3G-Kontrollen bei Bus, Bahn und Tram: So lief der erste Tag in München

München - Mittwoch 8 Uhr in der S-Bahn. Unangenehm schrill klingt die Lautsprecherdurchsage: "Seit dem 24. November gelten im Öffentlichen Nahverkehr die 3G-Regeln. Bitte halten Sie Ihren Impfnachweis bereit."
In Münchner Nahverkehr gilt 3G
Etliche Fahrgäste greifen zum Handy und rufen ihren Impfstatus auf für den Fall, dass ein Kontrolleur auftaucht. "Ich habe nie verstanden, warum es früher hieß, in Bussen und Bahnen sei das Infektionsrisiko gering", sagt Robert H. Der 23-Jährige ist auf dem Weg zur Uni. Dort wird schon seit Wochen jeder am Eingang kontrolliert. Ohne Impfpass oder Test kommt keiner in den Hörsaal.
So läuft's jetzt auch im Nahverkehr. U-, S-Bahn, Bus oder Tram, ganz egal, einsteigen darf nur, wer ein Ticket hat und nachweisen kann, dass er geimpft, genesen oder negativ getestet ist. Im Stachus-Zwischengeschoss wird kontrolliert. MVG-Mitarbeiter in Warnwesten stehen am Abgang zur U-Bahn. "Darf ich Ihren Impfnachweis sehen", fragen sie höflich jeden, der zur U4 oder U5 will.

Mancher reagiert genervt bis gereizt auf die Kontrollen
Eine ältere Dame ist irritiert angesichts der vielen Kontrolleure. MVG und Polizei sind mit insgesamt rund 40 Männern und Frauen vor Ort. "Ich wusste nichts davon, zum Glück hab' ich alles dabei", sagt die 67-Jährige und zieht ihren Impfpass aus der Handtasche.
Die jüngeren Leute haben alle Handys, auf denen die geforderten Nachweise gespeichert sind. Die meisten Menschen finden die Kontrollen gut. Wenn auch etwas nervig, denn auf dem Weg zur Arbeit mag sich keiner gerne aufhalten lassen. "Ist höchste Zeit, dass etwas passiert", sagt Versicherungskaufmann Holger A. (58). Nicht alle nehmen es so gelassen wie er.

Einen Mann halten die Kontrolleure an der Sperre auf. Der Münchner ist weder geimpft noch getestet. Für ihn ist Endstation. Seine Reaktion ist frostig. Auf die Frage des AZ-Reporters, ob er sich denn jetzt impfen lassen werde, kommt patzig zurück: "Ich habe kein Interesse an einem Gespräch." Wütend geht der Mann in Richtung Rolltreppe hoch zur Oberfläche. Ob er künftig öfter radelt oder vielleicht im Homeoffice arbeitet, bleibt sein Geheimnis. Er ist heute nicht der Einzige.
Ein Polizist erwischt 19 Personen in zwei Stunden
Minuten später gerät ein älteres Ehepaar in die Klemme. Beide kommen aus der U-Bahn. Sie sind weder getestet noch geimpft. Ein MVG-Kontrolleur reicht das Paar an einen Polizisten weiter. "Ist keine böse Absicht", beteuert das Paar. Diesmal haben sie Glück, der Beamte belässt es bei mahnenden Worten und verzichtet auf ein Bußgeld über 55 Euro. "Das liegt daran, dass die Regelung neu ist", sagt Polizeisprecher Marc Aigner, "in Zukunft sollte sich keiner darauf verlassen."

Bei der Kontrolle erwischt ein einzelner Polizist in nur zwei Stunden 19 Personen, die weder Impf- noch Genesenenzertifikat oder einen negativen Corona-Test vorweisen können. Die allermeisten an diesem Tag sind geimpft und haben deshalb auch keine Probleme, zur U-Bahn zu kommen.

Schwere Zeiten für Schwarzfahrer und Ungeimpfte
Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) beobachtet die Aktion, und teilt im Gespräch mit der AZ in Richtung Berlin aus. Der Bund habe das beschlossen, der Bund müsse sich darum kümmern, dass ausreichend Personal und Geld für Kontrollen da ist: "Es ist nicht Aufgabe von Bus- oder Tramfahrern, die Einhaltung der 3G-Regeln zu überwachen."

Die Kontrolle spricht sich schnell rum. Etliche Fahrgäste weichen zum Ausgang am BMW-Pavillon aus. Dort wird nicht kontrolliert, ein willkommenes Schlupfloch für Ungeimpfte.
Polizei und U-Bahnwache werden künftig verstärkt gemeinsam in Zügen und Bahnhöfen auf Streife gehen, um 3G zu überwachen. "Das kann nur stichprobenartig erfolgen", stellt Polizeivizepräsident Michael Dibowski klar. In S-Bahnen und Regionalzügen übernehmen das DB-Sicherheit und Bundespolizei. Für Schwarzfahrer und Ungeimpfte brechen schwere Zeiten an.