Jubiläums-Lauf trotz Corona: 50. Marathon zum 50. Geburtstag
München - Der Münchner Marcus Radecker läuft für sein Leben gern. Die Wettkampfzeit ist ihm fast egal. Unterwegs schickt er seiner Frau Bilder, per Smartphone, spontan geschossen. Eigentlich wollte Radecker zum Geburtstag zum 50. Mal einen offiziellen Marathon bestreiten, in Jerusalem und später in Bethlehem. Doch die Läufe wurden abgesagt. Jetzt läuft er seine eigene Strecke, in seiner Heimatstadt.
50. Marathon zum 50. Geburtstag: "Den ersten langen Lauf vergisst man nicht"
AZ: Herr Radecker, wann sind Sie Ihren ersten Marathon gelaufen?
MARKUS RADECKER: Juli 2009, in Füssen.
Und daran können Sie sich so gut erinnern?
Ich habe alles dokumentiert, zum Beispiel auf Instagram, unter meinem Account 50_marathons_by_50. Und außerdem: Den ersten langen Lauf vergisst man nicht.
Wie kamen Sie zum Marathonlauf?
Während meiner Unizeit in Mexiko City, wo ich aufgewachsen bin, lief ich sehr viel, um fit zu sein, jeden Morgen 60 Runden um den Trainingsplatz. 24 Kilometer lief ich da immer und lernte nebenbei russisch auf Kassette per Walkman. Danach lief ich nicht mehr, fast 17 oder 18 Jahre lang. Dann kam der Stadtlauf 2007, zehn Kilometer. Kurz zuvor war ich nach München gezogen. So kam ich wieder auf den Geschmack.
"Man muss sich ja etwas vornehmen im Leben"
Wie war das, nach so langer Zeit wieder anzufangen?
Ich bin schon immer mit dem Fahrrad in die Arbeit gefahren, etwa fünf Kilometer. In der Mittagspause war ich oft joggen, etwa 40 Minuten im Riemer Park. Dadurch hatte ich eine Grundfitness.
Wann haben Sie sich vorgenommen, 50 Marathons vor ihrem 50. zu laufen?
Vor etwa fünf Jahren. Weil es einfach eine runde Zahl ist. Man muss sich ja etwas vornehmen im Leben. Außerdem: Wer viele Marathons läuft, sieht auch viele Städte. Und ich reise ja so gerne. Ab und zu laufe ich auch mit Freunden. Wie zum Beispiel den Weinmarathon Frankreich.
Was genau ist ein Weinmarathon?
Man läuft an den Châteaus entlang und im Schloss gibt es dann jeweils einen Wein, einen kleinen Schluck zum Probieren, dazu einen Schluck Wasser. Im Gegensatz zu normalen Marathon-Läufen kommen hier alle an (lacht). Ist aber immer die offizielle Streckenlänge, 42 Kilometer. Wer da zu gute Zeiten läuft, hat den Lauf nicht genossen.
Marcus Radecker trainiert zwei bis drei Mal pro Woche
Man kann also sagen, Sie sind ein Genießer, auch beim Laufen?
So ist es, das kommt vom lateinamerikanischen Blut. Meine Mutter ist Argentinierin, dort bin ich auch geboren, in Buenos Aires, im Deutschen Krankenhaus, 1970.
Trainieren Sie eigentlich viel für den Lauf?
In letzter Zeit etwas häufiger. Ich gehe etwa zwei bis drei Mal pro Woche joggen.
Ihre Frau hat erzählt, dass Sie nicht auf die Zeit schauen und unterwegs Bilder schicken. Stimmt das?
Ja, absolut. Ich brauche immer um die fünf Stunden für die 42 Kilometer. Mein einziges Ziel ist, gesund zu bleiben und nicht der Letzte zu sein. Die Bilder schicke ich dann immer in die Whatsapp-Gruppe der Familie, wo sie auch mein Sohn (17) und meine Tochter (15) sehen können. Beide sind in Brasilien geboren. Portugiesisch haben sie zwar schon verlernt. Aber sie essen noch gerne brasilianisch, Reis und Bohnen vor allem.
Wie wird Ihre Münchner Marathon-Strecke am Dienstag aussehen?
An meinem Geburtstag werde ich um sechs Uhr morgens in Trudering loslaufen. Kreillerstraße, Prinzregentenstraße, Friedensengel, Flaucher, kurz vor dem Zoo drehe ich um, Richtung Norden bis Unterföhring, an der Isar entlang, da drehe ich wieder um Richtung Süden, bis zur Prinzregentenstraße, zurück Richtung Trudering.
Start und Ziel wird also vor meiner Haustüre sein. Gegen Mittag möchte ich wieder ankommen. Wie immer werde ich das genießen. Ich schätze es übrigens sehr, dass man in Deutschland noch hinaus darf. In vielen anderen Ländern ist das ja leider nicht mehr so, wie etwa in Spanien. Und selbstverständlich werde ich die vorgegebenen Abstandsregeln einhalten.
"Mein Ziel ist, die 100 vollzukriegen"
Haben Sie sich für den Lauf eigentlich irgendwo angemeldet?
Ja, bei "Social Distancing Run", von der Marathon Training Academy. Da laufen Menschen aus der ganzen Welt mit. Die Organisation wird mir dann eine Medaille zusenden.
Wie findet Ihre Frau das alles eigentlich?
Die glaubte mir nie, dass ich das schaffe, 50 Marathons zu laufen. Sie sagte: Aber nach dem 50. hörst du doch hoffentlich auf, oder? Aber mein Ziel ist, die 100 vollzukriegen. Der Boston-Marathon wäre ein großer Traum, aber dafür müsste ich zehn bis 15 Kilogramm abnehmen, um bessere Zeiten laufen zu können und mich zu qualifizieren.
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