Keine Wiesn wegen Krieg? Bayerischer Brauerbund ist besorgt

Wiesnwirte und Brauerbund sorgen sich, dass wegen der Situation in der Ukraine Volksfeste abgesagt werden könnten. Anlass gibt eine Äußerung von Oberbürgermeister Reiter zum Oktoberfest.
von  Paul Nöllke
Grauer Himmel über dem Oktoberfest: Auch heuer ist nicht klar, ob die Wiesn stattfinden kann. Corona hat damit aber nichts zu tun.
Grauer Himmel über dem Oktoberfest: Auch heuer ist nicht klar, ob die Wiesn stattfinden kann. Corona hat damit aber nichts zu tun. © P. Kneffel/dpa

München - Nun sollte es endlich wieder losgehen. Zwei Jahre lang fiel die Wiesn aus. "Wer weiß, ob sie überhaupt einmal wiederkommt?", scherzte ein Wiesnwirt letztes Jahr, als er wieder einmal die erwartete Absage bekam. "Doch der Münchner braucht seine Wiesn, sogar der Wiesnhasser, der ja sonst gar nichts mehr zum Granteln hat!"

In diesem Jahr sah alles danach aus, als ob der Münchner tatsächlich seine Wiesn wiederbekäme - und bei prognostizierten Bierpreisen von bis zu 14,90 Euro für eine Maß gäbe es sicher auch genug zu granteln. Doch nun? Ist das auf einmal gar nicht mehr so sicher!

Reiter: "Schwer vorstellbar zu feiern, wenn dort so großes Leid herrscht"

Grund dafür ist eine Aussage des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD). Nach der bewegenden Rede von Vitali Klitschko, dem Bürgermeister der Partnerstadt Kiew, vor dem Münchner Stadtrat, hatte Reiter gesagt, es sei für ihn nur "schwer vorstellbar, zu feiern, Bier zu trinken und Karussell zu fahren, wenn gleichzeitig in unserer Partnerstadt so großes Leid herrscht und Menschen in diesem brutalen Krieg sterben".

Steht die Wiesn also wieder auf der Kippe? Die Stadt ist der Veranstalter der Wiesn, und so entscheidet sie darüber, ob das Volksfest stattfinden wird oder nicht.

Die Freude, diese Entscheidung zu treffen, sei laut Reiter "beschränkt". Festgelegt habe man sich aber noch nicht.

Bayerischer Brauerbund besorgt: "Verheerendes Signal"

Diese Aussagen haben nun den Bayerischen Brauerbund auf den Plan gerufen und dieser zeigt sich nicht nur über eine etwaige Absage der Wiesn besorgt: Es sei ein "verheerendes Signal", welches Dieter Reiter mit seinen Äußerungen sende. Nicht nur für die Wiesn, sondern für Volksfeste in ganz Bayern. Nach zwei Jahren Corona-Pause und der Absage aller Volksfeste könne eine Wiesn-Absage nun gerade für viele kleinere Feste ein Aus auf Dauer bedeuten.

Man verschließe keineswegs die Augen vor dem schrecklichen Krieg in der Ukraine, heißt es weiter, nach "mehr als zwei Jahren Dauerkrise müsse den Menschen aber auch ein Angebot unterbreitet werden, sich durch ein paar Stunden Kultur, Genuss und Lebensfreude vom allgegenwärtigen Krisenmodus abzulenken".

"Von oben für alle zu entscheiden, das funktioniert langfristig nicht"

So sieht das auch Wiesnwirt Josef Bachmaier, der auf der Oidn Wiesn das Herzkasperlzelt betreibt: "Ehrlich gesagt war in den letzten Jahren doch immer irgendwo auf der Welt Krieg." Auch er finde das schrecklich, doch meine auch, dass "wir den Menschen nicht die Möglichkeit zur Freude nehmen dürfen. Immer von oben für alle zu entscheiden, das funktioniert langfristig nicht."

Ähnlich äußerte sich auch der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU): "Ich glaube, dass niemand den Ukraine-Krieg vergisst. Es ist aber Zeit, den Menschen eine Perspektive und Freude zu geben." Daher hoffe er sehr, dass die Wiesn heuer stattfinden könne.

Entscheidung soll spätestens im Mai vorliegen

Wie geht es also weiter? Die Stadt wolle in den nächsten Wochen eine Entscheidung treffen, spätestens im Mai soll diese dann vorliegen, erklärt Dieter Reiter. "Denn dann muss aufgebaut werden."

Ein anderes Münchner Volksfest wird da wohl bereits wieder gefeiert werden: Anders als die Wiesn wird das Frühlingsfest (vom 22. April bis 8. Mai) nicht von der Stadt veranstaltet, sondern vom Münchner Schaustellerverein. Dieser solle selbst entscheiden, ob das Fest heuer stattfinden kann oder nicht, erklärte Reiter. Am Ende bliebe es jedem Veranstalter, aber auch jedem Besucher selbst überlassen, wie er mit der besonderen Situation umgehe.

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