"Keine Angst vor dem Schweinebraten"

Die Verbraucher sind verunsichert und der Fleischabsatz stagniert, dabei geht von Lebensmitteln keine Grippe-Gefahr aus. Bayerns Metzger haben dennoch mit einem Imageschaden zu kämpfen.
von  Abendzeitung

Die Verbraucher sind verunsichert und der Fleischabsatz stagniert, dabei geht von Lebensmitteln keine Grippe-Gefahr aus. Bayerns Metzger haben dennoch mit einem Imageschaden zu kämpfen.

MÜNCHEN In Deutschland sind bislang acht Menschen an Schweinegrippe erkrankt, weltweit sind es mehr als 1000. Zwar hat sich der A/H1N1-Virus in der Bundesrepublik nicht weiter ausgebreitet, das Robert-Koch-Institut sieht dennoch keinen Grund zur Entwarnung. Auch am Münchner Flughafen werden tausende Passagiere aus den USA oder Mexiko bei Verdacht untersucht. Das Gesundheitsamt Erding wird dabei von Fachleuten aus den Nachbarkommunen unterstützt. Doch neben der Gefahr einer Ansteckung sorgen sich die Menschen auch um die Lebensmittelsicherheit, wie Alexander Höcht von Bayerns Fleischerverbands erklärt.

AZ: Herr Höcht, kaufen die Verbraucher kein Schweinefleisch, weil sie eine Ansteckung mit dem A/H1N1-Virus fürchten?

ALEXANDER HÖCHT: Tatsächlich sind Kunden verunsichert auf Grund der irreführenden Bezeichnung. Wir versuchen mit Aufklärungsarbeit zu beruhigen. Man muss es deutlich sagen: Eine Übertragung des A/H1N1-Erregers durch den Verzehr von Schweinefleisch ist nicht bekannt. Wer Fleisch mindestens zwei Minuten lang auf mindestens 70 Grad Celsius erhitzt, schützt sich ganz generell vor Erkrankungen, die durch Mikroorganismen übertragen werden. Niemand muss Angst vor dem Schweinebraten haben.

Gilt das auch für rohes oder geräuchertes Fleisch?

Auch Fleischprodukte wie etwa Parmaschinken sind unbedenklich, da sich auf Grund des Herstellungsprozesses die Erreger nicht halten können.

Momentan warnt das Friedrich-Loeffler-Institut, der Virus könnte von infizierten Menschen auf Schweine übergreifen.

Die bayerischen Landwirte achten gerade jetzt penibel auf Hygiene. Und Unbefugte kommen mit den Schweinen nicht in Kontakt.

Wie groß ist der Imageschaden für das Schweinefleisch?

Ein Imageschaden lässt sich nicht wegdiskutieren. Dabei hat Schweinegrippe mit Lebensmitteln nichts zu tun. Bei der Aufklärungsarbeit sprechen wir von Mexikanischer Grippe. Am besten wäre, man redet nur vom A/H1N1-Virus. Damit würde man auch Verbrauchern einen Gefallen tun.

Schlägt sich die Verunsicherung in den Bilanzen nieder?

Bei manchen Betrieben hat der Absatz beim Schweinefleisch nun stagniert. Das ist ungewöhnlich, gerade in der Grillsaison.

Interview: R. Keck

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