"Keine Woche, wo es nicht um Toiletten geht": Klo-Offensive in München geht jetzt voran

Berg am Laim - Dass der Oberbürgermeister zur Eröffnung eines neuen Klohäusls erscheint, mag erstaunen. Allerdings, nur auf den ersten Blick. Denn näher am Bürger geht's eigentlich nicht. "Das Thema ist wichtig, deshalb bin ich auch heute hergefahren", sagt OB Dieter Reiter (SPD) am Freitagmorgen beim Ortstermin am sogenannten Grünen Markt an der Baumkirchner Straße in Berg am Laim dazu.
"Vor zehn Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich mich mal freuen würde Toiletten, einzuweihen", sagt Reiter. Doch tatsächlich sei das Thema Toiletten eines der häufigsten Bürgeranliegen, das ihn erreiche. Es vergehe "keine Bürgersprechstunde, keine Woche und kein Monat, wo es nicht um Toiletten geht."
OB Dieter Reiter erklärt öffentliche Toiletten in München zur Chefsache
Kein Wunder also, dass öffentliche Toiletten schon 2019 zur Chefsache gemacht wurden. Man bündelte die Zuständigkeit dafür beim Baureferat, nur die Toiletten in S- und U-Bahnhöfen sind weiterhin Sache der Bahn bzw. MVG, genauer der LHM Services GmbH, einer Stadtwerke-Tochter.
Außerdem beschloss der Stadtrat damals den großen Wurf in Sachen Stille Örtchen. In einer Bedarfsanalyse arbeitete man 29 Standorte heraus, die bis 2026 mit Toiletten ausgestattet werden sollen. Diese liegen an gut besuchten Grünanlagen und Parks, Spielplätzen, Stadtteilzentren. "Das Angebot soll vor allem dort ausgebaut werden, wo der öffentliche Raum für die nichtkommerzielle Nutzung zur Verfügung gestellt wird", erklärt Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne).

Trinkwasser und Toilette – eine sinnvolle Kombination
Seitdem ging tatsächlich ein bisserl was voran – trotz Verzögerungen über die Corona-Zeit. Von den damals beschlossenen 29 Anlagen gingen bisher 12 in Betrieb. An der Eduard-Schmid-Straße, am Sendlinger Wald, im Hirschgarten, am Goldschmied- und Georg-Freundorfer-Platz, Im Gefilde, an der Valpichler-/Von-der-Pfordten-Straße, Am Graben, Michaelianger, Walchenseeplatz, Taxis- und Nußbaumpark.
Neben der neu eröffneten Anlage in Berg am Laim folgen bis Ende Februar noch drei Anlagen an der Ecke Plinganser-/Brudermühlstraße, im Hypopark und an der Wiesentfelser Straße. Und: Das Ziel von 29 Anlagen bis 2026 würde erreicht, so Ehbauer im Gespräch mit der AZ. Danach schaue man, dass der Stadtrat weiteres Geld für weitere Anlagen bewilligt.
Die modernen Häusl können sich sehen lassen – und werden ständig weiterentwickelt. Die neueste Variante, wie nun in Berg am Laim, hat neben einer schicken Glasfassade als neueste Ergänzung einen Trinkwasserspender außen. Weil das Baureferat auch für den Ausbau der Trinkwasserbrunnen zuständig ist, kam man auf die Idee, dies zu kombinieren, erklärt Ehbauer. Bei 17 schon bestehenden Toilettenanlagen werden die Trinkwasserspender bis zum Beginn der Brunnensaison (heuer am 28. März) nachgerüstet und dann angestellt.

Behindertengerecht und familienfreundlich
Standardmäßig sind die Toilettenanlagen – übrigens Unisex-Toiletten – barrierefrei und familienfreundlich. Es gibt aufklappbare Wickeltische, runterfahrbare Waschbecken, Seifenspender, Handtrockner und eine Notrufeinrichtung.
Und das vielleicht wichtigste: Die Kabinen, konkret die Toilette und der Boden, reinigen sich nach jeder Nutzung automatisch von selbst. Zusätzlich schaut einmal täglich ein Mitarbeiter einer beauftragten Firma vorbei. Die Nutzung ist kostenlos und ganzjährig täglich von 6 bis 22 Uhr möglich.
Kosten für die neuen Toiletten in München: Eine Million Euro, aber auf 15 Jahre
Was so etwas kostet? Die Stadt zahlt dem Betreiber einen monatlichen Festbetrag für Bereitstellung, Unterhalt und Betrieb. Die Höhe der Festbeträge variiere je nach Anlagen-Typ, so das Baureferat. Zudem kommen neben den Verbrauchskosten die Kosten für die Erschließung mit Wasser, Abwasser und Strom hinzu, die je nach Standort stark variieren. Inklusive des Vertrags für den Unterhalt durch die beauftragte Servicefirma, der 15 Jahre läuft, kostet eine solche Anlage im Schnitt eine Million Euro, so das Baureferat.
Am Grünen Markt war am Freitagmorgen auch der Bezirksausschuss zahlreich erschienen, der sich seit langem für die Toilette eingesetzt hatte - fraktionsübergreifend, wie BA-Chef Alexander Friedrich (SPD) und Vize-Chef Fabian Ewald (CSU) betonten.
Für die Viertelpolitiker ist das Häusl eine wichtige Ergänzung ihres Stadtteilzentrums, das immer mehr gedeiht. Nebenbei könne die neue Toilette vom Bürgerzentrum nebenan genutzt werden, so Constanze Kobell, Behinderten-Beauftragte im BA, das aus baulichen Gründen über keine behindertengerechte Toilette verfüge.