Kindergarten auf Supermarkt-Dach

1040 Quadratmeter: Norma initiierte das ungewöhnliche Projekt im Nürnberger Westen.
von  Abendzeitung
Das Grundstück an der Ecke Willstraße/ Bärenschanzstraße
Das Grundstück an der Ecke Willstraße/ Bärenschanzstraße © Berny Meyer

NÜRNBERG - 1040 Quadratmeter: Norma initiierte das ungewöhnliche Projekt im Nürnberger Westen.

Ungewöhnliche Probleme verlangen nach ungewöhnlichen Lösungen: Weil im Nürnberger Westen Betreuungsplätze für Kinder fehlen, werden dort ein Kindergarten und eine Krippe auf dem Dach eines Supermarkts gebaut – mit Sandkasten, Wippen und Schaukeln auf einer Freifläche auf dem Flachdach. Insgesamt wird der Kindergarten 1040 Quadratmeter groß.

Doch ganz unumstritten ist die Lösung nicht, die Baureferent Wolfgang Baumann für das Grundstück der ehemaligen Kulturfeldkaserne an der Ecke Willstraße/ Bärenschanzstraße vorschlägt. Im Stadtplanungsausschuss machten die Stadträte der CSU Stimmung gegen das Projekt. „Es ist keine gute Lösung, Kinder aufs Dach zu packen. Außerdem gibt’s dort sowieso schon viele Supermärkte“, so Stadtrat Joachim Thiel. Und auch Fraktions-Chef Michael Frieser meldete Bedenken an. „Man muss nicht begeistert sein.“ Weil aber auch die CSU keinen Vorschlag hatte, wie die Kinder im Stadtteil anderweitig versorgt werden können, gab sie letztendlich bei.

Knapp zwei Hektar ist das Areal groß, das der Freistaat an die Supermarkt-Kette Norma verkauft hat. Die will dort einen Laden (800 Quadratmeter Verkaufsfläche) bauen, der den alten Markt in der Fürther Straße ersetzt. Außerdem sollen auf 50 Reihenhäuser und knapp 30 Mietwohnungen entstehen.

Dabei ist es dem Baureferenten wichtig, dass der Bau der Häuser und Wohnungen zeitgleich mit dem des Supermarkts beginnt: „Das haben wir vertraglich geregelt, damit nicht der Rest des Geländes brach liegt, wenn der Supermarkt in Betrieb ist.“

Der Vertrag sieht auch vor, dass auf dem Dach eine Kinderkrippe und ein Kindergarten gebaut wird. Die Räume entstehen in einer 540 Quadratmeter großen „Kiste“, die auf den Markt gesetzt ist. Dazu kommt eine 500 Quadratmeter große Freifläche auf dem Dach. Die Firma Norma, die einen Teil der Plätze als Betriebskindergarten nutzen will, verhandelt derzeit mit mehreren sozialen und kirchlichen Trägern.

„Wir brauchen hier dringend solche Kindereinrichtungen“, so Grünen-Fraktions-Chefin Brigitte Wellhöfer. Daher sei die Lösung akzeptabel. Auch, weil es keine Alternative gebe, so SPD-Fraktions-Chef Gebhard Schönfelder. „Der Verwertungsdruck für das Gelände ist da.“ Einen 3000-Quadratmeter-Kinderpark mit großen Bäumen könne niemand finanzieren. „Deshalb sind wir froh, dass wir diese Lösung haben“, stützt er das Konzept von Norma und Baumann.

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