Karmeliten-Apotheke: Das Aus nach knapp 400 Jahren

Die Karmeliten- Apotheke muss schließen. In die Räume soll ein Gastronomie-Betrieb einziehen. Damit endet nach knapp 400 Jahren eine Traditionsapotheke.
Lukas Schauer |
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Karen-Mareen Bereiter muss schließen.
Daniel von Loeper 3 Karen-Mareen Bereiter muss schließen.
Die Inneneinrichtung wird verkauft.
Daniel von Loeper 3 Die Inneneinrichtung wird verkauft.
AZ-Archiv 3

Die Karmeliten- Apotheke muss schließen. In die Räume soll ein Gastronomie-Betrieb einziehen. Damit endet nach knapp 400 Jahren eine Traditionsapotheke.

Am 30. September, einem Freitag, wird Karen-Mareen Bereiter wie jeden Tag in den letzten 35 Jahren ihre Kunden mit Artzney versorgen, fachkundige Auskünfte zu vielerlei Wehwehchen geben und am Abend dann um 19.30 Uhr ihre sechs Angestellten verabschieden und zusperren - dieses Mal für immer.

Der Mietvertrag der Karmeliten-Apotheke in der Schäfflerstraße läuft aus, der Vermieter möchte die Fläche einer „anderen Vermarktung“ zuführen. „Hier soll eine Art Tagescafé rein“, erklärt die Apothekerin der AZ.

Nach knapp 400 Jahren kommt das Aus

Damit stirbt ein Stück Tradition, die Karmeliter-Apotheke gibt es seit nunmehr fast 400 Jahren. 1657 wurde sie gegründet, bis zum Jahr 1802 befand sie sich im Karmeliter-Kloster an der Maxburgstraße. Im Zuge der Säkularisation wanderte die Apotheke dann 1817 an den Promenadeplatz (siehe kleines Bild), dort war sie bis zum ersten Weltkrieg ansässig.

Es folgte ein Umzug in die Maffeistraße, auch die Bomben des zweiten Weltkriegs überlebte die Apotheke - zumindest einigermaßen. „In den 50er- Jahren wurde das Gebäude wieder aufgebaut, aus der Zeit stammt auch die Einrichtung“, erzählt Bereiter. „Das ist noch massives Holz, eine Schreinerei hat die Möbel damals passgenau geschreinert“. In 60 Jahren ist nichts kaputt gegangen, alle Schubladen schließen, nichts wackelt oder klemmt. Trotzdem: „Sowas übernimmt heute in Deutschland keiner mehr, viel zu alt“.

Die Inneneinrichtung wird verkauft

Bereiter hat deshalb ein Unternehmen beauftragt, das sich auf die Weiterverwertung von Apothekeneinrichtungen spezialisiert hat. „Wenn ich Glück habe, landet ein Teil im Ganzen in Polen oder Tschechien und wird somit erhalten. Vielleicht landet das Holz aber auch in der Presse - eine schlimme Vorstellung“.

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Bereiter selbst hat die Apotheke im Jahr 1981 übernommen, 15 Jahre später zog sie dann ein letztes Mal um, in die heutigen Räumlichkeiten. Der Mietvertrag lief 20 Jahre, im Dezember teilte ihr die Fries & Co, der das Haus gehört, mit, dass er nicht verlängert wird.

Der Eigentümer hatte keine Lust auf ein Gespräch

„Ich habe mehrmals probiert, Herrn Fries persönlich davon zu überzeugen, dass eine Apotheke hier sehr wertvoll ist, doch leider ist die Fries & Co. nicht sehr zugänglich gewesen für rationale Argumente“, erzählt die Apothekerin. „Es war relativ schnell klar, dass wir raus müssen. „Und wir haben wahrlich auch keine Sozialmiete gezahlt“. Fries & Co. waren auf AZ-Anfrage nicht zu erreichen.

Isar-Müll: Der Kampf geht weiter

Bereiter sah sich „natürlich“ nach Alternativen um, doch das ist für Apotheken gar nicht leicht. „Es gibt eine Apothekenbetriebsordnung. Die schreibt vor, welche Voraussetzungen Sie erfüllen müssen. Ich brauche mindestens 120 Quadratmeter, muss außerdem ein Labor mit Abzug einrichten können. Da fallen viele freie Immobilien schon mal weg.“

Gastronomie statt Gesundheit

Nun sollen die Räumlichkeiten neu vermietet werden, laut Auskunft von Fries an Bereiter zieht ein Tagescafé mit Bar ein. Gastronomie statt Gesundheit. „Ich bin gespannt, wie lange sich das halten wird – das Ladengeschäft neben uns ist bereits zum fünften Mal neu vermietet – es gehört ebenfalls dem Vermieter“, sagt Bereiter.

Immerhin: Ihre Mitarbeiter haben alle neue Jobs gefunden. „Die wurden mit Handkuss genommen“, freut sich die Noch-Chefin. Karen-Mareen Bereiter selbst wird sich „gezwungenermaßen“ zur Ruhe setzen. Ein Gedanke, der ihr sichtlich schwer fällt.

 

 

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