Jubiläum für Sepp Krätz: Der Wirt der Herzen - und Schmerzen

München - Er ist bekannt wie ein bunter Hund in dieser Stadt - geliebt, geachtet, gefürchtet. Kaum einer, der Sepp Krätz nicht kennt - und keine Meinung zu ihm hat.
Und obwohl sich der manchmal vielleicht ein bisserl zu leidenschaftliche Vollblut-Wirt aus dem Blitz- und Rampenlicht zurückgezogen hat, so wurschtelt und wirbelt er doch äußerst erfolgreich im neuen Andechser am Dom herum.
Sepp Krätz feiert 67. Geburtstag und 40-jähriges Jubiläum
Während der Wirtshaus-Wiesn hat er hier, wenige Meter entfernt vom alten Andechser, wo nun die FC-Bayern-Erlebniswelt thront, einfach wieder sein legendäres Wiesnzelt Hippodrom aufgebaut. Freilich viel kleiner, aber nicht weniger stimmungsvoll.
Am Sonntag wird der Sepp hier im Getümmel seiner vielen Stammgäste aus München und Umgebung, der Schweiz und Österreich, gleich zwei Gründe haben, anzustoßen.
1. Er wird fitte 67.
2. An seinem Geburtstag hat er gleichzeitig 40. Berufsjubiläum.
Sepp Krätz machte Waldwirtschaft zu einem der Promi-Hotspots
Zur AZ sagt der Bauernsohn und einst jüngste Metzgermeister Bayerns: "Am Sonntag vor 40 Jahren hab ich mit 17 Jahren mein erstes Bier gezapft. Wahnsinn, was dann so alles passiert ist."
Gutes, Tolles, Schlechtes. Sepp Krätz ist der Wirt der Herzen - und mitunter auch der Schmerzen.
Nachdem er als Schankkellner im Hirschgarten erste Erfahrungen gesammelt hatte, machte er sich mit nur 26 Jahren selbstständig und die Waldwirtschaft zu einem der Promi-Hotspots. Krätz' Erfolgsrezept? Eine gehobene Biergartenkultur.
"Ich hab meinen Frieden mit allem gemacht"
Im Hippodrom wurde seine Champagner-Bar erst Anziehungspunkt - dann Verhängnis. Der Absturz ist bekannt: Wegen Steuerhinterziehung verlor Sepp Krätz so ziemlich alles. Doch was er schon einmal packte, nämlich sich von ganz unten alles selbst aufzubauen, das wiederholte er einfach. Mit Rückendeckung seiner Frau Tina (selbst Wiesnwirtetochter), Sohn Arthur (11) und seiner Töchter Stefanie und Julia aus der ersten Ehe, die ihn bereits zum Doppel-Opa machten. Krätz begann, bayerische Wagyu-Rinder zu züchten (aktuell hat er 200) - und sich als Wirt in ungewohnter Zurückhaltung zu üben.
"Die Füße hochzulegen, wär mir zu fad gewesen", resümiert er. Und: "Mein Leben war nie langweilig." Ob er was bereut? Da grinst er nur und sagt: "Ich hab meinen Frieden mit allem gemacht. Mir geht's pfundig. Ich liebe meinen Beruf, meine Gäste, meine Familie - mein Leben. Was Schöneres gibt's doch gar nicht, oder?"