Kaum auszumalen

Jetzt muss sie also doch geschlossen werden, die Pinakothek der Moderne. Und bei allem Verständnis für die Dringlichkeit der Sanierung, ist das vor allem bitter. München verliert ab Februar 2013 für fast acht Monate das beste Zugpferd seiner Museumslandschaft. Der Imageverlust ist kaum auszumalen. Und nicht nur die Touristen werden blöd schauen, wenn sie sich auf die Suche nach Beckmann und Picasso machen.
Oder nach Joseph Beuys’ raumfüllendem Stonehenge: „Das Ende des 20. Jahrhunderts“. Wäre man besonders böse, könnte man die Installation des weitsichtigen Künstlerschamanen als Sinnbild für den Zustand des Hauses nehmen. Und diverser anderer Kulturtempel von der arg fäulnisinfizierten Archäologischen Staatssammlung bis zum maladen Haus der Kunst.
Dass Münchens dritte Pinakothek heuer aber erst das Zehnjährige feiert, ist in Anbetracht ihres Zustands dann doch harter Tobak. Abgesehen davon gibt es die Risse in der Rotunde nicht erst seit gestern, jahrelang wird da schon munter gespachtelt und kaschiert. Auch manche wettergepeinigte Ecke des Außenbaus erzählt die triste Geschichte von der Vergänglichkeit des Sichtbetons.
Und man fragt sich, was in zehn, zwanzig und erst in fünfzig Jahren sein wird. Die Meister der Pyramiden und antiken Tempel, der romanischen Kreuzgänge und gotischen Kathedralen, die Borrominis und Asams werden milde vom Himmel lächeln. Denn mit unserer vielgespriesenen Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun.