Karl Valentin: Filmpionier aus der Au
MÜNCHEN - Eine neue Ausstellung im Theatermuseum zeigt den Komiker als genialen Medien-Virtuosen
Heutzutage würde er schräge Filme im Internet publizieren und seine skurrilen Clips auf hunderte Handys in der Stadt schicken – Karl Valentin hat zu seiner Zeit mit Medien experimentiert wie wohl kein anderer. Er war nicht nur ein komischer Kauz, sondern hatte sich bereits 1912 ein Filmstudio eingerichtet. Karl Valentin als „Filmpionier und Medienhandwerker“ ist denn auch die Schau betitelt, die jetzt im Theatermuseum in den Hofgartenarkaden zu sehen ist.
Der 16. Februar 1929 war ein denkwürdiger Tag: Valentin präsentierte im Apollotheater Münchens ersten Tonfilm „In der Schreinerwerkstätte“. Gut, der Ton war handgemacht: Hinter der Leinwand stand er mit Liesl Karlstadt, sie zankten, hämmerten und trällerten.
Aus Versehen köpft der Friseur einen Kunden
Geradezu ein Meisterwerk des surrealen Kinos wurde der Film „Mysterien eines Frisiersalons“ (1923) , den Valentin gemeinsam mit Bert Brecht und Darstellern der Kammerspiele in Szene setzte. Valentin mimt einen Friseurgesellen, der ein Furunkel mit Hammer und Meisel bearbeitet und aus Versehen einen Kunden beim Rasieren köpft. Ein grotesk-chaotischer Spaß, der Filmgeschichte schrieb. Visionär die Vorstellung des Komikers von 1929: Er träumte von einem „Fern-Kino“ – Vorläufer des heutigen Fernsehens.
Die Ausstellung gastiert nach Düsseldorf, Frankfurt und Berlin endlich in München. Viele Objekte aus dem Valentin-Nachlass in Köln sind zu sehen, ein Highlight ist der Film „Fremdenrundfahrt“: Ein touristischer Blick auf München von 1929, der lang nicht zu sehen war. rie
Bis 11. Januar. Deutsches Theatermuseum, Galeriestr. 4a. Geöffnet Di-So 10-16 Uhr
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