Kehraus im Kessel: Polizei sperrt Viktualienmarkt ab

MÜNCHEN - Die größte Party der Stadt sollte es werden, der Fasching auf dem Viktualienmarkt. Doch dann riegelte die Polizei gegen 12.45 Uhr alle Zugänge ab - wegen Überfüllung. Rund 20000 bitter enttäuschte Narren mussten draußen bleiben.
Eigentlich beginnt der Kehraus am Faschingsdienstag ja immer erst um 24 Uhr. Doch dieses Jahr war bereits am Mittag für tausende Narren, die in der City feiern wollten, Aschermittwoch! Um 12.45 Uhr hatten Einsatzkräfte der Polizei den Viktualienmarkt, auf dem am Dienstag traditionell Münchens größte Faschingsparty stattfindet, großräumig abgesperrt. Fast 20000 Narren schauten in die Röhre.
Dabei hatte der Oberbürgermeister beim Tanz der Marktweiber noch den Startschuss zum Feier-Marathon auf dem Viktualienmarkt gegeben: „Heute wollen wir die blöde Behauptung widerlegen, in München gäbe es keinen Fasching", polterte Christian Ude am Morgen. Doch da machte die Polizei nicht mit: „Der kritische Punkt lag bei 10000 Leuten", erklärte Pressesprecher Gottfried Schlicht. Als diese Zahl um 12.45 Uhr erreicht war, machten die rund 40 Polizisten einer Einsatzhundertschaft und Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma ernst.
Mit Absperrgittern wurden die Zufahrtsstraßen zum Markt großräumig abgesperrt, ein Hubschrauber kreiste zur Sicherheit stundenlang über dem Markt: „Wir haben die Feiernden stattdessen in Rundfunkdurchsagen gebeten, das Event zu meiden und auf die anderen Partys in der Innenstadt auszuweichen."
Narren außer sich vor Wut
Doch da wollten die meisten gar nicht hin. Deswegen entbrannten an den Zäunen heftige Diskussionen. Pappnasen lieferten sich wilde Wortgefechte mit der Polizei. Narren versuchten über die Absperrgitter ins Innere des Kessels zu gelangen. Oder ballten sich in Gruppen und waren außer sich vor Wut: „Seit 20 Jahren feiere ich jedes Jahr auf dem Viktualienmarkt Fasching – und jetzt das!", empört sich Petra Gulz. Was sie besonders ärgert: „Wir wurden gar nicht informiert."
Auch Faschings-Narr Esther wollte sich nur etwas zu essen holen – als sie zurück zum Viktualienmarkt kam, stand sie vor den Absperrungen: „Dabei gibt es hier eh schon so wenig Fasching! Aber ohne Kontrolle geht es anscheinende nicht, das ist halt typisch München!"
Allein vor der Schrannenhalle versammelten sich rund 500 Narren und warteten darauf, doch noch auf den Markt zu kommen: „Da will man lustig sein und dann darf man nicht rein", motzt Iris Schlippmann, die mit zwölf Freunden feiern wollte: „So etwas erzeugt nur Aggression!" Zumal das vorschnelle Durchgreifen der Polizei offensichtlich mit der Stadt gar nicht abgesprochen war: „Es war zwar ausgemacht, dass die äußersten Straßen geschlossen werden, wenn Überfüllung droht", sagte der Chef des Münchner Kreisverwaltungsreferats, Wilfried Blume-Beyerle. Es sei aber nie angedacht gewesen, die Zahl der Feiernden zu begrenzen. „Wir sind weiterhin von 30
000 Narren ausgegangen, die auf dem Viktualienmarkt feiern können." Christoph Landsgesell |
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