Keine Moschee für Sendling

MÜNCHEN - Der Gotzinger Platz bekommt kein islamisches Gotteshaus. Das Projekt ist an der Finanzierung gescheitert. 500000 Euro sind in den Sand gesetzt. Die Stimmung im Moscheeverein ist „aufgebracht“
Eines der spektakulärsten und umstrittensten Projekte in München scheitert: Die Moschee am Gotzinger Platz kann aus finanziellen Gründen nicht gebaut werden. Die Entscheidung ist bei einer Versammlung des Moscheebauvereins Ditim am Sonntag verkündet worden. Und zwar vom türkischen Religionsattaché in München und von drei Vertretern des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib, die aus Köln mit den schlechten Nachrichten im Gepäck angereist waren.
„Sie sehen uns, den kleinen Münchner Verein, nicht in der Lage, das Vorhaben zu realisieren“, sagte Ditim-Chef Recep Dereli der AZ. „Und sie sind auch selbst nicht in der Lage, das Projekt zu unterstützen.“ Schon im Mai 2009 zeichnete sich ab, dass für die zwölf Millionen Euro teure Moschee das Geld fehlt. Im Interview mit der AZ hatte der damals noch neue Vorsitzende Dereli sich von dem „Protzbau“ distanziert.
Die finanziellen Schwierigkeiten des Vereins waren sogar noch früher offen zu Tage getreten – als dieser nicht einmal in der Lage war, die Grunderwerbssteuer vollständig selbst zu bezahlen.
Jetzt ist das ehrgeizige Großprojekt geplatzt. Dafür wird wieder über einen Ausbau in der Schanzenbachstraße nachgedacht – dort ist in einem alten Möbellager das bisherige Gebetshaus (AZ berichtete).
„Ditib steht nicht mehr hinter dem Projekt“, erklärte Dereli gestern. Und alleine darf und kann der Münchner Verein das nicht durchziehen. Der Dachverband konzentriert sich auf das Moschee-Großprojekt in Köln.
Wie ist die Stimmung in München? „Aufgebracht“, sagt Dereli. Man fühle sich „verkauft und verraten“. Zumal der Ditib-Entschluss angeblich schon lange feststand. Dereli selbst hat nun seinen Rücktritt angeboten.
300 bis 400 Leute hatten seiner Schätzung nach bereits gespendet, damit das Prestige-Projekt realisiert werden kann. Allein der Traum von der Moschee kostete bislang 500000 Euro – für Rechtsstreitereien und Planung.
OB Christian Ude wurde von der Entwicklung überrascht. Die Moschee war für ihn eine Herzenangelegenheit – etwas, das er während seiner Amtszeit noch wachsen sehen wollte. „Ich finde es extrem bedauerlich, dass nach so vielen Anstrengungen des Moscheevereins, des Stadtrats und der benachbarten Kirchen der Bauantrag nicht gestellt werden kann“, sagte er der AZ. Die Absage sei auch „ärgerlich“, weil ihm der türkische Recep Tayyip Erdogan gesagt habe, dass er das Projekt für so wichtig halte, dass er zur Eröffnung nach München komme. Er werde dem Städtetag nun über den Rückzug der Ditim berichten. „Das wird die Begleitung von Ditib-Projekten in anderen Städten nicht beflügeln.“
„Das ist eine persönliche politische Niederlage für Ude“, so CSU-Fraktionschef Josef Schmid: „Wenn das nächste Moscheeprojekt vernünftiger geplant wird, sind wir dabei.“
Julia Lenders, Willi Bock
Das Aus für die Moschee in Sendling: Das sagen die Münchner: