, kann auf den Friedhöfen viel entdecken. Viele Prominente und Persönlichkeiten haben in der Landeshauptstadt ihre letzte Ruhe gefunden. Mit der Geschichte des Alten Nördlichen Friedhofs in der Maxvorstadt haben sich Isolde Ohlbaum und Axel Winterstein in ihrem Buch „Gewesen, nicht vergessen“ beschäftigt. In dem Band mit vielen stimmungsvollen Fotos (siehe Foto unten: Isolde Ohlbaum) bieten die Autoren einen spannenden Einblick in Stadtgeschichte und -entwicklung (MünchenVerlag, 2012). Auch und gerade wenn der Ansturm zu Allerheiligen vorbei ist. Ein idyllischer Spaziergang durch die Oasen der Ruhe mitten in der Stadt lohnt sich zu jeder Jahreszeit.

 

 Der alte Dorffriedhof Bogenhausen: Prominenter geht’s nicht

 

Der Bogenhauser Friedhof auf dem rechten Isarhochufer besteht schon seit dem 9. Jahrhundert. Ursprünglich war er Ruhestätte der alteingesessenen Bogenhauser Familien. Er liegt um die Kirche St. Georg am Kirchplatz und heißt daher auch Friedhof St. Georg. 1892 wurde Bogenhausen eingemeindet, 1902 übernahm die Stadt den ehemaligen Dorffriedhof. Nur der alte, südliche Teil mit den angrenzenden Mauergräbern gehört der Pfarrkirchenstiftung Heilig Blut.

Eine Besonderheit sind die vielen bemalten, schmiedeeisernen Grabkreuze, die das Bild prägen. Nur 208 Grabplätze stehen zur Verfügung. Hier kann nur bestattet werden, wer zum Zeitpunkt des Versterbens mindestens 20 Jahre lang in Bogenhausen gewohnt hat.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Bogenhausener Friedhof der Prominentenfriedhof Münchens. Viele bekannte Persönlichkeiten sind hier bestattet. Unter anderen: Regisseur Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) und Filmproduzent Bernd Eichinger (1949-2011), die Schauspieler Helmut Fischer (1926-1997), Walter Sedlmayr (1926-1990), Liesl Karlstadt (1892-1960) und Siegfried Lowitz (1914-1999), die Schriftstellerin Annette Kolb (1870-1967), die Autoren Erich Kästner (1899-1974) und Oskar Maria Graf (1894-1967), der Dirigent Hans Knappertsbusch (1888-1965) oder der Musikproduzent Monti Lüftner (1931-2009).

 

Die kleinste Ruhestätte der Stadt: Der Winthirfriedhof in Neuhausen

Die erste urkundliche Erwähnung des Friedhofs Neuhausen stammt aus dem dem Jahr 1315. Er ist nach dem „seligen Winthir“ benannt. Ende des 15. Jahrhunderts wurde die gotische Kirche erbaut, 1597 wurde das Grab des seligen Winthir in die Kirche integriert. Im Volksmund spricht man daher vom „Winthirfriedhof“ und „Winthirkircherl“.

Der Friedhof besteht aus einem kirchlichen und einem städtischen Teil. Heute ist er rund 2800 qm groß, es gibt etwa 180 Grabstätten. Der Gräberanzahl nach ist er daher der kleinste Friedhof Münchens.

Wer auf dem Neuhauser Friedhof beerdigt werden möchte, muss mindestens 30 Jahre lang einen durchgängigen Hauptwohnsitz im Bestattungsbezirk Neuhausen gehabt haben.

Heute werden auf dem ehemaligen Dorffriedhof vor allem Personen beerdigt, die sich um die Stadt München verdient gemacht haben.

So der Schöpfer der Bavaria, Ferdinand von Miller (1813-1887) und sein Sohn, der Gründer des Deutschen Museums, Oskar von Miller (1855-1934). Der Erzieher König Ludwigs I. Joseph Anton Sambuga (1752-1815), der AZ-Kolumnist und Schriftsteller Sigi Sommer (1914-1996). Der Schauspieler Jörg Hube (1943-2009) oder der Bildhauer Johann Baptist Stiglmaier (1791-1844).

 

Der Alte Nördliche: Eine echte Oase im Häusermeer

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte München neben den kirchlichen Friedhöfen nur einen einzigen Friedhof, den Alten Südfriedhof. Weil die Stadt stetig wuchs, wurde ein neuer Friedhof gebraucht. Ab 1866 wurde der Nördliche Friedhof in der Maxvorstadt nach Plänen von Stadtbaurat Arnold Zenetti erbaut. Er legte den Friedhof nach dem Vorbild eines Campo Santo an. Die Grabfelder sind in Rechtecke gegliedert und von einer Arkadenmauer umgeben.

