Kaffee Giesing: Das Café-Comeback
Die geschlossene Giesinger Kult-Kneipe in der Bergstraße 5 soll am 15. Dezember wiederauferstehen – an gleicher Stelle, aber unter einem neuen Namen
München - Schutt, nackte Wände, Betonboden. Im ehemaligen Kaffee Giesing an der Bergstraße 5 werkeln Arbeiter, der Schreiner ist mit seinem riesigen, äußerst knuffigen schwarzen Hund zugange. Noch sieht der Besucher nur eine Baustelle – Guntram Haeffner-de Greiff freut sich trotzdem schon diebisch: „Toll“ werde es hier demnächst aussehen.
Am 15. Dezember soll das einstige Münchner Juwel wiederauferstehen, mit täglichen Livedarbietungen, Billard und einer soliden Küche mit wechselnden Gerichten. Die beiden Pianisten Guntram Haeffner-de Greiff und Wolfgang Wiedemann wagen einen Neubeginn mit frischem Geld, neuen Ideen, bewährten internationalen und (noch) unbekannten Künstlern.
Der Anspruch, an dem sie gemessen werden, ist hoch. Immerhin geht’s um die Wiedeauferstehung einer veritablen Kultkneipe: Gegründet 1984 vom Liedermacher Konstantin Wecker, lange Jahre Livemusik, eine lange Liste prominenter Namen von Willy Astor über Dieter Hildebrandt bis zu Gerhard Polt, das eine oder andere Mal möglicherweise verbotene Substanzen. Immer wieder auch Zoff ums Geld. Im Frühjahr lief der Mietvertrag mit Fritz Otto und Iris Holste aus, einen neuen gab’s nicht. Schluss, aus. Otto und Holste zogen weiter in die Tegernseer Landstraße, nahmen die Namensrechte mit (AZ berichtete).
Der bekannte Jugendstil-Schriftzug auf dem Schild am Gebäude in der Bergstr. 5 ist deswegen durchgestrichen, und die Neugründer überlegen noch, welchen Namen sie ihrer Kneipe verpassen wollen. „Bar Giesing“? „Ellington“? – weil ja auch viel Jazz zu hören sein wird? Man darf gespannt sein.
Noch sind die beiden Wirte in spe über beide Ohren mit Finanzen, Planungen und Organisation beschäftigt. Wenn’s mal läuft, wollen sie selbst ab und zu in ihrer Kneipe auftreten. Für beide wird es nicht das erste Mal sein.
Wolfgang Wiedemann gehört seit langem zum Inventar der Münchner Musikszene, spielte im früheren Kaffee Giesing, außerdem unter anderem in der Lach- und Schießgesellschaft. Guntram Haeffner-de Greiff und er kennen sich noch aus Schulzeiten. Haeffner-de Greiff entschied sich nach dem Abschluss der Musikhochschule gegen die Musikerkarriere und für ein zweites Studium zum Anwalt. Jetzt, mit 48, will er’s nochmal wissen, wenigstens zeitweise weg von der Juristerei, zurück zum wahren Leben.
Die Nähe der beiden Pianisten zur Szene wird für illustre Namen auf dem Podium sorgen, versprechen sie: Die Sängerin Nina Michelle beispielsweise, außerdem der irische Musiker Peter Roycroft von den Persuaders. Ein bisschen nervös sind die beiden noch, gleichzeitig sind sie sich aber sicher, dass die Bude voll wird – wie in alten Tagen.
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