Jungbäuerinnen lassen die Hüllen fallen
MÜNCHEN - Kühe, Gänse und leichtbekleidete Mädchen: Die bayerischen Jungbauern haben in München ihren Kalender für das Jahr 2010 vorgestellt. Was ihn von anderen erotischen Kunstwerken unterscheidet.
Kathrin aus Mittelfranken macht kurzen Prozess mit so mancher Männerfantasie. Nein, ganz gewiss laufe sie Zuhause im Stall nicht so leichtbekleidet herum, wie sie im neuen Jungbauernkalender 2010 abgebildet ist, sagt die 22-jährige Blondine in breitem Fränkisch. Und auch Dauerlächeln sei im Stall nicht angesagt: „Den Kühen ist es ja egal, ob man so lange grinst oder nicht.“
Kathrin ist eine von sechs jungen bayerischen Frauen, die sich zusammen mit sechs Österreicherinnen, für die deutsche Ausgabe des Jungbauernkalenders entblättert und in sinnliche Posen geworfen haben. Alleine in Deutschland haben sich 250 Frauen, die selbst in der Landwirtschaft arbeiten oder einen Bezug dazu haben, um einen der Plätze im Kalender beworben, wie die Macher bei der Präsentation am Donnerstag in München erzählen.
„Ich hab' mir gedacht, machst einfach mit“, sagt Kathrin. Als sie dann genommen worden sei, habe sie es erst gar nicht glauben können. Das Fotoshooting dann habe sie aber sehr genossen, versichert die 22-Jährige. Sie würde es jederzeit wiedermachen. Und außerdem könne man mit so einem Kalender das Prestige der Landwirtschaft ein bisschen aufmöbeln.
Auf den Bildern mischt sich Landwirtschaft mit Erotik. Da steht die 19-jährige Lisa aus der Oberpfalz in Strapsen zwischen Gänsen. Charlotte aus der Steiermark hat sich zur Spitzenunterwäsche Gummistiefel angezogen, ein Lamm unter den Arm geklemmt und sich zwischen Schafe gestellt. Warum die beiden mit den Tieren posieren bleibt allerdings offen. Denn, wie die kurzen Texte des Kalenders verraten, stammt Charlotte von einem Weinbaubetrieb. Lisas Eltern halten Milchkühe und sie selbst fährt am liebsten Traktor.
Weniger nackte Haut als in den Vorjahren
Wer auf nackte Tatsachen und explizite Erotik hofft, den dürfte der neue Jungbauernkalender enttäuschen. Fotografin Suzy Stöckl aus Österreich hat ihre Amateurmodels recht züchtig in Szene gesetzt, sie zeigen weniger nackte Haut als in den Vorjahren. Nur auf zwei der Aufnahmen blitzen Brustwarzen durch dünnen Stoff. Sie habe es den Mädchen überlassen, wie weit sie gehen wollten, sagt Stöckl. „Ich bin keine, die dann bohrt und stichelt“, betont sie. Und überhaupt sei es ihr wichtig gewesen, die Persönlichkeit der Models zu zeigen und sie nicht zu Objekten zu machen.
Der bayerische Jungbauernchef Ludwig Raßhofer ist mit dem Ergebnis jedenfalls sichtlich zufrieden. „Der ist jedes Jahr eine kleine Sensation“, sagt er über das auf 5.000 Exemplare limitierte Werk und hofft auf rege Verkäufe. Es müsse ja nicht immer der Pirelli-Kalender sein.
Zwar soll der Kalender das Image der Landwirtschaft aufpolieren, Raßhofer sieht allerdings auch Grenzen des Machbaren: „Die Milchpreise werden wegen unserem Kalender nicht steigen.“
Christof Rührmair (AP)
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