Keine Hochhäuser an der Paketposthalle: Bürger wollen die Turm-Pläne kippen

München - Nach wochenlanger Vorbereitung haben der Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper (CSU) und der frühere Stadtrat Wolfgang Czisch (SPD) ein Bürgerbegehren gestartet. Anlass sind die geplanten Türme an der Paketposthalle. Wolfgang Czisch - Mitglied des Münchner Forums - wählt recht drastische Worte, zumal in diesen Tagen: "Das ist der Casus Belli", sagt er. Der Kriegsfall also.
Brannekämper sieht Antlitz Münchens in Gefahr
35.000 Münchner Unterschriften brauchen Brannekämper und Czisch nun, damit ein bindender Bürgerentscheid herbeigeführt wird. Brannekämper sorgt sich um das Antlitz der Stadt. "Touristen kommen nicht wegen Hochhäusern nach München, sondern wegen des historischen Stadtbildes", sagt er.
Das Begehren richtet sich nicht allgemein gegen Hochhäuser. Es geht gegen die Türme an der Paketposthalle von Investor Ralf Büschl. Gefragt wird im Unterschriftenbogen: "Sind Sie dafür, dass die Stadt München alle rechtlich zulässigen Maßnahmen ergreift, damit in Neuhausen im Umfeld der Paketposthalle KEIN Hochhaus gebaut wird, das über 60 Meter hoch ist?"
Stadtrat könnte bereits in wenigen Wochen dazu abstimmen
Mit dem Begehren möchte man auch vor weiteren Projekten abschrecken. Brannekämper und Czisch befürchten, dass Türme folgen. Diese Hemmschwelle sehen sie in dem Bürgerentscheid von 2004, initiiert von Ex-OB Georg Kronawitter (SPD). Damals ging es um eine Maximalhöhe von 100 Metern - die Höhe der Frauentürme.
Gut möglich, dass es wieder zu genau dieser Fragestellung kommt. Denn Manuel Pretzl, der CSU-Fraktionschef im Stadtrat, hat wie berichtet zuletzt ein sogenanntes Ratsbegehren angekündigt. Schon in wenigen Wochen könnte der Stadtrat abstimmen und eine Mehrheit gilt als gut möglich. Dann käme es zu einem Bürgerentscheid - ohne dass Unterschriften gesammelt werden müssten.
Neue Türme sollen 155 Meter hoch sein
Doch Brannekämper und seine Mitstreiter fangen nun auf jeden Fall an mit ihrem Paketposthallen-Bürgerbegehren. "München ist aus guten Gründen keine Hochhausstadt!", steht als erster Satz in der Begründung des Begehrens. Und das richtet sich natürlich gegen die Höhe der geplanten Zwillingstürme an der Paketposthalle: 155 Meter soll sie in etwa betragen.
In einer Visualisierung wird gezeigt, welchen Schatten die Türme über den Tag hinweg auf die Gebäude nördlich des Areals werfen könnten - an einem 21. Dezember, wenn die Sonne also besonders tief steht. Es ist fast ein einziger dunkler Fleck, wenn man die Schatten zwischen 9 und 16 Uhr verbindet.
Das Begehren führt ein buntes Paket an Gründen an, weshalb die Büschl-Hochhäuser auf keinen Fall gebaut werden sollten. Sie zitieren den Münchner Klimarat, aus einer Stellungnahme vom 12. Januar: "Mit zunehmender Gebäudehöhe steigt der energetische Aufwand", steht auf dem Flyer der Initiative "Hochhausstop", die sich nach alter Rechtschreibung mit einem P schreibt. Oder: "Hochhäuser sind Parasiten. Der eine hat den Ausblick, der andere den Anblick" - ein Zitat von Buchautor Dieter Wieland.
"München darf nicht zu Frankfurt an der Isar werden!"
Czisch erinnert an Georg Kronawitter. Er sei 2003 zu ihm gekommen und habe gesagt: "Wolfgang, ich werde Mitglied des Münchner Forums. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Stadt den Investoren zum Fraß vorgeworfen wird." Und: "München darf nicht Frankfurt an der Isar werden!" Das gelte auch heute.
"Die Stadt lässt sich von Investoren vor sich hertreiben", sagt Brannekämper. "Wofür gibt es das Planungsreferat?", fragt er rhetorisch. Er wünsche sich einen langfristigen Entwicklungsplan von der Stadt. "Erst der Plan, dann die Investoren, nicht umgekehrt", sagt Brannekämper.