Keine Warnstreiks in München nach Einigung von Bahn und EVG - droht trotzdem neuer Ärger?
Gute Nachrichten für Bahn-Kunden in der Vorweihnachtszeit: Die Deutsche Bahn einigt sich mit der Gewerkschaft EVG auf einen neuen Tarifvertrag. Das heißt: keine weiteren Warnstreiks. Aber was macht die zweite Gewerkschaft GDL? Drohen doch noch Streiks in München?
Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG haben ihren Tarifkonflikt beigelegt. "Es gibt eine Einigung", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Samstagmorgen. Ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bestätigte: "Wir haben einen Abschluss erzielt." Damit sind weitere Warnstreiks abgewendet. Details des Abschlusses wollen die Tarifparteien am Vormittag in Berlin bekanntgeben.
Tarifkonflikt mit GDL weiter ungelöst: Drohen doch noch Streiks?
Weiter ungelöst ist der Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), die die Verhandlungen für gescheitert erklärt hat und zunächst in die Schlichtung müsste. Die EVG hatte am Montag ihre Forderungen mit einem mehrstündigen Warnstreik unterstrichen und damit bundesweit erhebliche Störungen im Zugverkehr verursacht. Sie vertritt rund 160 000 Bahn-Beschäftigte. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk über eine Einigung berichtet.
Zum Auftakt vor zwei Monaten hatten die beiden Gewerkschaften 7,5 Prozent mehr Geld gefordert, die GDL für 24 Monate, die EVG nannte damals keine Wunschlaufzeit. Vor dem EVG-Warnstreik hatte die Bahn eine Einkommenserhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent ab März 2019 und weitere 2,6 Prozent ab Januar 2020, dazu eine Einmalzahlung von 500 Euro, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten. Die Bahn legte der EVG und der GDL dann am Mittwoch ein neues Angebot vor.
Nach Angaben von GDL-Chef Claus Weselsky sah es in der ersten Stufe ein Lohnplus von 3,2 Prozent vor - jedoch bei einer Laufzeit von 34 Monaten. Je länger die Laufzeit eines Vertrages ist, desto geringer fällt die effektive Lohnerhöhung auf ein Jahr gesehen aus. Weselsky schloss am Freitag eine Schlichtung nicht mehr aus. Zu einem Streik darf die GDL nach geltender Vereinbarung erst nach dem Ende einer Schlichtung aufrufen.
Und so war die Lage am Dienstag in München - ein Tag nach den Warnstreiks vom Montag
Aufgrund einer Signalstörung kam es am Dienstagmorgen auf der Münchner S-Bahn-Stammstrecke zu Beeinträchtigungen.
Inzwischen sei die Signalstörung behoben, teilte die Bahn jetzt mit, die Verkehrslage auf der Stammstrecke "normalisiere" sich. Hier informiert die S-Bahn laufend über die die aktuelle Lage.
In Richtung Osten könne es auf der Stammstrecke noch zu Verspätungen von bis zu maximal 15 Minuten kommen, hatte eine Bahn-Sprecherin auf AZ-Nachfrage zuvor mitgeteilt. In Richtung Pasing laufe der Verkehr inzwischen "nahezu ohne Verspätungen".
Zudem gibt es am Dienstag - infolge des Warnstreiks bei der Bahn vom Montag - immer noch Probleme bei den Zügen im Fernverkehr: Wegen logistischer Probleme infolge dieses bundesweiten Bahn-Warnstreiks vom Montag kommt es auch am Dienstag noch zu einzelnen Zugverspätungen und -ausfällen im Fernverkehr. Das sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Morgen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Der Grund: Züge und Personal seien nach dem vierstündigen Warnstreik am Montagmorgen nicht dort, wo sie nach Fahrplan sein sollten. Reisende sollten deshalb kurz vor ihrer Fahrt checken, ob und wann ihr Zug tatsächlich fährt. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr soll laut dem Sprecher nach Fahrplan fahren.
