Känguru-Drama in Hellabrunn
MÜNCHEN - Ein Flinkwallaby-Baby stürzt aus dem Beutel seiner Mutter und fällt in den Wassergraben. Zwei Besucher, die über den Zaun steigen, reanimieren es – doch die Hilfe kommt zu spät
Das kleine Känguru kämpfte verzweifelt um sein Leben – und hatte doch keine Chance: Am Sonntag musste in Hellabrunn ein Baby-Flinkwallaby eingeschläfert werden. Es war aus dem Beutel seiner Mutter gefallen und in einen Wassergraben gestürzt. Die Zoo-Leitung sucht jetzt nach zwei Besuchern, die noch versucht hatten, den Winzling zu retten.
„Dass Junge aus dem Beutel fallen, passiert leider manchmal. Etwa, wenn die Mutter einen unerwarteten Sprung macht, oder wenn das Baby zu wild herumkrabbelt“, sagt Tierpark-Direktor Andreas Knieriem. Manche schaffen es allein zurück, andere werden von Pflegern in die Körpertasche zurückgelegt – vorausgesetzt, sie werden gefunden.
Für das Baby vom Sonntag kam jede Hilfe zu spät: Gegen 16 Uhr beobachteten Besucher, wie das nur 15 Zentimeter große Tier sich immer wieder an seine Mutter klammerte und in den Beutel zurückklettern wollte. Doch Känguru-Dame Hazel (2) wehrte ihr Kind jedes Mal ab. „Auch das geschieht leider manchmal“, sagt Andreas Knieriem.
Das Mini-Känguru sei hilflos im Gehege herumgehüpft, erzählt eine Augenzeugin. „Es geriet dabei immer näher an den Wassergraben. Schließlich fiel es hinein. Das war wirklich ganz furchtbar.“ Das völlig entkräftete Flinkwallaby konnte sich etwa eine Minute an der Oberfläche halten – bevor es versank. „Alle Besucher waren entsetzt.“
Doch plötzlich sprangen eine Frau und ein Mann über die Absperrung und in den Graben. Sie fischten das Baby aus dem Wasser, wickelten es in einen Pullover und reanimierten es mit Mund-zu-Mund-Beatmung. „Dann kamen Pfleger und nahmen sich der Sache an. Die Helfer gingen klatschnass davon.“
Obwohl es strengstens verboten ist, die Gehege zu betreten, sucht der Tierpark nun nach den beiden Känguru-Freunden. Sie sollen für ihren Einsatz mit Jahreskarten belohnt werden (Kontakt: office@tierpark-hellabrunn.de). „Kängurus sind Fluchttiere. Bei einer Panik hätte großer Schaden entstehen können“, sagt Andreas Knieriem. „Aber ich hätte in dieser Situation auch geholfen.“ Für das Mini-Wallaby konnte der gelernte Tierarzt nichts mehr tun. „Es hatte einfach zu viel Wasser in der Lunge. Wir mussten es einschläfern.“
Natalie Kettinger
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