Kaum Geld zum Leben: Münchner Rentner müssen zur Tafel

Immer mehr ältere Münchner haben nicht mal mehr genug Geld fürs tägliche Essen. Der Sozialverband VdK warnte am Donnerstag vor einer dramatischen Entwicklung.
München - Der Anteil der Älteren unter den 20 000 Menschen, die sich wöchentlich Lebensmittel bei der Münchner Tafel holen, nehme immer stärker zu, erklärte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher am Donnerstag.
Stadt und Landkreis München haben immer mehr Geld
Oft reicht die Rente nicht mehr. Das ist ein bundesweiter Trend. Doch in München ist die Entwicklung besonders dramatisch. „Auf diesem hohen Preisniveau reicht die Rente natürlich besonders oft nicht aus“, sagte Ulrike Mascher im Gespräch mit der AZ. Der Stadt München mag sie aber keinen Vorwurf machen. Sie biete viele Angebote für bedürftige Ältere. Der VdK kritisiert stattdessen die Entwicklung der Renten.
60- bis 69-Jährige immer häufiger verschuldet
In München sind besonders viele Rentner verschuldet. In der Landeshauptstadt hat vor allem die Verschuldung der 60- bis 69-Jährigen zugenommen. In einigen Stadtteilen liegt die Überschuldungsquote in dieser Altersgruppe sogar deutlich höher als im Durchschnitt des jeweiligen Stadtteils. Das gilt etwa in der Ludwigsvorstadt, in Berg am Laim, auf der Schwanthalerhöhe oder in der Isarvorstadt. „Aufgrund des Alters der Betroffenen ist stark davon auszugehen, dass diese ihre Schulden durch Erwerbstätigkeit nicht mehr tilgen können“, sagte Ulrike Mascher. „Die dauerhafte Altersarmut ist vorgezeichnet.“
Enkeltrickbetrug: In München hat es sich ausgetrickst
Für ganz Bayern sieht der VdK eine dramatische Entwicklung aufziehen. Zwar beziehen im Freistaat nur 2,78 Prozent der über 65-Jährigen Grundsicherung. Aber es gehen nicht alle Berechtigten aufs Amt – zum Beispiel aus Scham. Und: Die Zahlen des VdK zeigen jetzt, dass sehr viele Rentner nur ganz knapp über der Grundsicherungsgrenze leben. „Bei sinkendem Rentenniveau und steigenden Lebenshaltungskosten ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Lage wegen der weiterhin sinkenden Neurenten kippt“, sagt Mascher.
Frauen leben oft unterhalb der Armutsgrenze
Die offizielle Armutsschwelle lag in Bayern 2015 bei 1025 Euro, Männer, die neu in Rente gingen, erhielten im Durchschnitt 1049 Euro – also gerade einmal 24 Euro mehr. Frauen bekamen sogar nur 616 Euro, lagen also 406 Euro unter der Grenze. „Gerade Frauen haben in Bayern oft nur die gesetzliche Rente als Alterseinkommen“, warnt Mascher – also etwa keine zusätzliche Betriebsrente. Sie sieht ein großes Akzeptanzproblem auf das Rentensystem zukommen wenn sich nichts Grundlegendes ändert. „Es gibt keinen Unterschied mehr, ob jemand lange, kurz oder gar keine Beiträge zahlt“, sagt sie. „Die Höhe der Grundsicherung ist für alle gleich.“
Der VdK will 2017 vermehrt für eine echte Rentenreform werben. Und fordern, dass die Renten wieder parallel zu den Löhnen steigen. „Weil die Rente für viele Menschen nicht mehr reicht, muss etwas geschehen.“