Justizpalast in München: Ein Haus voller Geschichten

Vor 125 Jahren wurde der Justizpalast eingeweiht. Zum Jubiläum lädt das Justizministerium zum "Tag der offenen Tür". Ein Gang durch seine bewegte Historie.
John Schneider
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Am Stachus: Der Justizpalast (links davon der alte Königshof) reihte sich früh in die Reihe der Münchner Sehenswürdigkeiten ein.
Am Stachus: Der Justizpalast (links davon der alte Königshof) reihte sich früh in die Reihe der Münchner Sehenswürdigkeiten ein. © Bayerisches Staatsministerium der Justiz

München – Es ist eines der imposantesten Gebäude, die München prägen: der neobarocke Justizpalast am Stachus. 532 Quadratmeter Lichthalle, vier schillernde Fassaden und eine 66 Meter hohe Lichtkuppel hat der Architekt Friedrich von Thiersch vor 125 Jahren erschaffen. 1897 öffnete das Gebäude seine Pforten.

Tag der offenen Tür im Justizpalast

Für den amtierenden bayerischen Justizminister, der hier sein Amtszimmer hat, schuf von Thiersch mit dem Justizpalast "ein Symbol für die Unabhängigkeit der Justiz". Das will gefeiert werden. Am Samstag laden Justizministerium und Landgericht zum "Tag der offenen Tür" in den Justizpalast ein (siehe auch Kasten).

Ein Ort des Rechts wird zu einem Ort des Unrechts 

Der Zweck des Baus eines solch großen Gerichtsgebäudes? Das Haus wurde insbesondere deswegen errichtet, um dem Öffentlichkeitsprinzip durch größere Sitzungssäle besser Rechnung zu tragen.

Die Geschichte des Gebäudes spiegelt die Geschichte Deutschlands. Auch die dunkle Seite. Hier ging am 19. April 1943 der zweite Prozess gegen 14 Angeklagte der Widerstandsgruppe Weiße Rose über die Bühne.

Der große Sitzungssaal im Justizpalast vor dem Krieg.
Der große Sitzungssaal im Justizpalast vor dem Krieg. © Bayerisches Staatsministerium der Justiz

Eisenreich: "Die Nationalsozialisten haben das Haus später zu einem menschenverachtenden Ort des Unrechts gemacht. Daran erinnert uns jeden Tag die Dauerausstellung ,Willkür im Namen des Deutschen Volkes' im ,Weiße-Rose-Saal'."


Ihren Mut mussten die Geschwister Sophie und Hans Scholl
und vier ihrer Freunde, Christoph Probst, Prof. Kurt Huber, Alexander Schmorell und Willi Graf, mit dem Leben bezahlen. Zehn weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Ein Haus voller Geschichte 

Passend zu diesem Thema: Beim "Tag der offenen Tür" ist auch eine Vortragsveranstaltung über das Schicksal jüdischer Juristen nach 1933 geplant.

Nicht nur wegen der Weißen Rose, der Justizpalast ist ein Haus voller Geschichten. Auch nach dem Ende des Weltkrieges fanden und finden einige große und spektakuläre Prozesse in seinen großen Gerichtssälen statt. So wie der große Prozess gegen Vera Brühne im Jahre 1962. Die Frau wurde wegen zweifachen Mordes verurteilt, beteuerte aber bis zu ihrem Lebensende ihre Unschuld.

Gefeiert wird nicht nur der Justizpalast – auch unser Rechtsstaat

Auch Uli Hoeneß musste hier vor Gericht. Aufgrund des großen Interesses an dem Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern wählte man 2014 den Justizpalast, weil zeitgleich der größte Sitzungssaal im Strafjustizzentrum durch den NSU-Prozess belegt war.

Nicht nur das Justizministerium, auch Teile des Landgerichts sind im Justizpalast untergebracht. Hier finden zwar nicht mehr viele Straf-, aber dafür viele Zivilprozesse statt. Landgerichtspräsidentin Beatrix Schobel freut sich, "dass wir unser schönes Haus aus Anlass des Jubiläums auf eine besondere Weise öffnen können. Gemeinsam können wir so nicht nur den Justizpalast der Stadt München, sondern auch unseren Rechtsstaat feiern."

Ein Bild vom Bau des Justizpalastes.
Ein Bild vom Bau des Justizpalastes. © Bayerisches Staatsministerium der Justiz

Eisenreich: "Die Einladung gilt"

Eisenreich betont zur Einweihung des Justizpalastes vor 125 Jahren: "Das Gebäude war zugleich eine Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger, die Justiz vor Ort kennenzulernen. Die Einladung gilt noch immer."

Dass die Justiz in der Jetztzeit angekommen ist, kann morgen am Stachus besichtigt werden. Elektronischer Rechtsverkehr, E-Akten, Video-Verhandlungen und Legal Tech : Am Jubiläumstag informiert das Ministerium über seine Projekte.

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2 Kommentare
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  • Der Paule am 09.09.2022 13:49 Uhr / Bewertung:

    Lasst doch einfach mal die ganzen, uralten, unseligen Nazigschichten weg. Geht das ?
    Oder müssen wir noch Entschädigung zahlen, weil das Ding viel früher gebaut wurde ?

  • tutnixzursache am 09.09.2022 17:19 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der Paule

    tut die eigene Geschichte so weh oder will man sie nicht wahr haben?

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