Klein statt barrierefrei: Darf’s ein bisserl weniger sein?
München - Die Wohnungssuche in München ist immer beschwerlich. Besonders aber dann, wenn man ein kleines Apartment sucht. „Die sind rar und die Nachfrage sehr groß“, sagt Christian Amlong, der planungspolitische Sprecher der Rathaus-SPD.
Amlong und seine Fraktionskollegen im Stadtrat setzen sich deshalb für den verstärkten Bau von Klein-Wohnungen ein. Nach München kämen schließlich viele Studenten, Azubis, Berufseinsteiger – vor allem junge Leute eben. Die bräuchten zum Start nicht so viel Platz. „Da darf’s durchaus auch eine Idee kleiner sein“, sagt Fraktionschef Alexander Reissl.
Neue Wohnungen nicht zwingend barrierefrei
Die SPD will bei Neubau-Projekten den Grundsatz der Barrierefreiheit deshalb noch einmal auf den Prüfstand stellen. Natürlich brauche man Wohnungen, in denen man auch mit dem Rollstuhl in jede Ecke komme – gerade in Anbetracht des demografischen Wandels. Man sollte daraus aber, so Reissl, „nicht den Schluss ziehen, dass man jetzt alle Wohnungen so bauen muss“.
Der Bevölkerungsprognose der Stadt zufolge wird München auch in den nächsten Jahren eine tendenziell eher junge Stadt bleiben. Ein bis zwei barrierefreie Wohnungen pro Haus, das müsste nach Schätzung der SPD also vollkommen reichen.
Da rollstuhlgerechte Wohnungen natürlich größer dimensioniert sein müssen als normale, würden damit viel mehr Wohnungen in ein Haus passen. Statt 8500 Wohnungen im Jahr, davon geht die SPD aus, könnte die Stadt künftig locker 10 000 neue bauen. Das würde auf jeden Fall „ein bisschen Druck vom Wohnungsmarkt nehmen“, sagt Reissl.
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Wohnungen mit 20 Quadratmeter reichen aus
Um da noch etwas mehr Spielraum zu schaffen, will die SPD auch an den Standards für kleinen Wohnungen noch ein wenig drehen. Apartments für Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte sind derzeit im Schnitt knapp 40 Quadratmeter groß. Doch selbst diese Größe brauche es nicht unbedingt. Duschbad, Küchenzeile, Klappbett – 20 bis 30 Quadratmeter könnten da mitunter durchaus ausreichen.
Vor allem Neuankömmlinge wären überaus dankbar, wenn es in der Stadt mehr von solchen Wohnungen geben würde, schätzt die SPD. Zwei bis drei Jahre, länger würden die meisten dort ja schließlich auch gar nicht wohnen. Aber gerade für die „Übergangslebensphase“, wie Reissl sie nennt, wären solche Mini-Apartments optimal.
Die Bundesregierung sieht das offenbar ähnlich. In Berlin wurde diesen Herbst ein Förderprogramm für sogenannte „Mikro-Wohnungen“ verabschiedet. Die Zeit für kleinteiliges Bauen war also noch nie günstiger.
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