Kinderschutzbund fordert: "Kitaplätze umsonst!"
Sie nennen sich: "Die Lobby für Kinder". In München hat der Deutsche Kinderschutzbund 14 Häuser – in denen bietet er Hilfen rund um Kind und Familie an.
Darunter sind beispielsweise zwei Kitas, ein Besuchsdienst für Kinder im Krankenhaus oder auch schnelle Termine für dringende Erziehungs- und Beratungsgespräche.
Kita-Gebühren? "Das wird ein Spagat"
Jetzt aber schlägt der Kinderschutzbund München Alarm: "Wir brauchen Hilfe. Unsere Projekte sind alle hochanerkannt und sehr wichtig. Sie müssen aber auch gestemmt werden", sagte gestern Helene Nemetschek (74), Vorstandsvorsitzende des Vereins. Sie sucht neue Ehrenamtliche.
Diese drei Themen brennen den Münchner Kinder-Lobbyisten aktuell besonders unter den Nägeln:
Die politische Forderung: "Wir plädieren dafür, die Gebühren für die Kinderbetreuung abzuschaffen, dabei aber nicht die Qualität herunterzuschrauben", sagt Kinderschutzbund- München-Geschäftsführer Fabian Rössel (42). Der Kinder-Lobbyist vermutet: "Das wird ein Spagat. Ich persönlich glaube, dass die Bezahlung für viele Familien die Sperre ist, ihre Kinder in den Kindergarten zu geben."
Das erklärte Ziel des Kinderschutzbundes: Kinder aus bildungsfernen Familien durch die Kita zu fördern. Denn durch Erlebnisse würden Kinder am meisten lernen – sicherlich nicht vom Fernseher. Kindergärten machen immer wieder Ausflüge: Wie wird Brot gebacken? Ein Besuch bei der Bäckerei zeigt’s.
"Wenn Kinder die Welt mit allen Sinnen erfahren dürfen, verstehen sie den Alltag und bekommen eine wichtige Basis", sagt Helene Nemetschek vom Kinderschutzbund.
Münchner Teenager dringend gesucht: Für "Teens on phone", dem Sorgentelefon von Jugendlichen für Jugendliche, sucht der Verein jetzt junge Leute zwischen 17 und 21 Jahren, die gerne zuhören. "Jeder, der sich für andere interessiert und ein offenes Ohr hat für Schicksale, kann hier ehrenamtlich helfen", sagt Koordinatorin Sigrid Feller.
Für ihr Telefon-Engagement bekommen die Jugendlichen eine Schulung. In der üben sie, Teenies voller Sorgen gute Impulse zu geben – und ganz konkrete Tipps, wo sie Hilfe finden. Sie üben auch, wie mit Scherzanrufen umzugehen ist. Und sich abzugrenzen, falls nötig.
"Warum ist Liebe eigentlich so kompliziert?" oder "Keiner will etwas mit mir zu tun haben" gehörten zu den typischen Problemen. Wer sich zutraut, einen Samstag pro Monat drei Stunden Kummeranrufe entgegenzunehmen, ruft einfach beim Kinderschutzbund an: Tel.: 55 53 59. Die Nummer gegen Kummer "Teens on phone" ist anonym und kostenfrei samstags von 17 bis 20 Uhr für Teenies da: Tel.: 116 111.
Positive Bilanz für ein Münchner Leuchtturm-Projekt in Sachen Bildungsgerechtigkeit: Das Kinder-Tageszentrum in Laim feierte am Wochenende 20 Jahre. Von 41 Kindern haben hier vier eine Behinderung, 26 kommen aus Familien mit Migrationshintergrund, drei von ihnen mussten eine Flucht erleben.
Die Bilanz der Sozialpädagoginnen und Erzieherinnen von Krippe, Kindergarten und Hort sei sehr positiv: "Unser intensives Angebot für Kinder, die es nicht so leicht haben, zeigt deutlich Erfolg. 95 Prozent der Kinder, die unser Haus nach neun Jahren verlassen, schaffen den Übertritt aufs Gymnasium", freut sich Helene Nemetschek.
Lesen Sie auch: AZ-Sanierungs-Check - So steht es um Münchens Kliniken