„Keine Kinder oder Penner“

Die Münchner sollen auf Klos von Cafés ausweichen. Die AZ hat den Test gemacht.
Verena Jackstein |
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Die Stadt schließt die öffentlichen Toiletten und die Münchner sollen auf Klos von Cafés ausweichen.
Gregor Feindt Die Stadt schließt die öffentlichen Toiletten und die Münchner sollen auf Klos von Cafés ausweichen.

München - „Dürfte ich mal Ihre Toilette benutzen?“, das ist heute wohl der meist gesagte Satz von mir. 34 öffentliche Toiletten sollen in München geschlossen werden und Politiker empfehlen uns allen Ernstes, auf WCs in Geschäften auszuweichen. Nicht jedem Café- oder Restaurantbesitzer wird diese Lösung Recht sein, dachten wir uns. Und haben den Gast-Klo-Test gemacht.

Meine erste Station ist der Ratskeller am Marienplatz. Das Restaurant verspricht die besten bayerischen Speisen und einen top Service. Doch wie entgegenkommend verhält man sich, wenn es um die Nutzung der WCs geht? Unten im Restaurant angekommen, frage ich eine Bedienung nach der Nutzung der Toiletten. Die Dame mustert mich von oben bis unten. Ihre Antwort lautet: „Ja, Sie schon."

Als ich dann frage, wer die Toiletten nicht nutzen darf, meint sie, dass die Punks, die oben am Eingang oft herumhängen, nicht gerne gesehen sind. Sie würden die Gäste verschrecken und essen und trinken täten sie ja sowieso nicht. Also komme es wohl auch auf das äußere Erscheinungsbild an, mutmaße ich, und die Bedienung nickt.

Weiter geht es Richtung Kaffee-Shop „Starbucks“ am Odeonsplatz. Zwischendurch mache ich Halt an weiteren Cafes und bekomme meist die selbe Antwort: „Ja, sie dürfen gehen, aber Kinder und Penner wollen wir hier nicht.“

Angekommen an dem Kaffeehaus gehe ich zu einem der Bedienungen und stelle meine übliche Frage. Der nette Herr in seinem Starbucks-Outfit antwortet, dass ich mir doch erst etwas kaufen soll, da dann auf der Quittung der Code für die Toilettentür steht. Ohne Quittung darf er laut seines Arbeitgebers niemanden auf die Toiletten lassen, nicht einmal kleine Kinder oder ältere Menschen. Das Geschäft, sagt er, müsse ja laufen, und wo bekomme man denn heutzutage noch etwas umsonst.

Als ich ihm dann sage, dass die Stadt viele öffentliche Toilette, auch hier in der Nähe, schließen will, zeigt er sich ein wenig einsichtiger und meint, dass es im „größten Notfall“ dann schon ginge, zumindest dann, wenn man nett fragt. Doch hier ist das Zauberwort wohl nicht „bitte“, sondern: „Einen großen Cafe Latte.“

 

 

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