Kabarett trotz Krise
München Wann ist Schluss mit lustig? Mit dieser Frage plagen sich seit einer Woche die Veranstalter des Nockherbergs: Soll das Derblecken der Politiker wie geplant kommenden Mittwoch stattfinden? Soll es wegen der Katastrophe in Japan verschoben werden?
„Wir planen wie gewohnt weiter, bauen auf und halten auch an den Proben fest“, sagt Paulaner- Sprecherin Brigit Zacher am Freitag. Sprich: Wenn die Lage in Japan nicht weiter eskaliert und Politiker wie Horst Seehofer, Christine Haderthauer, Claudia Roth und Christian Ude nicht absagen, findet das Derblecken statt.
Kopfzerbrechen bereitet Paulaner und dem Bayerischen Rundfunk, dass vor einer Woche der Musikantenstadl gekippt wurde - vom BR. Ob der Starkbieranstich live übertragen werden sollte, war zuerst unklar.
Doch mittlerweile scheint sich auch hier die Situation beruhigt zu haben. Eine Frage zumindest hat sich am Donnerstag geklärt: Wie sollte ein Kabarettist mit der Japan-Krise umgehen? „Ich bin ein Fan davon, dass man über die jetzige Situation spricht“, sagte Humorist Christian „Fonsi“ Springer der AZ.
Er derbleckte beim „Triumphator“- Anstich im Löwenbräukeller – und erntete Gelächter. Thema seiner Rede: Wie gehen die Menschen mit ihren Ängsten um und was würde bei einem Gau in der Stadt passieren.
Nach der Rede betont Springer, dass er keine Witze über AKWs oder das Leid der Japaner reiße. Lange habe er überlegt, wie er die Rede anpacke. „Japan völlig zu verschweigen, wäre furchtbar gewesen“, da ist Springer sich sicher.
Wichtige sei, sich nicht über Japan lustig zu machen, „aber auch nicht die riesige Traurigkeit zu verbreiten“. Springer, der seine Figur „Fonsi“ gerne als Sprachrohr des Volkes sieht, traf mit den Zwischentönen, die ein irres Szenario mit typisch Münchner Spleens karikierte, den Geschmack der rund 1000 Besucher.
Wirt Christian Schottenhamel hielt nur bei der ersten Pointe über verstrahltes Sushi den Atem an, wie er sagte: „Aber die Stimmung im Saal war super, Fonsis Art ist bei den Menschen angekommen.“