Justizbeamter: Fast 290.000 Euro im Puff verprasst

Justizobersekretär aus Miesbach hat 290000 Euro aus der Gerichtskasse veruntreut – das Geld brauchte er, um Bordell-Besuche zu finanzieren.
von  Abendzeitung

Justizobersekretär aus Miesbach hat 290000 Euro aus der Gerichtskasse veruntreut – das Geld brauchte er, um Bordell-Besuche zu finanzieren.

MÜNCHEN 255 Mal griff er in die Gerichtskasse – jetzt hat das Landgericht München II einem 36-jährigen Justizobersekretär aus Miesbach dafür die Quittung gegeben: Er muss drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Exakt 297 778,53 Euro hat er in fünf Jahren aus der Kasse des Amtsgerichts Miesbach abgezweigt. Das Geld brachte er nach München - an den Stahlgruberring. In den Etablissements dort war er gern gesehener Stammgast. „2004 habe ich damit angefangen und viel Geld dafür gebraucht“, hatte der Justizbeamte zum Auftakt des Prozesses gestanden.

Ein wenig hat sich der Beamte wohl wie Richard Gere in „Pretty Woman“ gefühlt. Denn er verliebte sich außerdem noch in eine ungarische Prostituierte und finanzierte ihren Lebensunterhalt. „Ich habe viel Geld für sie ausgegeben“, sagte er vor Gericht.

Geld, dass sein Konto nicht hergab – deswegen griff er in die Justizkasse. Einzelbeträge bis zu 7000 Euro zweigte er von dem Konto ab, auf dem Gebühren, Geldstrafen und Vorschüsse für Gutachtet eingingen.

Bemerkt wurde das lange nicht – der Beamte vermerkte einfach nicht jeden Eingang im Kassenbuch, den Überschuss steckte er in seine eigene Tasche und gab ihn im Puff aus. „Sämtliche Kontrollmechanismen haben versagt, obwohl die Taten für jeden Laien erkennbar waren“, kritisierte sein Verteidiger.

Es war auch kein Kontrolleur, der den 36-Jährigen auffliegen ließ, sondern seine Schwester: Die arbeitet auch im Miesbacher Gericht und übernahm 2009 das Kassenbuch, als der jetzt Verurteilte im Krankenhaus lag. „Sie hat die Fehler entdeckt“, so der Justizbeamte.

Zuvor war ihm zwar kurzzeitig die Kontrolle über die Kasse entzogen worden, weil Kontoauszüge fehlten, dann erhielt er aber weiter Zugang zu dem Konto. Fast fünf Jahre – von 2004 bis 2009 – konnte er so sein Liebesleben aus der Staatskasse finanzieren. Jetzt hat ihn das Landgericht wegen Untreue verurteilt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.