Justiz versteigert Diebesgut und Fluchtautos

Der Freistaat versteigert auf einer Internetplattform Diebesgut und sichergestellte Beute. Selbst Fluchtfahrzeuge sind darunter. Selbst einen Porsche 911 bekommt man per Mausklick auf der staatseigenen Auktionsseite justiz-auktion.de
München - Eine Umweltplakette hat der Porsche 911 Carrera nicht und auch der TÜV ist seit fast fünf Jahren abgelaufen. Trotzdem sind 19 Bieter bei der Online-Versteigerung „Justiz-Auktion.de“ im Rennen. Das Höchstgebot für den Flitzer liegt derzeit bei 11 666 Euro. Justiz-Auktion.de funktioniert im Grunde genommen wie EBay - den Nervenkitzel gibt’s allerdings gratis dazu. Auf der Plattform der Justizministerien gibt es Tatwerkzeuge und Fluchtautos, Schmuggelware und Diebesgut. Alles ganz legal, versteht sich. Denn wenn nach einem Diebstahl die Beute keinem Eigentümer zugeordnet werden kann, gehören die „eingezogenen Gegenstände“ dem Staat. Der darf sie auf der Plattform zu Geld machen, auch Gerichtsvollzieher, Amtsgerichte und Justizbehörden. Nur Otto-Normal-Bürger darf solche Dinge nicht anbieten, andernfalls würde er sich der Hehlerei schuldig machen.
3400 Playstations haben in Bayern so schon den Besitzer gewechselt, dazu eine Wagenladung Salami selbst Hochzeitskleider kamen schon unter den Hammer. Auch eine Schneefräse ist aktuell dabei, Startgebot 250 Euro. Eine gute Investition, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Auch Tatwerkzeuge werden bei der Auktion zu Geld gemacht. Allerdings sind keine Waffen dabei, die werden eingeschmolzen und vernichtet. Reichlich makaber ist die Versteigerung eines Seat Leon. Er wurde bei einem Raubüberfall auf einen Juwelier in Wuppertal als Fluchtwagen benützt, dabei wurde eine Verkäuferin erschossen. Startgebot für das Gangster-Mobil: 250 Euro.
Für den 911er Porsche können Interessenten noch bis 29. August, Schlag 22 Uhr bieten. Versteigert wird der Flitzer im Auftrag des Amtsgerichts Landau. Leider erfährt man dort nichts über die Vorgeschichte. Wer bei der zuständigen Obergerichtsvollzieherin telefonisch nachfragt, bekommt ein fröhliches Lachen als Antwort, aber keine Details. „Dazu dürfen wir nichts sagen“, erklärt Roswitha Kellermann. Wäre der Anbieter des Porsche die Staatsanwaltschaft, könnte man vermuten, dass er aus dem Umfeld einer Straftat stammt. In diesem Fall ist es wahrscheinlicher, dass der Flitzer bei seinem Besitzer lediglich gepfändet wurde. Bayern ist seit 2010 bei der Internetauktion dabei. Im ersten Jahr hat der Freistaat rund 35 000 Euro eingenommen. 2014 waren es bis April immerhin schon knapp 616 000 Euro.