Kampf den Kampftrinkern

OB Ude brandmarkt die Wiesn-Besucher, die viel zu viel oder gar „auf ex“ trinken, öffentlich als „Vollidioten“. Manche trinken Wodka-Bull aus Maßkrügen – und andere landen bei der Polizei
von  Willi Bock, Ralph Hub, Kimberly Hoppe
Dieser Mann ist dicht und schläft neben einem Zelt seinen Rausch aus.
Dieser Mann ist dicht und schläft neben einem Zelt seinen Rausch aus. © Andreas Gebert/dpa

 

OB Ude brandmarkt die Wiesn-Besucher, die viel zu viel oder gar „auf ex“ trinken, öffentlich als „Vollidioten“. Manche trinken Wodka-Bull aus Maßkrügen – und andere landen bei der Polizei

München - Sauber eingeschenkt hat Münchens Oberbürgermeister Christian Ude den Schluckspechten auf der Wiesn. „Was mir nicht gefällt, sind Kampftrinker und Extrinker“, stellte Ude nüchtern fest: „Ich finde, man muss nicht zeigen, dass man ein Vollidiot ist.“

Die applaudierende Mehrheit war mit Ude einer Meinung, aber es gab auch ein empörtes Raunen im Schottenhamel-Zelt. Auf einmal redet der OB so offen und ehrlich über das alljährliche Gelage? Ude: „Ich muss ja nicht mehr gewählt werden.“

Die Anti-Komasauf-Plakate, die zur Abschreckung in den Zelten hängen, gehen ins Leere. Im Hofbräuzelt wurden gleich am ersten Tag zwölf Touristen beobachtet, die ihre erste Maß auf ex wegzischten.

Vorm Schützenfestzelt – beliebt bei Jüngeren – standen schon am Samstag um fünf Uhr morgens Tausende von Bier-Durstigen. Nicht wenige hatten sich zur Überbrückung Jägermeister und Wodka mitgebracht.

Gegen 13.30 Uhr landete eine Frau aus dem Landkreis München mit akuter Alkoholvergiftung in der Sanitätsstation. Ihr Freund lieferte die gut 20-Jährige bei den Wiesn-Sanis ab. Sie habe nur eine einzige Maß getrunken, bestätigte der Leiter der Station, Frithjof Wagner.

Insgesamt gab es am Samstag 49 Bierleichen.

Einen 14-jährigen Schüler aus München holten Polizisten volltrunken aus dem Armbrustschützenzelt. Er hatte stramme 1,5 Promille. „Auf der Wache rebellierte sein Magen so heftig, dass er mehrere Tüten benötigte“, sagte ein Polizeisprecher.

Ordentlich getankt hatte auch ein 46-jähriger Ingenieur. Er torkelte Samstag durchs Hofbräuzelt, onanierte vor drei Frauen und wurde festgenommen.

Ein Bursche in der Bräurosl schüttete die Maß auf dem Tisch stehend ex in sich hinein – bis sie ihm aus der Nase wieder herausquoll.

Ein Holländer mit über zwei Promille zog einem Texaner im Winzerer Fähndl einen Maßkrug über den Schädel. Insgesamt gab es am Samstag sieben Maßkrugschlägereien.

Auf der Schaustellerstraße prügelte sich ein 18-Jähriger mit knapp drei Promille. Als eine unbeteiligte Polizistin dazwischen ging, drosch er ihr mit der Faust ins Gesicht. Sie erlitt einen Jochbeinbruch.

Der neue, fragwürdige Getränke-Gag heißt: Wodka-Bull-Maß. Was im vergangenen Jahr angefangen hatte, sah man schon am ersten Wochenende immer häufiger in den Händen von Wiesn-Gästen.

 

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