Katar will Moschee in München finanzieren

Katar soll den Bau des Islamischen Zentrums in München finanzieren. Eine Delegation der Stadt will bald in den Wüstenstaat reisen. Für Kritik sorgt, dass dort ein autoritäres Regime herrscht
MÜNCHEN Zwischen dem Wüstenstaat Katar und dem Freistaat Bayern herrscht derzeit reger Austausch. Nicht ohne Grund: Der schwerreiche Herrscher von Katar, Emir Scheich Hamad bin Khalifa, hat seine Bereitschaft signalisiert, das Zentrum für Islam in Europa - München – Abkürzung: Ziem – zu finanzieren.
Der Initiator, der Penzberger Imam Benjamin Idriz, hat eine Moschee geplant, ein Gemeindezentrum, eine Akademie und ein Museum. Im Rathaus hat man ihm schon fraktionsübergreifend Unterstützung zugesichert – aber nicht finanziell. Denn das Ziem würde schätzungsweise 30 bis 40 Millionen Euro kosten.
Bereits im November war eine Delegation aus Katar im Rathaus, um zu schauen, wie die Stadt zu dem Projekt steht. Kontrovers wurde diskutiert, ob man Geld von einem Land nehmen kann, das von einem undemokratischen Herrscher regiert wird und in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden.
„Diese Spende bedeutet ja nicht, dass deren System auf unsere Stadtgesellschaft übertragen wird“, beteuert Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne). Dann dürfe man auch mit China oder Indien keine Geschäfte machen.
Auch die Bundesregierung macht sich für eine Partnerschaft mit Katar stark. Der Wüstenstaat habe eine Mittlerrolle im Friedensprozess im Nahen Osten und sei ein wichtiger wirtschaftlicher Partner. „München ist die Lieblingsstadt der Araber. Sie kommen hierher, um einzukaufen, das Flair zu genießen, aber auch um sich medizinisch behandeln zu lassen“, sagt Imam Idriz. Sollten die Münchner nach Katar fliegen, stehen auch Gespräche über den Tourismus auf der Agenda.
Im April dieses Jahres wurde eine Katar-Reise abgesagt, weil Monatzeder nach einem Mopedunfall im Krankenhaus lag. Die Diplomatie-Schulung hat er schon hinter sich: Komme man mit Arabern zusammen, taste man sich ab und rede lange über Belangloses. Dann geht’s ans Eingemachte: Imam Idriz und Monatzeder betonen, dass eine Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn Katar sich nicht in das Ziem einmischt. „Die erste Voraussetzung für Geldgeber ist, dass das Ziem unabhängig sein muss“, sagt Idriz. Jetzt ist geplant, dass die Reise im Herbst nachgeholt wird.
Sollte Katar zustimmen, hätten die 100000 Münchner Muslime ein repräsentatives Gotteshaus. Im Gespräch ist das städtische Areal in der Herzog-Wilhelm-Straße, hinter dem Stachus. „Es soll ein lockerer Ort der Begegnung werden, an dem sich alle Religionen treffen“, sagt Idriz.
In Katar gibt es seit 2008 eine katholische Kirche. Doch die darf keinen Glockenturm haben und keine Kreuze an der Fassade. Monatzeder will in München mehr Toleranz zeigen. „Wollen wir in München unsere Moschee verstecken?“, fragt der Bürgermeister. Die Muslime hätten ihre Gotteshäuser schon zu lange in Hinterhöfen versteckt.