Kein Aufschwung in München: Handelsverbandschef Ohlmann - "Konsumstimmung ist im Keller"

München - Gut einen Monat nach dem Ende der Maskenpflicht im bayerischen Einzelhandel verderben Krieg, Inflation und Lieferprobleme den dringend nötigen Aufschwung. Und München macht da keine Ausnahme, bestätigt der Handelsverband Bayern.
Handelsverbandschef Ohlmann: "Wir stecken in einem Allzeittief"
"Wir stecken in einem Allzeittief - steigende Temperaturen bedeuten normalerweise steigenden Konsum, aber der Krieg in der Ukraine und seine Folgen wirken sich entscheidend negativ aus. Auch die Münchner müssen tiefer in ihr Portemonnaie greifen, sie behalten die steigenden Energiekosten im Blick", sagte Geschäftsführer Bernd Ohlmann am Montag der AZ.
Gerade auch wegen der sinkenden Corona-Zahlen habe man in den Geschäften auf "gute Kauflaune" gesetzt. Davon sei allerdings nichts zu spüren: "Die Leute halten sich zurück, nicht nur bei größeren Anschaffungen."
Vor allem im stationären Bereich jenseits des Lebensmitteleinzelhandels merke man das, sagte Ohlmann. Die Kundenfrequenzen in den Geschäften lägen dort etwa 20 bis 25 Prozent unter den Vor-Corona-Werten, die Umsätze um 20 bis 30 Prozent. Viele Menschen hätten Zukunftsängste, es gebe kaum positive Nachrichten, so Ohlmann.
Ohlmann: "Im Moment ist mehr Lust-Shoppen angesagt"
Dass die Tourismuszahlen so langsam steigen, mache der Landeshauptstadt sehr zu schaffen: "München macht Milliarden-Umsätze mit Touristen aus aller Welt, aber die Touristen fehlen hier eben. Im Moment ist mehr Lust-Shoppen angesagt, aber die Konsumstimmung ist im Keller." Gerade auch die Textilbranche spüre das: "Der Kunde fragt sich doch, warum soll ich jetzt noch das achte T-Shirt kaufen?"
Gleichzeitig stiegen die von den Lieferanten verlangten Preise, die Energiekosten des Handels selbst und zu allem Überfluss gebe es auch noch Lieferprobleme, so Ohlmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Da will der Kunde etwas kaufen, und man muss ihm sagen: 'Tut mir leid.'" Und oft könne der Händler noch nicht einmal sagen, wann er das Produkt wieder bekomme.
Befürchtete Pleitewelle bleibt bis dato aus
Die zu Beginn der Corona-Krise befürchtete Pleitewelle sei dagegen bisher nicht eingetreten, sagte Ohlmann. "Und wir sind guter Dinge, dass es auch nicht so kommt." Vor allem die staatlichen Hilfen und Kurzarbeitergeld hätten sie verhindert.
Zudem hätten viele Händler auch alternative Absatzwege wie Lieferdienste oder den Onlinehandel genutzt. "Not macht erfinderisch", betonte er. Dennoch stünden gerade viele für die Innenstädte wichtigen Läden für Kleidung oder Schuhe "mit einem Bein am Abgrund".
Ohlmann: Maske ist im Einzelhandel auf dem Rückzug
Weiter positiv entwickelt sich dagegen der Onlinehandel, auch wenn er nicht mehr ganz so stark boomt, wie zu Beginn der Corona-Krise. Im laufenden Jahr rechne er mit einem Wachstum um 12,4 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro Umsatz im Onlinebereich, sagte Ohlmann.

Damit würde der Anteil am Gesamtgeschäft auf rund 18 Prozent steigen. Insgesamt geht der Handelsverband für das laufende Jahr von 72 Milliarden Euro Umsatz im bayerischen Einzelhandel aus, das wäre etwas mehr als 2021.
Die Maske ist im Einzelhandel laut Ohlmann dagegen inzwischen auf dem Rückzug. Hatte sie direkt nach der Abschaffung der Pflicht noch auf freiwilliger Basis klar dominiert, werde sie inzwischen nur noch von etwa der Hälfte der Kunden getragen - mit abnehmender Tendenz. Beim Personal sei sie dagegen noch stärker verbreitet.