Kabarettist Willy Astor: So hat er viel Geld verloren

Seit 30 Jahren steht der Wortakrobat Willy Astor auf der Bühne. Hier spricht er über die dunkelste Zeit seines Lebens. Ein Lied hat ihn damals aus der Klemme befördert.
von  Uli Karg
Der Münchner Liedermacher Willy Astor gastiert am 16. Juli auf dem Tollwood-Festival im Olympiapark.
Der Münchner Liedermacher Willy Astor gastiert am 16. Juli auf dem Tollwood-Festival im Olympiapark. © az

Seit 30 Jahren steht der Wortakrobat Willy Astor auf der Bühne. Hier spricht er über die dunkelste Zeit seines Lebens – als er sein Geld verloren hat. Ein Lied hat ihn damals aus der Klemme befördert.

München - Es war das Jahr 1985, als ein Maschinenbautechniker aus dem Hasenbergl beschloss, fortan ein Leben als Musiker und Kabarettist zu führen. Nun feiert Willy Astor (53) sein 30-jähriges Bühnenjubiläum. Und das, obwohl es auf der Hälfte der Strecke fast so aussah, als wäre die Karriere nach 15 Jahren zu Ende. Im folgenden Interview erzählt Astor erstmals davon.

AZ: Herr Astor, Sie feiern in diesem Jahr Ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum. Was war über die Jahre die große Konstante?

Willy Astor: Die große Konstante war, dass ich alle meine Texte immer selbst geschrieben habe. Humor direkt vom Erzeuger quasi. Darauf bin ich ein bisschen stolz. Und natürlich ist das bei jedem neuen Programm auch eine riesen Herausforderung. Ich habe einen wunderbaren Beruf, der für mich aber von Inspiration und Leichtigkeit abhängig ist. Und man ist ja auch als Komödiant nicht frei von Sorgen. Das Schreiben hat mir jedoch immer über Schwierigkeiten hinweggeholfen. Wobei auch das Schreiben ein schmerzhafter Prozess sein kann. Und am krassesten ist es dann, wenn eine Nummer, von der man überzeugt war, beim Publikum durchfällt.

„Dann bin ich an einen schlechten Steuerberater geraten“

Fliegt die dann auch aus dem Programm?

Natürlich. „Das Publikum hat immer recht“: Ich bin ein überzeugter Vertreter dieser These. Hilft doch nichts, wenn’s bloß ich toll finde. Ich bin nicht an wohlwollendem Applaus interessiert. Ich will nicht, dass die Leute nach einem Auftritt von mir von einem „netten Abend“ sprechen.

Sie wollen Ihr Publikum berauschen.

Ja, doch, das strebt man an, würde ich sagen. Muss man aber auch darum kämpfen. Wobei ich immer ein sehr entspanntes Verhältnis zu meinem Publikum hatte. Mittlerweile bin ich ein Generationenkabarettist. Die Leute, die vor 20 Jahren schon da waren, kommen jetzt mit ihren Kindern. Das freut mich natürlich. Und zeigt mir auch, dass ich keine Modeerscheinung bin.

Die Gefahr war durchaus gegeben. Anfang der 90er Jahre gab’s einen Astor-Hype, bei dem andere womöglich auf Nimmerwiedersehen abgehoben wären. Waren Sie da eigentlich nie in Gefahr?

Es war schon heftig damals. Von 1985 bis 1990 war die Ochsentour angesagt, und plötzlich hab ich nicht mehr in kleinen Gastwirtschaften gespielt, sondern im ausverkauften Circus Krone. Es war aber nicht so, dass ich mir gleich einen Porsche rausgelassen hätte. Ich komme aus einer bodenständigen Familie, habe am Schraubstock gelernt – und ich bin BMW bis heute dankbar, dass die mir damals als 15-Jährigem ohne Quali diese Ausbildung ermöglicht haben. Als Künstler war ich dann aber der Erste in der Familie, der gut verdient hat. Und das war schwierig.

Inwiefern?

Schauen Sie: Ich komme ausm Hasenbergl. Mit so etwas wie „Finanzfragen“ hatte ich mich nie beschäftigt. Als ich dann in eine höhere Steuerprogression kam, war ich sehr überrascht und bin dann an einen schlechten Steuerberater samt Anlageberater geraten. Das war ein absolutes Fiasko für mich.

Ihre Inspiration scheint darunter nicht gelitten zu haben. 1998 haben Sie immerhin die FC-Bayern-Hymne „Stern des Südens“ komponiert.

„Das liegt in der Natur des Hasenberglers“

Das hat mir auch den Kopf gerettet. Zudem ist das „Wortstudio“ plötzlich ein deutschlandweiter Erfolg geworden. Das hat mich vor Schlimmeren bewahrt. Nichtsdestotrotz habe ich sehr lange an dieser Geschichte geknabbert. Im Jahr 2000 musste ich wieder bei Null anfangen. Ich habe mir auch schon Worst-Case-Szenarien ausgemalt, in denen ich dieses wunderbare Leben mit den Tourneen und Konzerten hätte aufgeben müssen. Aber ich bin halt ein Stehaufmanderl. Das liegt in der Natur des Hasenberglers. Mein Talent hat es mir ermöglicht, nicht unterzugehen.

Wie genau hatten Sie sich wieder berappelt?

Ich war sehr beschäftigt. Da blieb mir nicht viel Zeit zum Grübeln. Die Beschäftigung mit der Musik hat mir einfach sehr geholfen. Mit der Musik konnte ich meine schwer angeschlagene Seele wieder heilen. Ich habe das damals auch in Stücken verarbeitet, die sich auf „Leuchtende Tage“ finden, meinem ersten und bisher einzigen Songwriter-Album.

Der 53-jährige Münchner ist mit seinem neuen Programm „Reim Time“ seit Dienstag auf Tournee. Am 16. Juli kommt er damit aufs Tollwood-Festival. Der Tourplan bis April 2016 unter www.willyastor.de.

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