Justin Bieber und das Affen-Theater von Riem

"Er hat sich keine Freunde gemacht." Am Freitag gastiert der Sänger wieder in München – im Tierheim werden unangenehme Erinnerungen wach.
von  Natalie Kettinger
Erst 14 Wochen alt und schon ein Promi: Kapuziner-Äffchen "Mally" (kleines Foto) 2013 im Münchner Tierheim.
Erst 14 Wochen alt und schon ein Promi: Kapuziner-Äffchen "Mally" (kleines Foto) 2013 im Münchner Tierheim. © Petra Schramek, dpa

Für die einen ist er ein zweiter Michael Jackson, für die anderen Persona non grata: Justin Bieber, der heute in Berlin seine Europa-Tournee beginnt. Am Freitag tritt der 22-Jährige in der Münchner Olympiahalle auf – und das weckt in der Stadt durchaus gemischte Gefühle.

Während die "Beliebers" das Konzert kaum erwarten können, denkt man im Riemer Tierheim mit Grauen an das "Affen-Theater" vom Frühjahr 2013 zurück: Damals war der Musiker mit seinem Privatjet in München gelandet und hatte das erst 14 Wochen alte Kapuziner-Äffchen "Mally" mitgebracht. Weil Bieber weder tier- noch artenschutzrechtliche Dokumente für den kleinen Primaten vorlegen konnte, wurde Mally vom Zoll beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht.

Zwei Monate wurde Mally dort versorgt – acht Wochen, in denen sich Medienvertreter aller Herren Länder die Gehege-Klinke in die Hand gaben, Reporter aus New York und Hongkong um Interviews mit den Pflegern baten und Bieber-Fans vor der Tür Schlange standen.

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"Wir haben Hunderte Briefe von jungen Mädchen bekommen, die Justin Bieber treffen wollten, wenn er den Affen abholt", erzählt Judith Brettmeister vom Münchner Tierschutzverein. "Außerdem sollte ich etliche Liebesbriefe von Fans an Bieber übergeben, wenn er kommt." Sogar der heutige Chef des Kanzleramtes Peter Altmaier (CDU), damals Bundesumweltminister, besuchte "Mally". Nur einer ließ sich nicht blicken: Justin Bieber.

Bieber hat sich nie mehr nach dem Affen erkundigt

"Er hat sich im Tierheim keine Freunde gemacht", sagt Judith Brettmeister – zumal der gebürtige Kanadier mit Wohnsitz in Atlanta sich auch noch monatelang weigerte, für die Unterbringung des Äffchens aufzukommen.

Rund 6.000 Euro hatte ihm der Tierschutzverein in Rechnung gestellt, außerdem verdonnerte ihn das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zu einem Bußgeld von 2.100 Euro – und wartete ebenfalls. Um die Forderungen durchzusetzen, stellte die Behörde schließlich ein Rechtshilfeersuchen in den USA. Trotzdem dauerte es fast ein Jahr, bis Bieber zahlte.

"Er hat alles beglichen", sagt Martin Brandlhuber vom Hauptzollamt München. "Er darf wieder einreisen."

Sein Äffchen scheint der Sänger vergessen zu haben. Er hat sich nie nach ihm erkundigt – nicht beim Tierheim und nicht beim Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen, wo Mally seit Ende Mai 2013 lebt.

"Dem Affen geht ihm prima", sagt Sprecherin Asta Knoth. "Wir haben ihn in einer Gruppe mit sechs weiteren Weißschulter-Kapuzinern untergebracht. Er fühlt sich wohl." In der Anfangszeit habe das Jungtier Schwierigkeiten gehabt, sich einzugewöhnen. "Er war sehr stark auf Menschen fixiert und musste erst einmal lernen, dass er ein Affe ist und kein Mensch." Mittlerweile habe sich das gelegt und eigentlich unterscheide Mally nur noch eines von seinen Artgenossen: "Er ist der einzige Affe hier, der auf seinen Namen hört."

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