Keine Impfung im Amt

Seit einer Woche gibt’s die Spritze gegen die Schweinegrippe: Beim Gesundheitsamt laufen die Drähte heiß. Doch dort wird nicht geimpft, nur niedergelassene Ärzte impfen auf Kassenkosten
von  Abendzeitung
Ein Pieks, der in Massen verabreicht wird: Wer sich in München impfen lassen will, muss sich an einen niedergelassenen Arzt wenden.
Ein Pieks, der in Massen verabreicht wird: Wer sich in München impfen lassen will, muss sich an einen niedergelassenen Arzt wenden. © dpa

MÜNCHEN - Seit einer Woche gibt’s die Spritze gegen die Schweinegrippe: Beim Gesundheitsamt laufen die Drähte heiß. Doch dort wird nicht geimpft, nur niedergelassene Ärzte impfen auf Kassenkosten

Sechs Tote in Deuschland, 3142 Fälle von Schweinegrippe in München und 172 betroffene Schulen: Die zweite Welle der Krankheit ist in Deutschland angekommen – die meisten Leute stecken sich im Land an. Seit 26. Oktober wird bei der größten Impfaktion in der Geschichte der BRD das Schlüsselpersonal geimpft – also Ärzte, Polizisten, Rettungskräfte. Doch für Münchner, die nicht zu diesen Gruppen gehören, wird die Suche nach der Impfung zur Odyssee.

Die Unternehmerin Gaby Auer tat das, was viele Münchner machen: Sie wandte sich an das Gesundheitsamt in der Dachauer Straße. Sie glaubte, dass es dort die Impfung gegen das Virus H1N1 gibt. Doch dort wurde sie wieder weggeschickt: Nur niedergelassene Kassen-Ärzte verabreichen die Immunisierung im Wert von 5 Euro kostenlos. Auch die Praxisgebühr entfällt. Im Gesundheitsamt gibt’s nur eine privatärztliche Sprechstunde – die die Impfung nicht über die Kasse abrechnen kann. Gaby Auer sagt: „Eine Stunde habe ich rumtelefoniert, bis ich einen Hausarzt gefunden habe der mich impft.“

Doch der Ansturm auf das Gesundheitsamt bleibt immens. Impfarzt Christian Groffik sagt: „Hunderte Anrufe erreichen uns täglich, ob man hier die Impfung bekommt.“ In Berlin etwa impft auch das Gesundheitsamt.

Aber Groffik muss alle weiterschicken – entweder zum niedergelassenen Hausarzt oder ins Internet: Dort steht die Liste der Kassenärztlichen Vereinigung mit den Namen aller Ärzte, die die Impfung durchführen.

Dabei ist allerdings unklar, ob der Impfstoff bereits in allen Praxen verfügbar ist. Philipp Kressirer, Sprecher des Uniklinikums sagt: „Wir haben unser Personal durchgeimpft. Für Patienten ist bei uns derzeit kein Impfstoff verfügbar.“ Also bringt es nichts, in die Notaufnahme einer Klinik zu gehen.

Entspannt ist die Situation in der Praxis des Hausarztes Hans-Ulrich Lausmann in der Maxvorstadt. Seine Frau Sudevi hat Montagfrüh fünf Patienten geimpft, für den Nachmittag haben sich weitere zehn angemeldet. „Wenn der Impfstoff aus ist, bestelle ich einfach neuen in der Apotheke.“ Besonders chronisch kranke Menschen sollten sich auf Empfehlung des Robert-Koch-Insituts impfen lassen.

Doch ein Problem bleibt: Der zugelassene Impfstoff Pandremix ist nicht für Schwangere zugelassen, da er sogenannte Wirkstoffverstärker (Adjuvanzien) enthält. Sudevi Lausmann sagt: „Sechs Patientinnen musste ich wieder wegschicken.“ K. Rieger

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