Kaufkraft in München: Hier wohnt das Geld

Exklusiv in der Abendzeitung: Die neuesten Einkommenszahlen für jedes Stadtviertel. Da gehen die Zahlen doch recht weit auseinander – um bis zu 910 Euro netto pro Kopf im Monat  
von  Julia Lenders

Exklusiv in der Abendzeitung: Die neuesten Einkommenszahlen für jedes Stadtviertel. Da gehen die Zahlen doch recht weit auseinander – um bis zu 910 Euro netto pro Kopf im Monat

In keiner anderen deutschen Großstadt haben die Menschen im Schnitt so viel Geld zur Verfügung wie in München. Wobei das mit dem Durchschnitt immer so eine Sache ist – wer sich die Daten genauer ansieht, stellt fest: Innerhalb Münchens sind die Unterschiede gewaltig.

Wo wohnt in der Stadt das Geld? Und wo müssen viele Menschen knapsen? Die AZ gibt einen Überblick. Doch zuerst noch zum Hintergrund: Die Daten für den Vergleich stammen von der „GfK Geomarketing“ und sind vom Statistischen Amt in München stadtbezirksgenau aufbereitet worden. Analysiert worden ist die Kaufkraft pro Einwohner. Darunter versteht man alle Netto-Einkünfte, die jemand hat – also zum Beispiel das Gehalt, die Rente oder auch Arbeitslosen- und Kindergeld.

Die Kluft in München ist groß. Die Menschen im wohlhabendsten Bezirk können im Jahr fast 11000 Euro mehr für den Konsum, ihre Miete oder andere Lebenshaltungskosten ausgeben als die im finanzschwächsten Teil der Stadt. An der Spitze der Skala stehen, wie wohl nicht anders zu erwarten: Altstadt und Lehel. Dort liegt die Kaufkraft der Bewohner im Schnitt bei 2766 Euro im Monat.

Da können selbst die noblen Bogenhausener nicht mithalten. Sie müssen sich mit rund 330 Euro weniger begnügen und landen monatlich bei 2435 Euro. Das Münchner Schlusslicht ist der Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart. Wer da wohnt, muss in der Regel wesentlich bescheidener sein: Der Durchschnitts-Bewohner lebt von 1856 Euro monatlich.

Wie kommt’s zu diesem letzten Platz im internen Stadt-Vergleich? Die zuständige Bezirksausschuss-Chefin Antonie Thomsen (SPD) erklärt, in Milbertshofen-Am Hart gebe es einen hohen Anteil an Sozialwohnungen. Die GWG vermietet dort nach eigenen Angaben 6500 geförderte Wohnungen.

Im vergangenen Herbst hatte auch der Armutsbericht der Stadt gezeigt: Wer wenig hat, wandert in die Außenbezirke ab. „Schleichend droht der Landeshauptstadt München damit eine Verfestigung von Armut in einer Reihe von Stadtbezirken“, hieß es da.

Die meisten Menschen, die nicht ohne staatliche Hilfe auskommen, lebten demnach in Ramersdorf-Perlach (12,3 Prozent) – oder eben in Milbertshofen-Am Hart (11,5 Prozent). Wie ist das Klima in diesem Stadtbezirk? BA-Chefin Thomsen sagt: „Wir sind unauffällig und solidarisch – vielleicht gerade deswegen, weil die Leute aufs Geld schauen müssen.“

Rein statistisch betrachtet liegt übrigens selbst die Kaufkraft der Milbertshofener noch überm gesamtdeutschen Schnitt. Was allerdings wenig aussagt. Denn im teuren München sind eben auch solche Menschen von Armut bedroht, die in anderen Städten mit ihrem Gehalt noch durchkämen.

München ist zugleich ein Ort der Reichen und Superreichen. Nach den letzten verfügbaren Zahlen des Landesamtes für Statistik lebten zuletzt 1131 Einkommens-Millionäre in der Stadt oder im Landkreis. Viele Gutsituierte wohnen gern zentral. Es gebe zwar auch in der Altstadt und im Lehel noch Flecken, wo man erschwinglich leben könne, sagt der zuständige BA-Chef Wolfgang Püschel. Aber: „Fast alle, die seit fünf bis sieben Jahren zuziehen, sind eher wohlhabend – und bereit dazu, hochpreisige Mieten zu bezahlen.“

 

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