Jünger, weiblicher, mit Stil - die Zukunft der CSU?
Die CSU will mit Stilsicherheit und Weiblichkeit überzeugen. Deswegen stellt sie jetzt eine junge Kandidatin fürs Bürgermeisteramt: Kristina Frank. Sie möchte das "Lebensgefühl der Münchner wieder treffen".
München - Die letzte bayerische Landtagswahl signalisierte der CSU überdeutlich: Es ist höchste "Zeit für neue Stärke", so das Motto der Basistour, die sich der neue Parteivorsitzende Markus Söder selbst verordnet hat. Für kommenden Dienstagabend haben sich um die 350 Münchener Parteifreunde angemeldet, um ihre Meinung zu Söders "Reformprozess" zu sagen und mit Ideen zu bereichern.
Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, aber Söder vermutet schon vorher, dass sie gut wird. So sei es jedenfalls schon bei den Veranstaltungen in Ingolstadt, Kulmbach, Rosenheim und Nürnberg gewesen, allesamt "keine Jammertouren". München ist für die CSU schon immer eine besondere Herausforderung gewesen.
Mit einer Ausnahme, die dann auch wenig ruhmvoll endete, hat sie es nie geschafft, sich bei den Oberbürgermeisterwahlen gegen die SPD-Kandidaten und -Amtsinhaber durchzusetzen. Zudem war die München-CSU jahrzehntelang durch innere Querelen geschwächt. Jetzt ist nach Umfragen die gebeutelte SPD auch in München auf einen Zustimmungswert um die 15 Prozent gesunken.
Kristina Frank will das Lebensgefühl der Münchner treffen
Gegen den 60-jährigen Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) hat die CSU bereits ihre Kommunalpolitikerin Kristina Frank in Stellung gebracht, die in wenigen Tagen erst 38 Jahre alt wird. Der Ausgang der Wahl in München in etwa einem Jahr sei "völlig offen", sagt Söder. Sie wolle das "Lebensgefühl der Münchener wieder treffen", sagt Kandidatin Frank, wobei das "wieder" darauf hindeutet, dass dies wohl nicht immer der Fall war.
Dem SPD-Amtsinhaber werde angesichts der Schwäche seiner Partei nichts anderes übrig bleiben, als sich irgendwie "vom SPD-Trend zu entkoppeln". Frank freut sich über ihren "sagenhaften" Bekanntheitsgrad in München, wo sie angeblich schon 48 Prozent der Wähler kennen. Frank ist eine Kandidatin, wie sie sich Söder vorstellt. "Jünger und weiblicher" soll nach seinem Willen ja die gesamte CSU werden, aber auch "Profil mit Stil" zeigen.
Dazu passt auch die OB-Kandidatur der Augsburger CSU-Kommunalpolitikerin Eva Weber (41), die Kurt Gribl (CSU, 54) nachfolgen will, der 2020 nicht wieder antritt. Hört man den CSU-Chef, wie er von den erfolgreichen Treffen im Rahmen der "Basistour" und den vielen neuen Ideen schwärmt, könnte man annehmen, in der Vergangenheit sei so gut wie alles falsch gelaufen.
CSU "beginnt wieder etwas, an ihre Möglichkeiten zu glauben"
Die Partei, hält sich Söder auch ein wenig selbst zugute, "beginnt wieder etwas, an ihre Möglichkeiten zu glauben". War das vorher nicht der Fall? Oder: Als Unionsfamilie sind wir wieder eins. Vorher war es sehr, sehr schwierig". Und: Der Kurs der CSU bei der Europawahl sei ein ganz anderer als vor fünf Jahren: "Damals wusste die CSU gar nicht, wie sie auf Europa eingehen soll."
Äußerungen, die noch bis vor wenigen Monaten eine entsprechende Replik des damals noch amtierenden CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zur Folge gehabt hätten. Doch jetzt regt sich darüber niemand mehr auf. Obwohl noch Bundesinnenminister, ist Seehofer von der CSU-Bühne nahezu vollständig verschwunden. Die CSU-Europapolitiker sind über den Kurswechsel hin zu einer klar proeuropäischen Politik begeistert.
"Ich habe mich in der Partei schon lange nicht mehr so wohlgefühlt wie mit dieser klaren Europa-Orientierung", sagt der Münchner Europa-Kandidat Bernd Posselt. Er war vor fünf Jahren nicht mehr ins Europaparlament gekommen, weil die CSU wegen eines schwer nachvollziehbaren Kurses ein schlechtes Ergebnis einfuhr. Derzeit hielten schon 60 Prozent der Bürger die Europawahl für einen wichtigen Wahlgang.
Markus Söder will Vertrauen von Zugezogenen
Vor fünf Jahren seien es kurz vor der Wahl nur 22 Prozent gewesen. Das stimme sehr optimistisch. Die CSU will alles daran setzen, ihren Vizevorsitzenden Manfred Weber als Spitzenkandidaten der europäischen Volksparteien in das Büro des EU-Kommissionspräsidenten zu hieven. "Wir waren schon mal Papst, aber noch nie an der Spitze der EU-Kommission", wirbt Posselt und meint damit die Bayern: "Das ist eine sehr seltene Jahrhundert-Chance."
Parallel dazu ist die Parteispitze mit der "Revitalisierung der Idee der Volkspartei" (Söder) beschäftigt. Die "Basistour" durch alle Bezirksverbände sowie eine von Generalsekretär Markus Blume gegründete Reformkommission sollen im Herbst mit dem großen "Reformparteitag" und einer überarbeiteten Satzung gekrönt werden. Der verbale Aufwand Söders dafür ist schon mal beachtlich.
Ein einfaches Durchschnaufen reiche nicht, "wir müssen durchstarten", sagte er in Oberfranken. "Politik bedeutet Kondition", fügte er in München hinzu. Die Partei müsse "das Vertrauen der Zugezogenen gewinnen", meinte er in Rosenheim. Auch das ist eine Erkenntnis aus den Fehlern früherer Zeiten, in denen manche in der CSU magere Wahlergebnisse mit dem Hinweis erklärten, dass die Zugereisten die Genialität der CSU-Politik einfach nicht erkannt hätten.
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