Kampf gegen die Flut: München kriegt nasse Füße

Vor allem in der Au haben die Bewohner mit voll gelaufenen Kellern zu kämpfen – schuld ist das stark angestiegene Grundwasser, das von unten reindrückt. Das größte Problem: die Stromkästen
Markus Merz |
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Die Isar als reißender Strom, die Keller in der Au laufen voll, die Feuerwehr ist im Dauereinsatz: Bilder - so trifft das Hochwasser München.
Katharina Alt Die Isar als reißender Strom, die Keller in der Au laufen voll, die Feuerwehr ist im Dauereinsatz: Bilder - so trifft das Hochwasser München.

Vor allem in der Au haben die Bewohner mit voll gelaufenen Kellern zu kämpfen - schuld ist das stark angestiegene Grundwasser, das von unten reinrückt. Das größte Problem: die Stromkästen.

München - Plötzlich geht gar nichts mehr in der Asamstraße 21. Die Pumpen haben irgendwann ihren Geist aufgegeben, werden den Wassermassen nach den tagelangen Regenfällen einfach nicht mehr Herr. Hausmeister Josef Bock hat schon den ganzen gestrigen Morgen versucht, mit Eimern gegen den etwa 30 Zentimeter hohen Pegel in den Kellerräumen anzukämpfen.

Jetzt ist eine Firma angerückt, stößt aber ebenfalls an ihre Grenzen. „Wir müssen schauen, wie wir das Wasser rauskriegen“, sagt Bock. Seit 36 Jahren wohnt er hier, hat schon das eine oder andere Hochwasser miterlebt, ist dementsprechend bestens auf die Fluten eingestellt. Nur einige seiner selbstgebastelten Altmöbel hat er nicht mehr retten können. Josef Bock bleibt dennoch gelassen: „Ach, das war hier schon schlimmer.“ Wer am Montag durch die Straßen in der Au lief, musste besonders aufmerksam gehen. Ob in der Albanistraße, der Eduard-Schmid-Straße oder der Entenbachstraße – überall ragten Wasserschläuche aus den Kellerfenstern und es bildeten sich riesige Pfützen.

Allerdings immer nur wegen des stark angestiegenen Grundwassers – und nicht etwa wegen des höheren Isar-Pegels. „Alle unsere Einsätze gehen auf Grundwasser zurück, dass sich durch die Kellerböden gedrückt hat“, sagt Johann Petryszak von der Berufsfeuerwehr München. Bis Montag früh wurde die Feuerwehr zu mehr als 200 Einsätzen gerufen, bei denen sie letztlich auch eingreifen musste. Oft rückten die Helfer gleich wieder ab. „Die Eingriffszahlen sind deshalb so gering, weil wir oft nur dann gefordert sind, wenn sich das Wasser den Stromkästen nähert“, sagt Johann Petryszak.

Ansonsten gilt die Anweisung, dass die Kellerräume erst einmal nicht abgepumpt werden sollen. Bei den oft älteren Häusern in der Au wäre sonst die Statik gefährdet. „Das muss man sich wie einen nassen Schuhkarton vorstellen. Wenn man das Wasser einfach abpumpt können Risse entstehen“, sagt Johann Petryszak. Dennoch haben viel Anwohner private Firmen engagiert, um das Wasser abzupumpen. Auch in der Schlotthauerstraße 2a. Dort schaut Christine Rissmann beim Kampf gegen die Fluten zu. Ihr Lebensgefährte Wolfgang Moser ist Maler und hat in den Kellerräumen zahlreiche Bilder gelagert. Die sind jetzt alle hinüber. Bereits am Sonntag haben er und die anderen Eigentümer die Feuerwehr alarmiert. „Wir mussten die richtig nerven, bis sie mal gekommen sind“, sagt Christine Rissmann.

Erst als das Wasser bis an die Stromkästen heranreichte, schaute um 3 Uhr nachts jemand von den Stadtwerken vorbei und drehte den Strom ab. So wie in der Schlotthauerstraße ging es vielen. Mittlerweile läuft der Strom fast überall wieder. Bis die Wassermassen endgültig aus der Stadt verschwunden sind, kann es aber noch dauern. „Das kann durchaus noch bis Donnerstag so gehen“, sagt Johann Petryszak. Zumal die Isar nicht wirklich an Wasser verliert und die Rückhaltebecken unter dem Englischen Garten mit einer Kapazität von 706 000 Kubikmetern schon fast voll sind.

Die Absperrungen rund um die Isar bleiben deshalb zunächst bestehen. Davon kriegt Jürgen Stehr am Montag nichts mit. Der Hausmeister steht in der Wohnanlage in der Boosstraße knietief im Wasser, bleibt wie sein Kollege aus der Asamstraße dennoch gelassen: „Seit dem letzten Hochwasser haben wir hier eine Pumpe eingebaut. Die läuft seit Sonntag.“ Wenn alles nach Plan läuft, kann schon heute eine Spezialfirma anrücken, die den Dreck aufräumt. Dann kann auch Jürgen Stehr seine Gummistiefel endlich wieder ausziehen.

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