Kandidat Ude stellt Bedingungen
Ja, Christian Ude will als Spitzenkandidat für die SPD in den Landtagswahlkampf ziehen. Aber nur, wenn die Partei ihm weit entgegen kommt – und noch andere Ansprüche erfüllt sind.
München - Vor einer Woche tat Christian Ude (63) bei dem Thema noch überrascht. Doch inzwischen findet der Münchner OB offenkundig Gefallen daran, im Herbst 2013 als Spitzenkandidat für die SPD in den Landtagswahlkampf zu ziehen. Nächste Woche fliegt er in den Urlaub; am 10. September beginnen die Gespräche mit der SPD im Land und im Bund. Ude: „Ich würde nicht ernsthaft Gespräche führen, wenn ich nicht die Absicht in Aussicht stellen würde, es zu machen.“ Die Chance mit der SPD zusammenzukommen? „Die sehe ich sehr groß.“ Dann schmunzelt Ude: „Heute bin ich mit 63 Jahren eine Zukunftshoffnung, das ist doch wunderbar.“
Er schätzt, dass er „unter den jetzigen Bedingungen fünf Prozent“ mehr Stimmen für die SPD holen kann. Bei der Landtagswahl 2008 bekam die SPD trotz einer angeschlagenen CSU bayernweit nur magere 18,6 Prozent (2003: 19,63). Bei allem Spaß daran, nach Wilhelm Hoegner der nächste SPD-Ministerpräsident Bayerns seit 1957 sein zu können: Er ginge nur als Ministerpräsident in den Landtag. Ude: „Wenn der Wähler das Angebot nicht will, bleibt es bei der jetzigen Aufgabenstellung. Oppositionsführer sollte der sein, der für die nächste Wahl 2018 aufgebaut wird.“ Zum Beispiel der jetzige Fraktionschef Markus Rinderspacher (42). Ude ginge dann ins Rathaus zurück – und nahtlos in den Wahlkampf für die Rathauswahlen 2014. Ude ist bereit, als Zugpferd für die schwächelnde Bayern-SPD aufzutreten. Aber er stellt Bedingungen.
Ja zur dritten Startbahn: Für Ude ein Knackpunkt: Die SPD müsse den Beschluss des Landesparteitags gegen den Bau der dritten Startbahn auf dem Flughafen zurücknehmen. Ude: „Ich bin nicht zu einer Bewusstseinsspaltung bereit.“ Er könne nicht als OB in München für den Ausbau stimmen – und auf Landesebene dagegen sein. Das würde seine Glaubwürdigkeit beschädigen. Ude: „Bei dem Beschluss kann es nicht bleiben. Es stellt sich dabei die Frage, was die SPD zur Stärkung des Wirtschaftsraums macht.“ – Das gibt Ärger aus dem Umland. Zwei weitere Bedingungen, die die SPD leichter erfüllen kann: Ja zur 2. Stammstrecke und Abkehr von der Privatisierungspolitik des Freistaats.
Einigkeit mit den Grünen: Die Grünen werden bei ihrem Nein zum Flughafenausbau bleiben. Da müsse man einen Weg finden, wie man mit den konträren Positionen umgehe. Im Münchner Stadtrat funktioniere das auch: „Ich glaube nicht, dass die Minderheit der Mehrheit vorschreiben kann, wo es lang geht.“ In dieser Zeit „brauchen wir soziale und ökologische Korrekturen, das geht nur mit den Grünen“. Ein Koalitionspartner wären auch die Freien Wähler.
Das Münchner Erbe retten: Die Sorge um seinen Nachlass in der Stadt ist bei Ude offenkundig. Deshalb hat er 2008 wieder als OB kandidiert, und jetzt könnte er als bayerischer Spitzenkandidat Schwung nach München bringen. Mit einem erfolgreichen Abschneiden bei der Landtagswahl 2013 könnte die SPD in München den nötigen Schub bekommen, um die Rathauswahl 2014 zu gewinnen. Ude: „Es ist nicht so, dass es ein persönlicher Wunsch von mir wäre. Was mich sehr in die Pflicht nimmt ist: 2013 kommt vor 2014.“ Wenn die SPD zur Landtags- und Bundestagswahl 2013 abstürze, werde sie zur OB-Wahl 2014 nicht um eine Stichwahl herumkommen. „Wir müssen also alles tun, damit sie 2013 gestärkt hervorgeht“, sagt er. Seine Kandidatur „muss ein Wunsch der Partei sein“. Er bekomme jetzt aus allen Landesteilen eine Zustimmung, „wie ich sie noch nie erlebt habe. Das ist ein Vorgang, der eine eigene Kraft entwickelt.“
Privater Friede. Und was sagt seine Frau Edith? „Sie hat mir ganz klar gesagt, dass sie als Ehefrau dagegen ist, als Genossin dafür. Sie hat die große Sorge, dass die Lebensqualität leiden kann.“