Kein Grün für den Max-Joseph-Platz: "Ich verstehe es nicht"

Streit um die Gestaltung des Max-Joseph-Platzes: Die Denkmalpflege lehnt eine flächenhafte Begrünung als Provisorium ab. Münchens Baureferentin reagiert erbost.
von  Eva von Steinburg, Jan Krattiger
Ärgert sich: Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer.
Ärgert sich: Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer. © Daniel von Loeper

München - Der Druck im Rathaus ist hoch, dass am Max-Joseph-Platz schnell etwas passiert. Die Münchner sollen einen Ersatz für die grüne Wiese am Marienhof bekommen, wo noch für mindestens zehn Jahre die Baustelle für die Zweite Stammstrecke ist.

Der 200 Meter entfernte Max-Joseph-Platz mit seiner übergroßen Asphaltfläche soll autofrei werden. Es gibt Pläne, die Tiefgarageneinfahrt zu verlegen. Bis zur endgültigen Umgestaltung soll er schnell für die Bürger nutzbar werden.

Das Rondell am Max-Joseph-Platz ist sanierungsbedürftig

Denn das Rondell mit den rundbuckligen Isarkieseln sei dringend sanierungsbedürftig. Auch das Flickwerk an Bodenplatten, hieß es bei der Sitzung der Kommission für Stadtgestaltung am Dienstag. Das Baureferat sei kurz davor, den Platz aus Sicherheitsgründen teilweise zu sperren.

Einer Begrünung durch Gräser und Wildblumen, das Interims-Konzept des Baureferats, lehnte die Denkmalpflege jetzt aber kategorisch ab. "Eine flächenhafte Begrünung auf dem Platz ist auszuschließen. Das Landesdenkmalamt lehnt den Vollzug der Interimsvorlage ab", lautet das Statement von Generalkonservator Mathias Pfeil. Bayerns oberster Denkmalpfleger ließ es im Saal verlesen, da er nicht persönlich an der Sitzung der Stadtgestaltungskommission teilnehmen konnte. Seine Forderung: "Eine denkmalfachliche Abstimmung der Gestaltung".

Gegen Grün am Boden: Denkmalpfleger Mathias Pfeil
Gegen Grün am Boden: Denkmalpfleger Mathias Pfeil © Sigi Müller

Pfeils Begründung: "Vorbild für den Max-Joseph-Platz ist der Kapitolsplatz in Rom. Der Münchner Opernplatz ist als italienischer Stadtplatz errichtet worden." Die Anlage sei von "europäischem Rang". Selbst eine nur zwölfjährige Verweildauer der Begrünung würde eine Verfestigung befürchten lassen.

Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer: "Ich bin erbost über ein Statement dieser Härte"

Sehr erstaunt über Mathias Pfeils Worte äußerte sich Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne). Ihre Mitarbeiter hatten zwei Konzepte für einen Interims-Zeitraum von rund zehn Jahren erarbeitet – und visualisiert.

"Ich bin erbost über ein Statement in dieser Härte: Die Problematik ist vorher bei einer Sitzung mit Herrn Pfeil vorgestellt worden. Ich verstehe es nicht", kommentierte sie die Haltung der Denkmalpflege.

1956: Der Max-Joseph-Platz als Parkplatz. Die Rampe für die Tiefgarage hat die Denkmalpflege 1963 nicht verhindert.
1956: Der Max-Joseph-Platz als Parkplatz. Die Rampe für die Tiefgarage hat die Denkmalpflege 1963 nicht verhindert. © Daniel von Loeper

Sinngemäß argumentierte Ehbauer: nicht das Grün mache jetzt den historischen Platz kaputt, sondern beim Tiefgaragenbau 1963 habe man die italienische Piazza kaputtgemacht. Das Rondell sei inzwischen auch nicht mehr verkehrssicher. Man müsse es sanieren. Warum auf der Altstadt-Piazza nicht vorübergehend Pflanzen wachsen dürfen, leuchtet Münchens Baureferentin nicht ein.

Die Kontroverse zwischen Denkmalamt und Stadt, kommentierte Kommissionsmitglied Piero Bruno: "Am Kapitol keine Blumenwiese. Die Bedenken der Denkmalpfleger nehme ich ernst", so der italienische Architekt: "Wir brauchen Respekt vor der Geschichte und der Architektur." Dagegen hält die Architektin Verena Schmidt die harte Position der Denkmalpflege für schwierig: "Es ist inakzeptabel auszuschließen, dass man diese Fläche nicht begrünt!", findet die Münchnerin.

Wie geht es nun weiter mit dem Max-Joseph-Platz? Stadtrat Alexander Reissl spricht für die CSU-Fraktion: "Ich hoffe, Herr Pfeil ist erfolgreich. Wir wollen keinen Platz verändern, der stadthistorisch so bedeutend ist. Wir haben die Verantwortung für unser Erbe. Statt der Isarkiesel kann ein anderer Belag gewählt werden."

Wie geht es weiter auf dem Max-Joseph-Platz? "Aufgabe des Baureferats, einen Kompromiss zu finden"

Er findet: "Die massiven Poller mit der Kette können auch weg. Aber muss hier Grün her? Die Bürger sitzen doch schon auf der Operntreppe und vor der Residenz."

In der SPD ist man abwägender. "Nun ist es die Aufgabe des Baureferats, einen Kompromiss zu finden", sagt Christian Müller, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er stichelt gegen die Denkmalpflege: "Heutzutage liegt es ja nicht im Trend, einen Platz ohne Baum und Strauch zu gestalten. Wenn die Bevölkerung eine Begrünung als angenehm empfindet, wie am Gärtnerplatz, dann dürfte man den Platz auch dauerhaft verändern. Wir leben ja nicht mehr im Königreich, sondern in einer Demokratie!"

Diese begrünte Version vom Max-Joseph-Platz lehnt die Denkmalpflege ab. Experten fordern "Respekt vor der Architektur von Weltrang, keine Blumenwiese mit dörflicher Attitüde.
Diese begrünte Version vom Max-Joseph-Platz lehnt die Denkmalpflege ab. Experten fordern "Respekt vor der Architektur von Weltrang, keine Blumenwiese mit dörflicher Attitüde. © Kübler Landschaftsarchitektur

Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) hält den Denkmalschutz für wichtig. Aber: "Die reine Lehre des Denkmalschutzes kann aber nicht der alleinige Maßstab sein."

Der Max-Joseph-Platz sei weitgehend menschenleer, denn er sei abweisend. "Es besteht Handlungsbedarf und ich freue mich, dass darüber weitgehend Einigkeit herrscht. Am Ende entscheidet der Stadtrat."

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