Kindergärten im Vergleich - so teuer ist München

MÜNCHEN - Von 0 bis 3888 Euro: Eine Studie vergleicht die Gebühren für einen Platz in städtischen Einrichtungen in Deutschland. Wie München abschneidet - ein Überblick.
Kindergarten. Puh. Ganz schön teuer. Gerade für Normalverdiener. Das bestätigt jetzt auch eine aktuelle Studie der Initiative Neue Marktwirtschaft und der Zeitschrift „Eltern“. Ihr zufolge müssen ausgerechnet in München Familien mit zwei Kindern besonders viel zahlen.
Die Studie vergleicht die Gebühren für einen Kindergartenplatz in den 100 größten deutschen Städten. Die Macher rechneten die Kosten für Eltern mit Jahresbruttogehältern von 25 000, 45000 und 80000 Euro aus. Außerdem unterschieden sie noch einmal, ob die Eltern ein oder zwei Kinder in den Kindergarten schicken.
1152 Euro im Jahr für zwei Kinder
Am härtesten trifft es laut der Studie die Eltern, die im Jahr 45000 brutto verdienen und zwei Kinder (3 und 5 Jahre) für vier bis fünf Stunden in den Kindergarten schicken: Sie zahlen im Durchschnitt 1152 Euro Elternbeitrag im Jahr – damit liegt München auf Rang 68 von 100.
In der Stadt mit den höchsten Lebenshaltungskosten des Landes und der aktuell steigenden Inflation ist das ziemlich happig. Zum Vergleich: Berliner Eltern zahlen für ihre zwei Kinder im Schnitt nur 701 Euro, Stuttgarter 726 Euro. Dafür ist Nürnberg teurer: Die Stadt liegt mit Beiträgen von 1824 Euro auf Rang 89.
"Die Stadt zahlt eine Menge selbst"
Können sich normale Familien in München bald keinen Kindergartenplatz mehr leisten? Das Schulreferat wiegelt ab: „Ein Drittel der Eltern zahlt gar keine Gebühren“, sagt Sprecherin Eva-Maria Volland. Damit meint sie Eltern mit einem Jahresbruttoeinkommen von unter 15000 Euro. „Außerdem ist der Deckungsgrad der Eltern gering – sie zahlen nur 16,9 Prozent der laufenden Platzkosten. Damit zahlt die Stadt schon eine ganze Menge selbst.“
Vollands Kollege Karl Gierlinger kann sich aber vorstellen, dass Eltern mit 45000 Euro Jahresbruttoeinkommen und zwei Kindern so viel zahlen müssen: „Das ist denkbar“, sagt der Leiter der Gebührenabteilung. Trotzdem sei die Studie nicht repräsentativ: „Das ist ein Einzelfall. Unsere Gebühren sind sozial ausgewogen.“
Die Studie bestätigt das – die übrigen Familien liegen im bundesweiten Durchschnitt wirklich gut da. Familien mit einem Kind und 45000 Euro Jahresbruttoeinkommen zahlen im Schnitt 660 Euro – das ist Rang 10. Auch Familien mit 25000 Euro brutto geht’s im Vergleich nicht schlecht: Ein Einzelkind kostet sie 288 Euro (Rang 16), zwei Kinder in derselben Einrichtung ebenfalls 288 Euro (Rang 24). Selbst Großverdiener zahlen vergleichsweise wenig: Ein Kind kostet 912 (Platz 20), zwei kinder 1692 Euro (Platz 43). In Minden (Nordrhein-Westfalen) kostet ein Platz am meisten: Zwei Kinder kosten 3888 Euro. Rekord!
Gratis in Heilbronn
Eine totale Befreiung von Kindergartengebühren werde es daher in München wohl auch in näherer Zukunft nicht geben, sagt Volland – „Im Stadtrat gibt es dazu jedenfalls noch keine Initiative“. Möglich wär’s ja: In Heilbronn sind schon heute alle Kindergartenplätze umsonst, Hessen, Niedersachsen und Berlin wollen in den nächsten Jahren schrittweise aussteigen.
Dafür könnte das letzte Kindergartenjahr in Bayern bald kostenlos sein – das muss aber der Landtag beschließen. Junge Union und SPD sind dafür. „Wenn der Freistaat ein Gesetz erlässt, werden wir als Kommune nachziehen“, sagt Volland. „Von uns selbst wird es nicht kommen.“
Thomas Gautier