Jugendliche klären Gleichaltrige über Alkoholmissbrauch auf

Feiern ohne Vollrausch: Jugendliche klären auf der Münchner "Feierbanane" über Alkohol auf – mit großem Erfolg.
von  Sophie Anfang
Daniel Daum (20) und Anne Krüger (21) sind als "Peers" nachts auf der "Feierbanane" unterwegs - und sprechen mit Gleichaltrigen über bewussten Alkoholkonsum.
Daniel Daum (20) und Anne Krüger (21) sind als "Peers" nachts auf der "Feierbanane" unterwegs - und sprechen mit Gleichaltrigen über bewussten Alkoholkonsum. © Sophie Anfang

Feiern ohne Vollrausch: Jugendliche klären auf der Münchner "Feierbanane" über Alkoholmissbrauch auf – mit großem Erfolg.

München - Wenn Münchens Jugend feiern will, dann zieht es sie auf die „Feierbanane“: Gut 10 000 Menschen sind jedes Wochenende in den gut 20 Clubs zwischen Sendlinger Tor und Maximiliansplatz unterwegs. Nicht selten ist dabei Alkohol im Spiel, gerne auch mal zuviel. Damit der feuchtfröhliche Abend nicht mit einem bösen Erwachen endet, sind jetzt sogenannte „Peers“ unterwegs. Sie sollen ihre Altersgenossen für einen bewussten Alkoholgenuss sensibilisieren – ohne moralischen Zeigefinger.

„Chexxs!“ heißt das Projekt, das die Stadt München zusammen mit Condrobs und der Stiftung Sehnsucht entwickelt hat. Die Botschaft: Alkohol ist okay – aber in Maßen. Zehn geschulte Jugendliche sollen sie an den Wochenenden auf Münchens Feiermeile verbreiten.

Anne Krüger ist eine von ihnen. Die 21-Jährige ist seit Beginn der Projekts Mitte September dabei. Tagsüber studiert sie Soziale Arbeit, an den Wochenenden ist sie nachts öfter mit zwei anderen „Peers“ auf der „Feierbanane“ unterwegs. Ihre Ausrüstung: leuchtblaue Jacken, Alkomaten, Projekt-Flyer – und Süßigkeiten.

Denn die Jugendlichen lassen ihre Altersgenossen erst ihren Promillewert schätzen und dann ins Röhrchen blasen. Damit sollen die Feiernden dafür sensibilisiert werden, wie viel sie schon getrunken haben.

Wer unter 0,5 Promille hat, kann sich Freude. „Den dürfen wir belohnen“, sagt Krüger: mit Süßkram, Knabbereien oder Armbändern. „Schokolade geht immer am besten“, sagt Daniel Daum (20), der auch als „Peer“ unterwegs ist.

Blöd angemacht seien sie noch nie worden. „Grundsätzlich reagieren die Leute super positiv auf uns“, sagt Krüger. Viele lassen sich gerne testen.

Die Meisten kommen auf 0,5 bis 0,8 Promille. Wer mehr hat, kann es oft nicht glauben: „Wenn jemand denkt, er hat 0,8 und dann sind es doch 1,5 Promille: Der ist dann schon erschrocken“, sagt Krüger – und trinkt dann auch weniger, hoffen die „Peers“.

Einwenden könnte man, dass das Projekt sich nur an Jugendliche richtet, die ohnehin nur moderat getrunken haben. Wer richtig blau ist, wird gar nicht erst von den „Peers“ angesprochen. „Die sind nicht die Zielgruppe“, sagt Daum. An die kommen sie nicht mehr ran.

Die Polizei findet die Idee trotzdem gut: „Fast 100 Prozent der Gewaltdelikte werden unter Alkoholeinfluss begangen“, sagt Michael Fleck vom Polizeipräsidium München. Deshalb sei Aufklärung gut.

Selbst die Clubbetreiber sind mit im Boot – obwohl sie vom Alkoholverkauf eigentlich profitieren. Betrunkene Jugendliche vor der Tür wolle niemand haben, sagt Mathias Scheffel vom Pascha Club. Die jungen Leute sollen in einem sicheren Rahmen feiern: „Wir wollen ja, dass sie wiederkommen.“

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