Katrin Habenschaden: Sie will Münchner OB werden

München - Nur 99 Prozent? Das ist nichts für Katrin Habenschaden. Schon bei der Wahl zur Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Rathaus im Mai holte sie 100 Prozent. Am Donnerstag nun, bei der Fraktionsklausur, ließ sie sich zur Bürgermeister-Kandidatin wählen. Mit, klar: 100 Prozent. Die Riesen-Unterstützung aus der einstmals streitlustigen Partei nimmt die 41-Jährige erleichtert auf.
"Ich bin sehr froh", sagt sie kurz nach der Wahl am Telefon der AZ. "Ich bin eine Teamspielerin, da ist es sehr schön zu sehen, wenn das ganze Team hinter einem steht."
Der Parteitag? Dürfte eine gmahde Wiesn für Habenschaden sein
Nun wird sie in ein paar Wochen im Stadtrat antreten, wenn Schwarze und Rote gemäß Koalitionsvereinbarung gemeinsam einen Nachfolger des in den Landtag abgewanderten Ex-Bürgermeisters Josef Schmid wählen. Dass die Grünen eine aussichtslose Kandidatin gegen die schwarz-rote Mehrheit aufstellen, ist interessant.
Interessanter noch finden in Rathaus-Kreisen viele, dass Habenschaden ebenfalls am Donnerstag erklärte, OB-Kandidatin für 2020 werden zu wollen. Landtags-Fraktionschefin Katharina Schulze hatte abgewinkt – und am Donnerstag nun offiziell auch Florian Roth, der langjährige Rathaus-Fraktionschef. Nun muss Habenschaden von einem Parteitag nominiert werden – doch das gilt in Parteikreisen als bombensicher. Mit Blick auf 2020 sind offenbar sehr viele Grüne sehr überzeugt von der Wirtschaftswissenschaftlerin mit einem Faible für den Tierschutz. "Sie kann Menschen über unser Kernklientel hinaus erreichen", sagte Roth am Donnerstag. "Sie ist sehr glaubwürdig, die sympathischste Politikerin im Rathaus. Jetzt muss sie nur noch bekannter werden."
"Die Grünen wollen unsere Kooperation stören, aber das wird ihnen nicht gelingen."
Um dann ernsthaft gegen Dieter Reiter zu gewinnen? Ganz so selbstbewusst sind die immer selbstbewussteren Grünen dann doch nicht. Oder, Frau Habenschaden? "Eine Kandidatin für den Oberbürgermeister-Posten ist eine Kandidatin für den Oberbürgermeister-Posten", sagt sie immerhin. Nun ja. Rathaus-Insider, die sich nach Rot-Grün zurücksehnen, betonen auf jeden Fall schon ausgiebig, dass sich auch eine Zusammenarbeit mit einem OB Reiter gut vorstellen ließe. Habenschaden und der OB schätzen sich. Sie sollen sich häufiger zu zweit zum Gedankenaustausch treffen (was der OB mit seinem Vize Josef Schmid lange vermieden hat, wie es heißt).
Andererseits gilt Habenschaden parteiintern als eher konservativ, die Linken fremdelten gelegentlich mit ihr. Und die CSU frohlockte am Donnerstag gleich. "Für Herrn Reiter ist diese Kandidatur gar keine gute Nachricht", hieß es. "Wenn die Stimmung bleibt wie jetzt, kann es Habenschaden in die Stichwahl schaffen." Sie sei eine Kandidatin, mit der man sich Schwarz-Grün sehr gut vorstellen könne.
Die SPD reagierte betont gelassen. "Ich glaube nicht, dass sie für Dieter Reiter eine schwere Gegnerin wird", sagte Fraktionschef Alexander Reissl. Für die Wahl des Zweiten Bürgermeisters erwartet Reissl ebenfalls keine Probleme. "Ich rechne nicht mit Abweichlern", sagte er. "Die Grünen wollen unsere Kooperation stören, aber das wird ihnen nicht gelingen."
Klar ist: Für Habenschaden wären schon ein paar Stimmen aus der SPD ein Ausrufezeichen. Es müssen ja nicht gleich wieder 100 Prozent sein.
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