Kaninchen-Affäre um grünen OB-Bewerber

„Coole Aktion!” – so kommentiert Nikolaus Hoenning auf Facebook das Abschlachten  von zwei Nagern. Die Kritik am grünen OB-Bewerber wächst.
von  Julia Lenders, N. Kettinger
Zwei Kaninchen wie diese sind auf dem Gelände einer Kita gegrillt worden. Nikolaus Hoenning kommentierte auf Facebook mit den Worten: "Coole Aktion!".
Zwei Kaninchen wie diese sind auf dem Gelände einer Kita gegrillt worden. Nikolaus Hoenning kommentierte auf Facebook mit den Worten: "Coole Aktion!". © az/Petra Schramek

„Coole Aktion!” – so kommentiert Nikolaus Hoenning auf Facebook das Abschlachten von zwei Nagern. Die Kritik an ihm wächst

München - Zwei getötete Kaninchen und ein wenig weitsichtiger Facebook-Kommentar. Das sind die Zutaten einer Affäre, die bei den Grünen gerade hochköchelt. Kurz vor Ostern – wie passend. In der Kritik: Nikolaus Hoenning, 40 Jahre alt, Bewerber um die grüne OB-Kandidatur.

Doch zuerst ein Rückblick: Die Geschichte beginnt im Jahr 2010. Damals drangen zwei Drogensüchtige in eine Gütersloher Kita ein. Für Lieselotte und Hoppel, die kita-eigenen Kaninchen, endete der Vorfall tragisch: Sie landeten auf dem Grill. Die Einbrecher hatten sogar extra Kartoffeln und Peperoni mitgebracht.

Als der grüne Stadtpolitiker Hoenning am vergangenen Donnerstag via Facebook von der Geschichte erfährt, drückt er „Gefällt mir” und schreibt dazu: „Coole Aktion”. Was bei einigen seiner Parteikollegen wiederum gar keinen Gefallen findet. „Ist das wirklich Deine Einstellung?”, fragen ihn die Sprecher des Arbeitskreises Tierschutz kurz darauf per Mail. Und auch die frühere Bürgermeisterin Sabine Csampai meldet sich wütend zu Wort. Letztlich sei sie für die Affäre dankbar, lästert sie bei Facebook, „denn er hat sich damit bereits jetzt, ohne den Aufwand der OB-Foren, disqualifiziert”. Hoenning sei „aus der Kurve geflogen”.

Er selbst steckt im Verlauf des virtuellen Streitgesprächs nicht nur ein, sondern teilt auch aus: „Liebe Sabine Csampai, von den möglichen Fettnäpfchen und Intrigen der Münchner Kommunalpolitik habe ich sicher nicht so viel Ahnung wie Du”, schreibt er. Feind, Todfeind, Parteifreund.

Inzwischen hat Hoenning, der übrigens auch Mitbegründer einer Kita ist, den umstrittenen Kommentar gelöscht. Seine Bewertung der Kaninchen-Affäre: „Ich glaube nicht, dass mir das schaden wird.” Wenn man durchgängig von Parteifreunden – ein Wort, das Hoenning in Anführungszeichen setzt – beobachtet werde, ließe sich nicht vermeiden, „dass auch mal eine flapsige Bemerkung gefunden wird, bei der man einem das Wort böswillig im Mund umdrehen wird”. Das wüssten auch die Bürger. Für ihn ist klar: „Es geht eindeutig darum, dass hier jemand versucht, meine OB-Kandidatur zu unterminieren.”

Am 18. April ist das erste OB-Forum. Dabei werben neben Hoenning auch Stadträtin Sabine Nallinger und Bürgermeister Hep Monatzeder für sich und ihre Ideen. Fragen zum Thema Tierschutz würden bei der Veranstaltung sicher gestellt werden, so Grünen-Chefin Katharina Schulze. Sie selbst hält den Kommentar Hoennings für „sehr unglücklich und unpassend”. Die Tiere seien gewiss nicht fachgemäß geschlachtet worden.

Der Tierschutzverein findet die Kaninchen-Schlachtung auch keine „coole Aktion”. Judith Brettmeister: „Eine so verwerfliche Tat sollte man nicht gutheißen, indem man auf ,Gefällt mir’ klickt.” 

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