Katrins mutmaßlicher Mörder: So wurde er überführt

Der Mord an Katrin Michalk ist offenbar aufgeklärt: Ein Jugendbeamter gibt den Hinweis auf einen auffälligen 19-Jährigen. In dessen Zimmer findet die Polizei die Tatwaffe. Auch DNA überführt ihn: Er gesteht.
von  Ralph Hub
In der elterlichen Wohnung wurde der mutmaßliche Mörder von Katrin Michalk festgenommen. Das abgebrochene Tatmesser hatte er in seinem Zimmer.
In der elterlichen Wohnung wurde der mutmaßliche Mörder von Katrin Michalk festgenommen. Das abgebrochene Tatmesser hatte er in seinem Zimmer. © Daniel von Loeper, dpa, Polizei

Ein Jugendbeamter gibt den Hinweis auf einen auffälligen 19-Jährigen in der Nachbarschaft der Ermordeten. In dessen Zimmer findet die Polizei die Tatwaffe. Auch DNA überführt ihn: Er gesteht.

München - Die 13 ist so etwas wie sein Schicksal: Marco F. ist an einem 13. Januar geboren – und die Spur Nummer 13 war es jetzt, die ihn des Mordes an Katrin Michalk überführt hat. Ein Jugendbeamter aus Obersendling hatte die Mordkommission auf den 19-jährigen Schüler aus der Nachbarschaft des Opfers aufmerksam gemacht. Ein Hinweis, der bei der ermittelnden „Soko Aidenbach“ als Spur 13 geführt wurde.

Am 7. Januar, drei Tage nach dem schrecklichen Mord an der 31-jährigen Verlagsangestellten, ruft ein Jugendbeamter der PI 29 bei der Mordkommission an. Es gebe da einen Jugendlichen in der Nachbarschaft von Katrin Michalk – einen ziemlich schrägen Typen, den solle die Soko einmal näher überprüfen. Der Schüler habe im vergangenen Jahr geprahlt, er wolle sich Waffen besorgen und jemanden überfallen.

Der Jugendbeamte hatte genau den richtigen Riecher, wie sich jetzt herausstellt. Sein Tipp brachte die Soko Aidenbach auf die Fährte von Marco F.  Katrin Michalk und Marco F. haben sich nicht gekannt, sind sich nie zuvor begegnet, obwohl sie nur ein paar hundert Meter entfernt voneinander wohnten. „Sie war ein Zufallsopfer“, sagt Markus Kraus, Chef der Mordkommission, „es gibt nichts, was Täter und Opfer verbindet“.

Die 31-Jährige kommt jeden Tag auf dem Heimweg von der U-Bahnstation Aidenbachstraße direkt an der Wohnung des Schülers vorbei. Auch am 4. Januar kurz vor 21 Uhr. Marco F. sieht die Verlagsangestellte und folgt ihr. Katrin Michalk ist ahnungslos. Sie kommt vom Fitness-Studio, hat Kopfhörer auf und hört Musik. Sie sperrt die Haustür auf. Der Mörder nützt die Gelegenheit – und stürzt sich auf sein Opfer. 18 Mal sticht er zu, bis die Klinge seines Messers abbricht.

Nachbarn hören Schreie und eine Frau, die um Hilfe ruft. Der Angreifer verschwindet. Er läuft zurück in die Wohnung seiner Eltern, versteckt sich in seinem Zimmer. Von dort aus kann er in den kommenden Tagen zusehen, wie Polizisten die Gegend absuchen, wie sie in jeden Mülleimer schauen, unter jedes Auto, hinter jedes Gebüsch und in jeden Gullyschacht.

Am 13. Januar, einem Sonntag, feiert er mit der Familie seinen 19. Geburtstag. Die Eltern ahnen nicht, welch schreckliches Geheimnis ihr Sohn verbirgt. Unterdessen läuft die Fahndung nach dem Mörder auf Hochtouren. Jede noch so kleine Spur am Tatort wird überprüft und ausgewertet. Die abgebrochene Messerklinge untersucht das Labor des LKA, die blutdurchtränkte Jacke des Opfers die Gerichtsmedizin. Ziel ist es, fremde DNA sicherzustellen und den genetischen Fingerabdruck des Mörders zu finden.

Systematisch wird das Umfeld des Opfers durchleuchtet, Kollegen, werden Freunde und Familie befragt. Die Soko umfasst inzwischen 30 Mitarbeiter. Sie arbeiten sieben Tage die Woche. Über 1200 Spuren gehen sie nach. 234 Personen überprüfen sie. Auch bei Marco F. sehen die Fahnder vorbei, zwei Mal sogar. Doch der Schüler ist nicht zu Hause.

Am Mittwoch, 23. Januar, bekommt er eine schriftliche Vorladung. Er soll als Zeuge befragt werden. Doch Marco F. ignoriert die Aufforderung. Am vergangenen Donnerstag stehen erneut Mordermittler vor der Wohnung von Marco F. Mit Erlaubnis der Eltern dürfen sie in sein Zimmer. „Dabei fielen einem Kollegen Messer auf, eines davon hatte eine abgebrochene Klinge“, sagt Markus Kraus. Der Schüler hat die Tatwaffe aufgehoben. Auch blutige Kleidung, die er während der Tat getragen hat, liegt herum.

Noch in der Wohnung seiner Eltern macht der 19-Jährige Andeutungen, dass er mit dem Tod von Katrin Michalk zu tun habe. Er kommt mit zur Mordkommission. Dort muss er sich einem Speicheltest unterziehen. Die Probe wird mit den Daten aus der Gerichtsmedizin verglichen. Am Nachmittag steht fest: Sie sind identisch. Am Abend legt Marco F. ein Geständnis ab.

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