Klatten-Erpressung: Haupttäter muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis

MÜNCHEN - Ereignisreicher Prozess mit zwei Unterbrechungen und gegenseitigen Beschuldigungen. Am Ende gibt Trittbrettfahrer Vladen M. zu, die Milliardärin Susanne Klatten um 800000 Euro erpresst zu haben - und wird zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
„Ich habe Frau Klatten und Sgarbi auf dem Video-Material eindeutig erkannt“, erklärte Vladen M. vor Gericht. Solches Material aber wurde nie von der Polizei bei dem Duisburger Quartett gefunden. Die von den Erpressern geschilderten Räume und Handlungen stimmen auch nicht mit dem Sgarbi-Video überein, das der Polizei bereits vorliegt. Ermittler Robert B. vom LKA ging noch einen Schritt weiter: „Ich war in der JVA Landsberg und habe Sgarbi mit den Angaben des Erpressers konfrontiert. Er hat gesagt, dass Nullkommanix davon stimmt.“
Sgarbi war im März wegen der Klatten-Erpressung zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Ein erster Trittbrettfahrer wurde im September zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
"Sie waren die zentrale Figur"
Bei allen Erpresser-Anrufen war Vladen M. nach Erkenntnis der Ermittler am Telefon. Doch der belastete zunächst Ingo S. schwer. Der habe den Plan gehabt und auch das Video-Material besorgt. Er selber habe nur geholfen. Doch diese Aussage stieß nicht nur bei Amtsrichterin Karin Jung auf große Zweifel. Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch: „Ich glaube Ihnen nicht. Sie waren bei allen Anrufen die zentrale Figur.“
Da ein echtes Geständnis aus seiner Sicht fehlte, fühlte sich der Anklage-Vertreter nicht mehr gebunden an die Absprache mit dem Gericht und den Verteidigern (drei Jahre Haft für den Haupttäter Vladen M., Bewährungsstrafen für seine drei Helfer) Das wirkte. Nach Rücksprache mit seinem Anwalt erklärte der 43-Jährige: „Die Anklage stimmt im wesentlichen.“
Allerdings habe sein Spezl Ingo S. Bescheid gewusst und habe auch teilweise die Erpresserbriefe verfasst. Der streitet das weiter ab. Der Kraftfahrer (46) bekam ein Jahr acht Monate auf Bewährung, Kfz-Mechaniker Nedeljko M. (33) und Dachdecker Andreas L. (40) kamen jeweils mit einem Jahr auf Bewährung davon. Das Gericht begründete sein über die ursprüngliche Absprache hinausgehendes Strafmaß gegen Vladen M. unter anderem damit, dass die Erpresserbriefe „sehr zynisch“ waren. Auch dass Valden M. seine Komplizen stark belastet hatte, wurde ihm negativ angerechnet.
John Schneider