Kaufhof-Kahlschlag in München: Drei Filialen vor Schließung

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 62 Filialen in 47 Städten schließen. Für die Beschäftigten ist das eine Hiobsbotschaft.
von  E. Reimann, O. Schmale
Von der Schließung betroffen: Der Kaufhof am Stachus.
Von der Schließung betroffen: Der Kaufhof am Stachus. © imago/Ralph Peters

München - Es war ein rabenschwarzer Tag für Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) und seine Beschäftigten: Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern kündigte am Freitag die Schließung von 62 seiner 172 Warenhäuser an. Insgesamt 5.317 Mitarbeiter werden dadurch laut Gesamtbetriebsrat ihre Arbeit verlieren – und viele Innenstädte einen ihrer wichtigsten Anziehungspunkte. Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor sogar von rund 6.000 der noch 28.000 Beschäftigten gesprochen, die von dem Kahlschlag betroffen seien.

Filial-Schließungen in 47 Städten geplant

Insgesamt will der angeschlagene Warenhauskonzern Filialen in 47 Städten schließen. Sechs der im Zuge der Sanierung von Schließung bedrohten Filialen sind in Bayern. Dort wären rund 800 Mitarbeiter betroffen, wenn die Häuser wie geplant dicht machen, wie ein Verdi-Sprecher am Freitag sagte. Allerdings will die Gewerkschaft noch um Häuser kämpfen.

Konkret bedroht sind dem Sprecher zufolge in München die Karstadt-Häuser am Nordbad und am Olympia-Einkaufszentrum sowie die Galeria am Stachus. Außerdem der Karstadt in Ingolstadt sowie in Nürnberg die Häuser an der Lorenzkirche und in Langwasser.

Neben den Warenhäusern und zwei Schnäppchencentern werden nach Angaben des Gesamtbetriebsrats auch 25 Reisebüros geschlossen.

Auch bei den Karstadt-Sports-Häusern sollen 20 der 30 Niederlassungen dicht machen, unter anderem die Filiale in München. Insgesamt sind bundesweit 700 Mitarbeiter der Tochterfirma Karstadt Sports betroffen.

Durch Corona in die Krise geraten

Die Geschäftsführung von Galeria Karstadt Kaufhof bezeichnete die Maßnahmen als unvermeidlich. "Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden", sagte der GKK-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Letztlich gehe es darum, Galeria Karstadt Kaufhof und damit viele Tausend Arbeitsplätze zu sichern. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung bis zu 80 Geschäfte dicht machen wollen.

Galeria Karstadt Kaufhof war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Galeria Karstadt Kaufhof rechnet durch die Pandemie und den durch sie ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.

Verdi: "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen"

Die Gewerkschaft Verdi hofft jedoch nach wie vor, die Zahl der Schließungen noch weiter senken zu können. "Wir werden mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zukunft der Beschäftigten kämpfen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagte das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Der vom Unternehmen mit dem Gesamtbetriebsrat und der Gewerkschaft Verdi ausgehandelte Sozialplan sieht vor, dass die gekündigten Mitarbeiter für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können. Der österreichische GKK-Eigentümer René Benko habe dafür einen Millionenbetrag zur Verfügung gestellt, berichtete der Gesamtbetriebsrat.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) forderte Galeria Karstadt Kaufhof auf, bei der Sanierung auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Eigner und Gläubiger seien in der Pflicht, keine "radikalen Abbaupläne" zu verfolgen. Handelsexperte Thomas Rob von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sprach von einem "Zeichen der Ratlosigkeit". "Jetzt haben sie sich noch einmal Luft verschafft. Aber wie lange das trägt, ist durchaus die Frage."

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