Am 5. Oktober 1868 wurde der Alte Nordfriedhof eingeweiht, vormittags durch den katholischen Erzbischof und nachmittags durch den protestantischen Dekan. Die erste Beisetzung fand noch am selben Tag statt – der frühere Stadtpfarrer von St. Ludwig wurde auf den Nördlichen Friedhof umgebettet.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war der Friedhof bedroht. Im Zuge des Umbaus der „Hauptstadt der Bewegung“ wollte man die Isabellastraße mit der Luisenstraße verbinden und dort eine Prachtstraße errichten. 1939 fand daher die letzte Beerdigung statt.

Wegen Kriegsschäden wurde der Bestattungsbetrieb 1944 endgültig eingestellt. Bombenangriffe beschädigten die Arkadengrüfte und andere Bauten. Die Anlage umfasste bei der Eröffnung 9000 Familiengräber und 30 Grüfte in den Arkaden, heute sind noch rund 800 Grabstätten erkennbar. Die Hälfte der Arkaden wurde nicht wieder aufgebaut. Dort, wo einst die Aussegnungshalle stand, ist heute ein vom Friedhof abgetrennter Spielplatz.

Der Alte Nordfriedhof ist nach wie vor ein Friedhof und kein Park. Die erhaltenen historischen Grabmäler berühmter Persönlichkeiten sind Spiegel der Münchner Stadtgeschichte. Hier liegen zahlreiche bekannte Münchner: Der Maler und Zeichner Carl August Lebschée (1800-1877), der Schriftsteller Hermann Lingg (1820-1905) oder der Politiker, Diplomat und Historiker Max von Montgelas (1860-1938).

 

Im Schatten der Hochhäuser: Der Perlacher Friedhof

Der Friedhof Perlach wurde im Jahr 1902 durch die damals noch selbstständige Gemeinde Perlach errichtet. Im Jahr 1930 erfolgte die Eingemeindung nach München. Der Perlacher Friedhof liegt zwischen Putzbrunner Straße, Hans-Fried-Weg und Schumacherring an der Grenze zwischen Perlach und Neuperlach. Im Osten begrenzen mehrstöckige Wohnblocks den Friedhof. Er ist einer der Außenfriedhöfe der Stadt München – nicht zu verwechseln mit dem Friedhof am Perlacher Forst.

Im Friedhof Perlach gibt es etwa 1400 Grabstätten. Das Friedhofsgelände umfasst eine Fläche von 0,26 Hektar. Voraussetzung für eine Grabstätte auf dem Perlacher Friedhof ist, dass der Verstorbene oder der Graberwerber durchgängig 20 Jahre lang in Perlach gewohnt hat.

Auch hier liegen einige prominente Bürger – wie der Volksschauspieler Willy Harlander (1931-2000).

 

 Das Ensemble von Solln

 Als der alte Sollner Friedhof am Friedhofsweg zu klein wurde, legte man 1936 den Waldfriedhof Solln im Ortsteil Warnberg an. Die Gebäude der kirchenartigen Friedhofshalle und Nebenanlage sind in der bayerischen Denkmalliste eingetragen. Der Friedhof wurde zweimal erweitert und umfasst heute knapp 7 Hektar mit rund 3000 Grabplätzen. Auf dem Friedhof und der alten Eichenallee an der Warnbergstraße wachsen sehr seltene Flechten. Hier ruhen: Vera Brühne (1910-2001), der Ingenieur Hugo Junckers (1859-1935) und der Volkssänger Weiß Ferdl (1883-1949).

 

 Die ewige Ruhe am Schlosspark

Der kleine Friedhof in der Maria-Ward-Straße wurde 1875 als Gemeindefriedhof angelegt. Mit der Eingemeindung Nymphenburgs im Jahr 1899 kam der Friedhof nach München. Heute ist er kein kein öffentlicher Friedhof in dem Sinn. Hier kann nur bestattet werden, wer bereits eine Grabstelle besitzt. Die Lage nahe am Botanischen Garten und dem Nymphenburger Schlosspark ist wahrlich idyllisch. Gelegentlich gibt es Führungen über den Friedhof.

Vom einzigen Eingang des Friedhofs läuft der Hauptweg auf das Friedhofsgebäude mit den markanten Arkaden zu. Hier befinden sich Arkadengrüfte und Urnennischen. Im Friedhof Nymphenburg gibt es etwa 360 Grabstätten. Das Friedhofsgelände umfasst eine Fläche von 0,32 Hektar. Hier ruhen die verstorbenen Nonnen des Ordens der Englischen Fräulein. Aber auch einige bekannte Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhe gefunden, wie Regisseur Bernhard Wicki (1919-2000) und Schriftsteller Eugen Roth (1995-1976).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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