Der Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte am Montag große Teile des Zugverkehrs in Deutschland stundenlang lahmgelegt. Mit dem Warnstreik wollten die Gewerkschafter ihre Forderungen im Tarifkonflikt mit der Bahn unterstreichen. Am Dienstag gehen die Verhandlungen weiter, nachdem sie die Gewerkschafter am Wochenende abgebrochen hatten.
Am Montag hatte der Warnstreik bei der Bahn auch den Regionalverkehr in Bayern hart getroffen. Selbst Stunden nach dem Ende der Arbeitsniederlegungen lief der Verkehr noch nicht wieder rund.
Und die Gewerkschaft schließt jetzt sogar Aktionen an Weihnachten nicht aus.
Das waren die Auswirkungen des Warnstreiks am Montag in München:
Wegen des Warnstreiks war der S-Bahnverkehr am Montag von 4 Uhr morgens an stark eingeschränkt, der Fern- und Regionalverkehr fiel zeitweise komplett aus. Die EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) repräsentiert Bahnangestellte bundesweit. Da EVGler auch als Fahrdienstleiter arbeiten, waren auch private Betreiber wie der Meridian betroffen. Sehr ärgerlich war der Streik für Reisende, die zum Flughafen wollten: Zeitweise fuhr keine Bahn, es bildeten sich lange Schlangen vor dem Flughafen-Bus.
So fühlte sich das am Montag an: Am U-Bahnhof ist man dicht gedrängt, am Taxistand ist kein Taxi mehr zu bekommen, Straßen sind verstopft und selbst für die Trambahn muss man am Montagmorgen anstehen. Im Hauptbahnhof selbst ist es allerdings überraschend leer. "Ich denke, viele wussten von vornherein von dem Streik und sind gar nicht erst zum Bahnhof gekommen", so eine Frau, die auf den Zug nach Nürnberg wartet. Sie selbst hatte von dem Streik aber erst am Morgen erfahren und wollte trotzdem versuchen, einen Zug zu erwischen.
Die Streikenden fordern Lohnerhöhungen. Das Angebot der Deutschen Bahn von 5,1 Prozent über 29 Monate war der EVG nicht genug. Die Schwestergewerkschaft GDL hatte derweil zu einer Weiterverhandlung aufgerufen: Man müsse als Gewerkschaft auch etwas Rücksicht auf die Bahn nehmen, da diese wirtschaftlich stark angeschlagen sei. Der EVG-Streik war offiziell zwar um 9 Uhr beendet, die Auswirkungen reichten aber noch weit in die Mittagstunden.

Lange Staus als Folge
Spürbar waren die Einschränkungen für Münchner nicht nur im S-Bahn-, Regional- und Fernverkehr, sondern auch in U-Bahn, Bus, Tram und auf den Straßen. Wegen des Streiks war in U-Bahnhöfen noch mehr los als sonst. Viele stiegen aufs Auto um. Deshalb gab es lange Staus. Durch das hohe Verkehrsaufkommen, so die MVG, sei es auch zu Verspätungen bei Bus und Tram gekommen.
Die Folge: Frust bei vielen Pendlern. "Ich fahre gleich wieder nach Hause", so ein Azubi, der auf seine S-Bahn nach Erding wartete. Auch er hatte frühzeitig von dem Streik erfahren, allerdings sah er keine Alternative, in die Arbeit zu kommen. Verständnis für den Streik habe er nicht: "Dass die nicht genug Geld bekommen, ist ja nicht meine Schuld. Es kann ja nicht sein, dass dann wir Kunden darunter leiden müssen." Auch andere Pendler äußerten sich kritisch: "Da muss es doch auch andere Möglichkeiten geben, ohne die Fahrgäste so hineinzuziehen", erklärte ein Mann.
Weitere Streiks nicht ausgeschlossen
Die EVG zeigt sich zufrieden: "Wir hatten eine hohe Streikbereitschaft, und die Wirkung war sehr heftig", so EVG-Geschäftsstellenleiter Harald Hammer. Dass Pendler unter dem Streik leiden mussten, tue ihm leid, aber er hoffe auf Verständnis. Pendler könnten bald noch mehr leiden.
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