Kerzen statt Strom: Das Feuer-Drama von Sendling

UNTERSENDLING - Ein Wohnblock mit 272 Mietern steht in Flammen. 13 Menschen flüchten sich in Panik aufs Dach, werden in einer spektakulären Aktion gerettet. Der Brand war in der Wohnung eines 34-Jährigen ausgebrochen. Dem Mann war der Strom abgeschaltet worden - so hatte er sich mit Kerzen beholfen..
Mit einem dumpfen Knall zerbersten morgens kurz vor neun Uhr die ersten Fensterscheiben in der Oberländerstraße. Flammen schießen außen an der Fassade des Wohnblocks hoch. Dichter Qualm zieht durchs Treppenhaus. Menschen laufen auf die Straße, andere haben sich in Panik auf das Dach des fünfstöckigen Mietshauses geflüchtet.
Halbnackt, nur mit Hose bekleidet, kauert ein Mann an einer Dachgaube. Er winkt, schreit um Hilfe. Immer mehr drängen ins Freie. 13 sind es zuletzt, die in rund 20 Metern Höhe am Schneefang stehen und auf Rettung hoffen. Durchs Treppenhaus können sie nicht fliehen, Rauch raubt ihnen die Sicht und den Atem. Über Leitern bringt sie die Feuerwehr in Sicherheit.
Im Haus herrscht eine unerträgliche Hitze. Ein Apartment im ersten Stock des Rückgebäudes brennt lichterloh. Die Bewohnerin ist verschwunden. Feuerwehrmänner mit Atemschutzmasken bekämpfen die Flammen.
272 Menschen sind in dem Haus gemeldet. Manche bekommen von dem Brand zunächst nichts mit. „Ich hab ’nen Knall gehört und mich wieder hingelegt“, erzählt eine Frau. Dass sie in höchster Lebensgefahr schwebt, bemerkt sie erst, als ein Feuerwehrmann an ihre Tür hämmert. 79 Mieter bringt die Feuerwehr in Sicherheit, der Rest kann sich selbst retten. Sieben kommen mit Rauchvergiftung in Kliniken. Sechs weitere werden vor Ort von Sanitätern versorgt.
Am Dienstagabend gab die Polizei bekannt, dass der Brand im Schlafzimmer einer Wohnung, die von einem 34-jährigen Deutschen bewohnt wird, ausgebrochen war. Die Ermittlungen ergaben, dass dem Mann aufgrund von Zahlungsrückständen der Strom gesperrt worden war und er sich mit Kerzen beholfen hatte. Es wird davon ausgegangen, dass der Brand durch eine nicht vollständig gelöschte Kerze oder durch nicht vollständig gelöschte Rauchzeugreste entstanden war.
Kurz vor zehn Uhr sind die Flammen gelöscht. Der Schaden geht in die Hunderttausende.
Ralph Hub